18.08.2010

Mo. 16.08.2010 – Behördenmarathon u. Walzerklänge

Da wir schon von anderen Seglern erfahren haben, dass die Behördengänge in Südamerika länger dauern können, sind wir gleich morgens mit dem Beiboot beim Yachtclub angelandet. Zum Glück war jemand da und wir konnten uns dort landfein machen und unser Boot sicher verwahren. Rundherum sind nämlich bereits Favelas und gestern haben wir mit Bauchweh das Dinghi am Strand vor dem Club liegen gelassen (ist aber zum Glück nichts weggekommen). Christoph hat sich widerwillig bei der Hitze in lange Hosen, Hemd und geschlossene Schuhe geworfen, da hier bei offiziellen Stellen sehr auf Etikette geachtet wird (und wir natürlich nicht negativ auffallen wollen). Gestern hatte ich noch  versucht mich verbal verständlich zu machen und bin damit kläglich gescheitert, da das brasilianische Portugiesisch kaum aussprechbar ist (in weiser Voraussicht habe ich einen Sprachführer portugiesisch und ein Wörterbuch brasilianisches Portugiesisch mitgenommen). Heute bin ich gescheiter und habe nämlich einen Zettel mit unserem Anliegen geschrieben, den ich einfach jedem, wie bei einem Banküberfall mit einem Lächeln in die Hand drücke. Wir ernten damit zwar anfangs immer verwunderte Blicke, die sich jedoch schnell in Erleichterung  ändern. Zuerst müssen wir den Weg zu der policia entrada (Polizei-Passstelle) finden, wo wir die Einreisebestätigung und den Stempel im Pass bekommen, dann geht es weiter zur receita federal (Zoll) wo sie uns ein Loch über den Wert des Schiffes sowie seines Inhaltes in den Bauch fragen und zu guter Letzt noch in die capitania dos portos (Hafenbehörde). In jedem Amt werden Berge an Formularen ausgefüllt und wir haben ca. zwei Stunden pro Stelle gebraucht, obwohl wir die Einzigen waren und immer sofort sehr nett und bevorzugt behandelt wurden. Es ist unglaublich, wie bemüht die Brasilianer sind, obwohl wir kaum portugiesisch und sie nur sehr schlecht englisch können, aber mit gutem Willen, Händen und Füßen geht alles. Das Erschreckende ist nur, dass wir bei unserer Abreise den gesamten Marathon nochmals machen müssen um die Laufzettel für den nächsten Hafen (Rio) zu bekommen und dort nochmals alle Stellen abklappern müssen – der Amtsschimmel wiehert!

Restaurant mit Donauwalzer

Am frühen Nachmittag sind wir hungrig in ein kleines Restaurant eingefallen, nachdem wir mit dem Kellner so schlecht und recht kommuniziert haben, erklang plötzlich aus dem Lautsprecher, man glaubt es kaum, der Donauwalzer. Wir waren fasziniert, dass hier jemand weiß, dass Strauss Vater und Sohn aus Österreich sind bzw. diese Art von Musik hier bekannt ist. 

Bootswrack

Da war natürlich das (nicht vorhandene) Eis gebrochen und wir haben mit englisch, französisch und ein paar Brocken spanisch/portugiesisch mit den Besitzern des Lokals Freundschaft geschlossen.  Später hat er uns sogar noch persönlich zum Internetladen gebracht (hätten wir selbst nie gefunden). Auch dort, kaum Englischkenntnisse aber irrsinnig freundlich und bemüht. Leider sind wir dort drauf gekommen, dass wir den Stick mit den Bildern am Schiff liegen gelassen haben – also morgen auf ein neues.

Kommentare

Hallo Babsi, nun habt Ihr ja wieder Land unter den Füßen. Es ist schon toll, was Ihr bisher geleistet habt. Viel Glück bei der Erledigung aller Formalitäten.
Liebe Grüße aus Berlin von Daniel und Helga.
Macht es weiterhin gut.

sytaurus hat am August 19th, 2010 18:20 geantwortet:

danke, war garnicht so schwer, wenn man es mit einem charmanten Laecheln macht und genug Geduld aufbringt

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