oder für Landratten 74.080 km. Zur Feier des Tages haben wir heute einen kapitalen Mahi Mahi an Bord gezogen und es gibt mal wieder Sushi bis zum Abwinken und dazu eine gutgekühlte Flasche Lambrusco. Wir hatten uns selbst noch ein paar letzte Badetage in den Bahamas verordnet, bevor wir endgültig in den kalten Nordatlantik aufgebrochen sind. Auch wollten wir uns noch mit Dani und Bernd vom Kat Shangri La treffen und dann Christoph`s Geburtstag in Ruhe zelebrieren. Was eignet sich da besser als ein paar wunderschöne Inseln umgeben von glasklarem, türkisen und angenehm warmem Wasser.
So sind wir zum Drüberstreuen noch etwas die Exumas-Kette hinaufgefahren bevor wir in den unberechenbaren Atlantik abgebogen sind. Jetzt stehen wir gerade bei totaler Flaute mitten im Nordwestatlantik und wundern uns, dass uns die Strömung mit 1,5-2 Ktn., aber nach Süden, versetzt. Eine nördliche Tendenz wäre ja normal, nennt sich auch Golfstrom, aber südlich?!? Da müssen wir bei nächster Gelegenheit noch mal im Internet nachsehen. Wir sind ja noch sehr früh in der Saison dran und da ist die Wetterlage noch nicht sehr stabil, wie wir auch merken.
Entweder Flaute, Wind auf die Schnauze oder Sturmtiefs, die einem das Fürchten lehren können. So eines hat uns vor drei Tagen eiskalt erwischt.Mitten in der stockdusteren Neumondnacht, in einer stark befahrenen Schifffahrtsstraße und genau hinter uns ein riesiger Containerfrachter in unserem Kielwasser. Innerhalb von Sekunden frischt der Wind von angenehmen 15 Knötchen auf resche 45 Knoten und mehr in den Böen auf.
Noch bevor wir richtig reagieren können, ist uns schon die Genua in Fetzen um die Ohren geflogen und das Schiff hat bedenkliche Lage geschoben. Wir nur so schnell wie möglich versucht alles zu bergen um den Schaden in Grenzen zu halten, denn bei diesem Regen und Wellen war die Sicht gleich Null. So haben wir uns dann die restliche Nacht treiben lassen und in der Früh die Sturmfock an der Babystag gesetzt. Die Rollanlage ist zum Glück nicht beschädigt, aber die Reste vom Segel sind komplett um die Vorstag gewickelt und so auf normalem Wege nicht zu bergen.
So haben wir auf eine Windpause gewartet und dann ist Christoph in den Mast rauf und hat mit dem Messer die verwickelten Segelreste von der Rollanlage geschnitten. Da aber von oben nicht alles erreichbar war, habe ich ihn auch noch mit dem Spinakerfall die Vorstag raufziehen dürfen und das natürlich bei nettem Wellengang. Ich unten gestanden und ihn gesichert und er ist dort oben gehangen verkrallt wie ein Äffchen und ist von einer Seite zur Anderen gependelt. Nach drei Stunden waren wir beide fertig, aber nicht nur von den Kräften her.
Aber es hat geklappt, wir haben die restlichen Fragmente aus der Schiene ziehen können und am nächsten Tag bei Flaute haben wir unsere Ersatzgenua setzen können. Wie gut das wir (fast) alles in zweifacher Ausfertigung an Bord haben, denn 1000 Meilen ohne einem gescheiten Vorsegel wären für uns einfach undenkbar.
sytaurus hat am Mai 23rd, 2016 17:11 geantwortet:
tja, das war schon eine Menge Arbeit und das bei diesem Wellengang. Ich habe ja nur gesichert und gezittert, aber Christoph ist in luftigen Höhen am schwankenden Maast gehangen und musste mir vertrauen – da gebührt ihm sicher der Hauptanteil deines Lobes!