Heute war es endlich so weit, schon seit Tagen treffen die Gäste und Familienangehörigen ein und überall hört man fröhliches Gelächter und sieht die Rauchsäulen der Barbecuegriller aufsteigen. Wir sind jetzt neun Segler, die in der Bucht ankern und zur Feier des Tages haben manche Schiffe Flaggengala gesetzt. Natürlich haben auch wir über die Toppen gehisst und munter flattern all unsere Signal- und Gastlandflaggen im Wind, es sieht richtig nett aus und außerdem werden sie dadurch mal wieder durchgelüftet. Wir putzen uns auch fein raus und fahren bereits vor neun Uhr an Land und spazieren zu der wunderschön renovierten Kathedrale. Sie wurde im Jahre 1839 eingeweiht und ist die größte Kathedrale Polynesiens.
Mit einer Länge von 60m und einer Breite von 21m fasst sie an die 2000 Personen, also doppelt so viele Leute wie Mangareva Einwohner zählt. Der Bau dieser imposanten Kirche mit seinem Altar aus schwarzglänzenden Perlmuttschalen geht auf den französischen Priester Honoré Laval zurück, der 37 Jahre lang viele Gebäude hier errichten ließ und rücksichtslos und brutal herrschte. Vor der Renovierung war die Kathedrale wie fast alle Kirchen in weiß und blau gehalten, nun leuchtet sie wieder in ihren ursprünglichen braun-rötlichem Glanz. Inzwischen wogt bereits über den gesamten Vorplatz eine weiß gekleidete Menschenmenge (ist hier die Farbe für besondere Anlässe), nur die Damen bringen mit ihren üppigen Blumenkränzen ein paar Farbtupfer in die Menge.
Einige Gäste sind von weither angereist, so trifft man Maoris und Kiwis aus Neuseeland und sogar einen Vogelmann aus Rapa Nui (Osterinsel). Schon beim Hineingehen empfängt uns der vielstimmige Chor und wir suchen uns einen sehr guten Platz zum Mittelgang hin aus. Der Vorteil wenn man ausländischer Gast und nicht viel versteht ist, dass man dort sitzen bleiben darf wo man sich niederlässt, denn die Einheimischen wurden teilweise auf die Seitenbänke verbannt (irgendwie auch gemein, aber sie dürfen ja jeden Tag diese Kirche sehen). Um kurz nach 10 Uhr sind dann die Ehrengäste eingetroffen, der aktuelle Präsident sowie zwei seiner Vorgänger, eine ganze Delegation an Admirälen, Generälen und sonstiger wichtiger militärischer und politischer Größen.
Danach sind dann die kirchlichen Oberhäupter eingezogen, so war dann wahrscheinlich der gesamte Klerus aus dem pazifischen Raum inklusive dem Bischof aus Neuseeland und dem für Französisch Polynesien anwesend. Das ganze Geschwafel haben wir ja nicht verstanden, da das meiste auf Reo Mangareva und nur einiges auf Französisch war, aber dafür haben wir umso mehr die schwungvolle Musik und den tollen Chor genossen. Da das ganze Spektakel auch live im Fernsehen übertragen wurde, war natürlich alles gut ausgeleuchtet und Christoph hat sich zum Fotografieren frei bewegen können.
Nach der offiziellen Einweihung der Kathedrale und Ölung des neuen Altars durch den Bischof von Neuseeland, ist es dann zur großen Festwiese hinter der Mairie (Rathaus) gegangen, wo sich bereits unter den großen Festzelten die Tische unter der Last des Essens gebogen haben. Es war unglaublich, welche Vielfalt an einheimischen Spezialitäten wir hier kosten durften. Angefangen von roh mariniertem Fisch mit Gemüse und Limonen (Poisson cru) über Ziege in Kokosmilch, Ragout vom Spanferkel, Maniok, Süßkartoffeln und natürlich die verschiedenen Arten von Puputa (gemahlener Maniok mit verschiedenen Früchten im Erdofen gebacken). Wir haben mehr gegessen, als wir eigentlich wollten, aber es war einfach so lecker und vielfältig. Anschließend haben die Kinder einen traditionellen Tanz über die Entstehung Polynesiens aufgeführt. Wir haben uns danach ein wenig zum Relaxen auf unser Schiff zurückgezogen und damit die Hochzeiten versäumt, denn es haben vier Paare geheiratet und vier Kinder wurden am Nachmittag getauft.
Aber am Abend waren wir wieder zur Stelle um die große Tanzvorführung zu sehen und wieder wurden wir mit herrlichem Essen und einer unglaublich vielfältigen Show, die diesmal die Bekehrung der Urbevölkerung und den Bau der Kathedrale zum Thema hatte, verwöhnt. Kurz vor Mitternacht sind wir dann todmüde und übersättigt von den Eindrücken dieses Tages in unsere Betten gefallen.