Zwischen unzähligen Untiefen schlängeln wir uns in der Lagune nach Raiatea. Zum Glück ist es kaum bewölkt und daher sind die Riffe gut sichtbar. Eigentlich sollten fast überall Einzelgefahrenzeichen oder Seezeichen das Fahrwasser markieren, aber leider fehlen immer wieder dazwischen einige und so müssen wir eben wie Nick Knatterton gut kombinieren.
Ist aber kein größeres Problem, wir sind es ja langsam gewöhnt und speziell innerhalb der Lagunen muss man sowieso immer sehr aufmerksam sein.
Durch unsere Erfahrung in Taha´a steigt unsere Hoffnung auf gute Tauchgänge und so fahren wir zum Pass Teavarua und werfen unseren Anker hinter dem Motu Taoru. Leider stehen auch hier diese netten Schilder „Tabu“ oder „no trespassing“ am Strand, mit denen uns signalisiert werden soll, dass wir Segler nicht willkommen sind. Bevor wir unser Tauchequipment auspacken fahren wir in den Pass und gehen schnorcheln, auch hier ist die Sicht eher schlecht und die Strömung sehr stark.
Außerdem frischt der Wind auf bis zu 40 kn auf und so bleiben wir auf diesem wackeligen Ankerplatz nur eine Nacht und legen uns am nächsten Morgen vor dem Hauptort Uturoa an die Riffkante.Mann sind wir froh über unser schnelles Beiboot, mit dem wir nur so über die Wellen flitzen. Gleich neben dem Stadtpier gibt es ein kleines Hafenbecken, wo wir unser Dinghy gut festmachen können und direkt vor dem großen Supermarkt (Champion) stehen. Dort sehen wir zu unserer Verwunderung ein Schwesterschiff unserer Taurus unter deutscher Flagge. Schnell ist mit Hans-Werner und Kornelia von der Amygdala Kontakt geschlossen und am nächsten Tag wird sogar ein Plätzchen an der Hafenmole für uns frei.
Wir liegen seit 9 Monaten das erste Mal wieder an einem Pier. Gott ist das herrlich, nur mit einem Schritt an Land zu steigen um in der Früh ein frisches Baguette beim Bäcker zu holen. Ganz international sitzen wir alle am Abend am Pier mit ein paar Flaschen Wein und Bier und plaudern bis spät in die Nacht. Derzeit liegen Franzosen (was sonst) und jeweils ein deutsches, ein amerikanisches, ein ungarisch-kanadisches sowie ein italienisches Schiff vertäut an der Hafenmole. Wir kredenzen in der Runde mal wieder unseren selbstgebrauten Limettenwein. Ach ja, das Rezept ist ganz einfach: 3l Wasser, 2-3 angepresste, zerkleinerte Limetten, 500g Zucker u. 1 EL Hefe – das Ganze 2-3 Tage in der Sonne stehen lassen u. dann nach einem Tag im Schatten (in ein feuchtes Tuch eingewickelt zum Kühlen) frisch genießen. Dieses exzellente Gebräu ist leicht prickelnd und schmeckt ähnlich wie Sturm – manuia!
Damit unsere Beinmuskulatur nicht ganz verkümmert wandern wir in der Früh auf den Hausberg, den 294m hohen Mt.Tapoi. Von unten sieht er sehr schroff und felsig aus, aber der Weg geht von hinten über einen Grat sehr komfortablen hinauf. Von oben hat man einen grandiosen Blick über beide Inseln – einfach atemberaubend. Raiatea ist mit seinem 1017m hohen Mt. Toomaru, der meistens in Wolken gehüllt ist, und seinen tiefgrünen Hängen und der türkisen Lagune eine wahre Augenweide. Nach ein paar Tagen des Hafenlebens fahren wir dann doch weiter zum Apoomau Rivière, dem einzigen befahrbaren Fluss Polynesiens.
Da sowohl in Taha`a wie auch in Raiatea die Buchten sehr tief sind, liegt man meistens an Bojen. Wir tuckern mit unserem Dinghy mehr als eine Seemeile durch die „grüne Hölle“ bis rauf zu den Stromschnellen, wo unser Expedition ein Ende findet. Zurück lassen wir uns vorbei an riesigen Mangobäumen, großblättrigen Brotfruchtbäumen, Bananenstauden und Schirmakazien treiben und genießen die Rufe der Natur. Irgendwo auf der Strecke spricht uns James an und bemerkt wohlwollend, dass wir paddeln und nicht den lauten und stinkenden Außenborder verwenden. Er lebt direkt am Fluss und hat eine kleine Plantage die er uns gerne zeigt. Zum Abschied schenkt er uns noch eine ganze Staude Bananen und schlägt uns Trinkkokosnüsse vom Baum. Wie schon so oft freuen wir uns über die Großzügigkeit und Freundlichkeit der Polynesier und revanchieren uns mit einem Fläschchen chilenischen Weines (langsam gehen unsere Vorräte zur Neige).
Nach einer sehr ruhigen Nacht fahren wir am Marae Taputapuatea, dem größten und wichtigsten Heiligtum Polynesiens, vorbei zur südlichsten Insel dem Motu Naonao. Auch hier ist wieder der Zutritt untersagt, aber ankern und schnorcheln kann uns niemand verwehren. Kaum hält der Anker auf 2,5m Tiefe, springen wir ihm schon hinterher ins warme, türkise Wasser. Einfach herrlich ist es hier! Ein dicker Kugelfisch steht permanent unter unserem Heck und begleitet uns bei unseren Schnorchelausflügen.
Hier ist es wieder so traumhaft, dass wir drei Tage stehen bleiben. Eigentlich ankern wir lieber in größerer Tiefe, denn nur ein halber Meter Spielraum unterm Kiel macht uns normalerweise etwas nervös, aber hier ist nur Sand unter uns und die Korallenköpfe in sicherem Abstand.
sytaurus hat am Mai 24th, 2012 19:19 geantwortet:
ich danke euch für die lieben Wünsche. Auch im nächsten Jahr werde ich euch mit meinen Berichten quälen – versprochen!