Aufenthaltsbestimmungen in Französisch Polynesien
Lange Zeit war ein längerer Aufenthalt in Französisch Polynesien (FP) kein Thema, da die meisten Segler ihre Ankunft so abstimmten, dass sie pünktlich zu Ende der Hurrikan-Saison in FP eintrafen. Anschließend mussten sie das Hurrikan gefährdete Gebiet in den nächsten acht Monaten hinter sich bringen, also blieb ihnen in FP nicht viel Zeit. Jedoch in den letzten Jahren wollen immer mehr Schiffe die Hurrikan Saison hier verbringen. Dies hat mehrere Gründe, erstens werden die El Niño Prognosen immer präziser, daher kann man in La Niña Jahren (also in Jahren mit relativ kaltem Oberflächenwasser) davon ausgehen, dass im gesamten Gebiet von FP kein Hurrikan auftritt, also sicheres Segeln möglich ist. Früher galten nur die Marquesas als sicher. Zweitens kommen immer mehr Schiffe aus Patagonien, und die klassischen Überwinterungshäfen Puerto Montt und Valdivia haben in dieser Zeit ein ziemlich feuchtes Klima in dem auch arbeiten am Schiff nur mit Einschränkungen möglich sind. Da in den letzten Jahren das Preisniveau in Chile stark angestiegen ist, spielt auch der Kostenfaktor nur mehr eine untergeordnete Rolle. Und zu guter Letzt weil man während der Hurrikan Saison FP die gebührende Zeit widmen und gleich am Ende der gefährlichen Jahreszeit weiter nach Westen aufbrechen kann. Man hat also in Summe wesentlich mehr Zeit zur Verfügung. Des weiteren finden sich einige brauchbare Werften im Gebiet der Gesellschaftsinseln um sein schwimmendes Heim entsprechend auf Vordermann bringen zu können.
Aus dieser Entwicklung heraus und der Tatsache, dass Informationen schwer verfügbar sind ein kurzer Abriss des Reglements, speziell für EU-Bürger.
Zu Beginn sei gesagt, dass Papeete offiziell der einzige Einklarierungshafen in FP ist, daher müssen alle Schiffe zumindest ein Mal dort hin. Dennoch ist es möglich auf allen anderen Inseln welche eine Gendarmeriedienststelle haben einen Einreisestempel zu bekommen.
Bei Ankunft (außer in Papeete) hat man sich mit Schiffspapieren und Pässen zur Gendarmerie zu begeben und erhält dort den Einreisestempel, weiters füllt man dort ein Formblatt aus, einen Durchschlag muss man selbst nach Papeete zum Zoll schicken. Achtung, Alkoholikern und Zigaretten genau im Formblatt vermerken da häufig Kontrollen durchgeführt werden, wird man mit mehr erwischt als angegeben wird es sehr teuer!
Da Französisch Polynesien leider nicht Frankreich sondern nur Französisches Überseeterritorium ist gehört es NICHT zur EU dennoch haben EU Bürger sehr große Erleichterungen. Nach dem erledigen der Formalitäten bei der Gendarmerie erlangen EU Bürger eine Aufenthaltsgenehmigung von drei Monaten. Andere Staatsbürgerschaften zwischen ein und drei Monaten (Achtung erkundigen!) Da eben Papeete der einzige Einklarierungshafen ist muss man innerhalb dieser Zeitspanne dort hin und kann dort erst endgültig alle Formalitäten abschließen. Nach der Ankunft sucht man die Immigration, den Zoll und den Hafenkapitän auf. Das ist bequemerweise alles in einem Gebäude, nämlich im „Bureau des Yachtes“ im neuen Fährterminal nahe dem Touristenbüro. (Achtung, da die Formalitäten erst dann erfüllt sind ist bis dahin die Flagge “Q“ zu hissen). Auf diesem Weg können EU Bürger unbeschränkt und die meisten nicht EU Bürger sechs Monate bleiben. Will man Papeete nicht innerhalb der drei Monatsfrist aufsuchen gibt es für EU Bürger eine einfache Lösung, nämlich die Meldung bei irgend einem Rathaus (Mairie), es ist nur Nachzuweisen dass man über genügend Vermögen und einer Krankenversicherung verfügt. Man erhält eine Bestätigung der Meldung ausgehändigt. Nach erfolgter Meldung ist das Aufsuchen der Imigration in Papeete nicht mehr notwendig. Leider jedoch die Hafenmeisterei welche einem vor der Abreise aus Papeete eine Fahrtgenehmigung ausstellt, sollte diese Regel auch fallen wäre es nicht mehr notwendig Papeete anzulaufen.
Laut Artikel 14 der „ordonnance“ No. 2000-372 vom 26 April 2000 welcher die Einreisebestimmungen regelt haben EU Bürger sogar die Möglichkeiten eine „Carte de Sejour“ zu beantragen, diese kann nur in Papeete oder über einen Agenten beantragt werden (Neben einigen Unterlagen und zweier Passbilder sind auch 9.000,-FCP Gebühren zu entrichten). Mit dieser Karte kann man nicht nur bleiben solange man will sondern man bekommt damit auch eine beschränkte Arbeitsgenehmigung.
(Anfragen diesbezüglich an: spelna.dexter@polynesie-francaise.pref.gouv.fr es kann englisch geschrieben werden!) Leider hat die Gendarmerie sowie die Mairie wenig Erfahrung mit Yachten es empfiehlt sich daher erst Kontakt mit der Immigration (siehe oben genannte E-Mailadresse) aufzunehmen und den entsprechenden Dienststellen das Antwortmail zu zeigen.
Egal welche Aufenthaltsgenehmigung man besitzt, hat eine Insel einen Gendarmerie posten ist dieser eigentlich obligatorisch bei Ankunft und Abreise aufzusuchen, dies wird jedoch im Allgemeinen nicht erwartet! Verlässt man den FP Raum meldet man sich einfach bei der letzten Gendarmeriedienststelle und bekommt formlos einen Ausreisestempel in den Pass, außerdem muss wieder ein Formblatt für den Zoll ausgefüllt und selbst verschickt werden.
Das Schiff darf generell zwei Jahre im FP Raum verbleiben anschließend muss es importiert werden. Ist der Besitzer nachweislich eine gewisse Zeit außer Landes und das Schiff wird nicht benutzt verlängert sich diese Zeitspanne entsprechend. Nachgewiesen wird dies üblicherweise indem man die Flugticketabschnitte vor weißt und das Schiff nicht im Wasser liegt. Bezüglich des Schiffsimportes gibt es beim Zoll keinerlei Ausnahmen oder Verlängerungen!
Hat man alle Formalitäten erfüllt kann man in FP sehr einfach Zollfrei einkaufen bzw. Sachen Importieren. Diese 16% Ersparnis setzen die Preise auf Europäisches Niveau. Beim Zoll kann man sich ein Papier ausstellen lassen, welches einem berechtigt Diesel Kraftstoffe steuerfrei zu erhalten. Grundsätzlich kann alles außer Konsumgüter (Lebensmittel, Tabak, …) mit einem Wert über 5000,-xpf (ca. 45,-€) steuerfrei bezogen werden jedoch ist dies nur über einen Agenten möglich und sehr aufwendig, außer der Händler macht die Formalitäten für einen. Dieses Service bieten so gut wie alle Geschäfte welche irgendwie geartete schiffstypische Produkte vertreiben.
Generell wird die Imigration in FP nicht sehr genau genommen, wir haben auch nie gehört, dass es eine Überprüfung gibt, ganz anders verhält es sich mit dem Zoll welcher stichprobenartig im ganzen Staatsgebiet die Jachten überprüft, das Netz ist, vor allem in der Hauptsaison, sehr dicht und eine Kontrolle ist sehr wahrscheinlich . Dabei wird vor allem nach Alkohol, Zigaretten, Perlen, Bargeld und Muscheln gefahndet, wird man erwischt sind sehr empfindliche Strafen die Folge.
Wir hoffen, damit einige Unklarheiten aus dem Weg geschafft zu haben und sinnlosen Rennerein oder gar Verwaltungsstrafen vorzubeugen. Außerdem möchten wir auf diesem Wege anderen Seglern die Möglichkeit das Gebiet von Französisch Polynesiens länger zu genießen, nahelegen.
Autoren: Barbara und Christoph Einspieler
SY-Taurus / Wien / Österreich
www.sytaurus.com
Stand: Mai 2012