Gestern sind wir um 11 Uhr abends in den Bus nach Puno gestiegen, wo wir heute Morgen um knapp vor 5 Uhr mehr oder weniger ausgeschlafen angekommen sind. Leicht war ein Anschlussbus nach Copacabana auf der bolivianischen Seite des Titicacasees und weiter nach La Paz gefunden. Bereits um 7:30 Uhr sind wir wieder vom zugig kalten Busterminal in den kuschelig warmen Bus gestiegen. Die besseren Busse sind allesamt mit Liegesitzen und genügend Beinfreiheit ausgestatten (na ja, jemand mit langen Beinen wird trotzdem seine Probleme haben, aber wir sind ja beide zum Glück nicht so groß).
In Yunguyo waren die Zollformalitäten rasch und problemlos erledigt und wir sind schon weiter bis nach Copacabana, wo zurzeit die größte Fiesta zu Ehren der Stadtheiligen und des Unabhängigkeitstages Boliviens gefeiert wird. Bereits weit vor der Kathedrale haben die bunt geschmückten Autos Aufstellung zur Fahrzeugweihe genommen und in der ganzen Stadt war eine Art Volksfest im Gange. Überall Musikgruppen und Paraden, die mehr oder weniger gut gespielt haben (meistens haben sie sich von der Ferne gar nicht so schlecht angehört, jedoch in der Nähe hat man sich gewundert wie 20 Musiker zusammen so atonal spielen können).
Wir haben uns durch die Menge schieben lassen bis zur prächtigen maurischen Kathedrale (1605-1820) und der riesigen Capilla de Velas (Kerzenkapelle). Erst in Peru und Bolivien haben wir wieder reichgeschmückte und vergoldete Kirchen gesehen, hängt wahrscheinlich auch mit dem Alter und den Goldfunden in der Umgebung zusammen. Da die Menschen hier sehr gläubig sind, haben viele Blumenschmuck oder Heiligenstatuen bei sich um diese segnen zu lassen. Teilweise kommen sie von weit her, was man an den unterschiedlichen Trachten sehr gut erkennen kann. Es macht einfach Spaß sich irgendwo in ein Eck zu setzen und dem bunten Treiben zu zusehen. Bereits zu Mittag war bei einigen der Alkoholpegel schon sehr hoch und wie uns gesagt wurde gehören neben Fußball und Hahnenkämpfen, feiern, saufen und raufen zu den Lieblingssportarten der Bolivianos.
So sind wir nach einer launigen Mittagspause wieder in unseren den Bus gestiegen, jedoch nicht lange, denn wir mussten mit einer kleinen Fähre von San Pedro nach San Pablo de Tiquina übersetzen. Unser Bus ist dann auch gleich nachgekommen – die Autofähren hier würden wahrscheinlich nie eine Bewilligung in Europa bekommen. Entlang des tiefblauen Titicacasees sind wir dann über das Altiplano (Andenhochebene) vorbei an unzähligen Lamaherden zu der auf 3.660m Seehöhe gelegenen Metropole La Paz gelangt.
Die Vororte sind wie so oft Industrievierteln oder ärmere Bezirke und nicht sehr ansehnlich, aber wenn sich dann auf der Autopista El Alto plötzlich die Sicht auf die an die steilen Hänge geschmiegte Stadt eröffnet kann einem wirklich schwindelig werden. Alles scheint hier abwärts zu fließen und im fast 1.000m tieferen “Tal“ strahlen in den reicheren Bezirken zwischen modernen Glaspalästen noch die kolonialzeitlichen Häuser und Kirchen und über allem thront der 6.402m hohe schneebedeckte Illimani – alles in allem wirklich atemberaubend.
Wir haben Glück, denn der Bus wirft uns nur eine Gasse von unserem Hostel entfernt raus, so müssen wir unsere Rucksäcke nicht allzu weit tragen (komisch, die werden von Mal zu Mal schwerer). Nachdem wir alles abgeladen haben, ist es gleich mal auf Erkundungstour gegangen. Bereits nach drei Blöcken haben wir die Bemerkung in der Hotelbeschreibung „wenn dieser Hang nur nicht wäre“ verstanden, denn diese Stadt ist nicht nur atemberaubend sondern auch atemraubend.
PS.: Übrigens haben wir heute am Busterminal in Puno den Schalter von First Class gefunden und da war wirklich ein Schild drüber, dass sie in Insolvenz sind – so ein Pech muss man mal haben, bei hunderten Unternehmen das einzige Schlechte zu erwischen – na ja, war eben Schicksal.
sytaurus hat am August 12th, 2011 10:16 geantwortet:
Hallo ihr Beiden,
ihr habt euch auf jeden Fall die angenehmere Gegend in SA ausgesucht, aber wie es schon so schön heisst: es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsch angezogene Leute. Gerne schicken wir dir ein paar unserer Geistesblitze und Eindrücke, nur lass mir ein paar Tage Zeit zum Sammeln !