Da der Wetterbericht Donnerstagfrüh leichter werdende Winde für die nächsten Tage versprochen hat, waren wir bereits zum Fahnenappell um 8 Uhr bei der Armada um die Zarpe (Fahrgenehmigung) zu beantragen. Rasch und routiniert wurde uns diese ausgestellt und mit den besten Wünschen des netten Kommandanten ausgestattet sind wir bereits vor 9 Uhr in See gestochen.
Mit angenehmem Raumwind sind wir durch den Beagle-Kanal gerauscht und haben gegen Abend in der Caleta Lennox Norte geankert. Den ganzen Tag hatten wir guten Segelwind (na ja, manchmal ein bisschen zu wenig, sodass wir den Motor starten mussten) jedoch in der Nacht sind dann richtig heftige Böen (35-40kn) und Regenschauer auf uns niedergegangen, die den ganzen nächsten Tag angehalten haben. Da haben wir eben einen Pausentag eingelegt und uns als Bücherwürmer betätigt – wir müssen ja nicht bei jedem Wetter fahren!
Ach ja, gemeinerweise legen die Fischer hier ihre Krabbenkörbe mit langen Schwimmleinen aus und wir haben so eine geschnupft – Christoph durfte mal wieder schwimmen gehen und unsere Schraube befreien, aber diesmal mit Tauchanzug und Handschuhen (ich glaube ja, dass es ihm langsam gefällt in diesem klaren Wasser zu tauchen – hätten vielleicht doch einen Trockentauchanzug mitnehmen sollen). Samstag hat wieder die Sonne gelacht und der Wind sich etwas beruhigt, so haben wir die ruppige Bahia Nassau überquert und uns zwischen den Inseln und Untiefen (gemeinerweise sind viele knapp unter der Wasseroberfläche) bis zur Isla Herschel vorgetastet. In der Caleta Martial (mit einem der wenigen Sandstrände im Archipel) hatten wir den idealen Absprungplatz für das Kap gefunden. Sonntagmorgen – kaum Wind und Sonnenschein – was will man mehr! Bereits um 7 Uhr sind wir mit vollem Tatendrang zu unserer Kaperoberung gestartet, jedoch als wir unsere Nase aus dem Kanal gesteckt haben, ist uns der Wind mit 40-45 kn auf den Bug gestanden.
Also ein Stückchen zurück in den geschützten Kanal und erst einmal abwarten, da jetzt doch noch Zeit war, gab`s zur Feier des Tages leckere Frühstücks-Palatschinken. Um 10 Uhr hatte sich der Wind beruhigt und wir haben das Kap Hoorn bei Sonnenschein und fast Flaute (man glaubt es kaum) gerundet und in der Caleta Leon unterhalb des Leuchtturmes unseren Anker fallen lassen.
Da der Ankergrund mit Felsen und viel Kelb sehr unsicher ist und außerdem der Wind jederzeit drehen kann, sollte immer jemand an Bord bleiben. So sind wir abwechselnd an Land gerudert und haben die vielen Stufen bis zum Leuchtturm und dem Kap Hoorn-Monument erklommen. Es ist schon ein erhebendes Gefühl wirklich am Ende der Welt zu stehen und auf das berühmt-berüchtigte Kap hinab und die unendlichen Weiten der Drake-Passage zu sehen. Miguel, der diesjährige Leuchtturmwärter lebt hier mit Frau, Sohn sowie Hund und führt jeden stolz über „seine Insel“. Er erklärt uns in passablem Englisch die Inselgeschichte und beteuert uns, welches außergewöhnliche Glück wir mit dem Wetter haben.
Glücklich diesen Meilenstein der Seefahrergeschichte gemeistert zu haben und nicht über den Rand der Erde gekippt zu sein lassen wir einen Champagnerkorken knallen und machen uns anschließend unter Motor (totale Flaute) wieder auf den Weg zurück in die Caleta Martial. Zwei Stunden nachdem wir dort geankert haben frischt der Wind auf und steigert sich im Laufe der Nacht auf 55-58 kn mit Spitzen von über 64kn (hört sich an wie eine Flugzeugturbine und das ganze Schiff erzittert unter den Böen). Zum Glück liegt unser 32kg-Bügelanker mit 40m Stahlkette (10mm) auf gutem Sandgrund – trotzdem können wir diese Nacht kaum durchschlafen.
Morgen werden wir auf Wetterbesserung warten und erst dann unsere Rückfahrt nach Pto. Williams fortsetzen. Wind und Wetter ändern sich am Ende der Welt so unvorhersehbar schnell, dass die Wetterprognosen gar nicht mehr nachkommen. Uns kann jetzt kaum mehr etwas erschüttern – wir haben einen der beiden Segelmeilensteine bezwungen (und das bei schönstem Wetter)!!!
sytaurus hat am Februar 24th, 2011 18:13 geantwortet:
liegt scheinbar in der Familie, aber Christoph hat sich sehr tapfer geschlagen (außerdem ist er jetzt ja auch Familie – sind ja schließlich auf Hochzeitsreise!)