Nach 96 Stunden wird es plötzlich immer ruhiger, der Wind pfeift nicht mehr so in den Wanten und auch das Bett gleicht nichtmehr einer wackeligen Hüpfburg. Wir linsen vorsichtig aus dem Niedergang, draußen sternenklare Nacht und ein leichtes Lüfterl, als ob nie etwas gewesen wäre.
Nun gut, wir legen uns nochmals hin und genießen die unerwartete Ruhe bis zum Sonnenaufgang. In der Früh schnell noch eine saftige Grapefruit gelöffelt und dann raus in die Torres Strait. Nach 1200 Tagen verlassen wir nun endgültig den Pazifik und kommen in den Indik, na mal schauen was uns nun erwartet. Für eine Hauptschifffahrtsroute ist hier erstaunlich wenig Verkehr, da war noch die Jomard Entrance in PNG mehr befahren. Aber jetzt hat uns auch die Küstenwache entdeckt und überfliegt uns neugierig. Schon hören wir am Funk „Taurus, Taurus – here is costoms aircraft one-o-one do you copy?“ Was die nicht alles von uns wissen wollen und als wir ihnen erklären, das Port Louis/Mauritius unser nächster Hafen ist und wir nicht die Absicht haben Australien anzulaufen sind sie sehr verwundert . Jetzt überfliegen sie uns jeden Tag pünktlich um 13 Uhr und schauen ob wir nicht vom Weg abkommen und doch ihre geheiligten Küsten anlaufen.
Nur gut, dass sie uns davor nicht gesehen haben wo wir illegal in ihren Gewässern geankert haben – tja, auch schlechtes Wetter wo man keinen Hund vor die Türe jagt, kann manchmal seine Vorteile haben. Die letzten Tage brennt die Sonne runter und es bläst mit angenehmen 10-20 Knötchen und die bis zu 2 Knoten Strom tun ihr übriges, damit wir zügig vorankommen. Auch bei wenig Wind schaukelt es doch noch ganz ordentlich, da die Wassertiefe in der Arafura See und Timor See nur zwischen 20-50 m variiert und sich daher kurze und hohe Wellen aufbauen, aber auch das werden wir noch überstehen. Fisch gibt es hier genug, wir fangen uns jeden 2-3 Tag einen schönen nicht zu großen Thunfisch und schwelgen zwischen zartem Sushi, scharfem Curry, leckeren Fish & Chips und sonstigen Schmankerln. So wenige Tanker und Großschiffe wir bisher in der Torres Straße gesehen haben, so viele Fischerboote sind es dafür im Gulf of Carpentaria, einem tiefen Einschnitt an der australischen Nordküste.
Genau hier stehen ganze Fischereiflotten aus Indonesien und SO-Asien, wie auf einer Perlenkette aufgezogen, um an der internationalen Seegrenze ihre Netze auszulegen. Wir fahren in der Nacht durch das Feld und wie schon so oft sind die Rudergänger neugierig oder machen sich einen Spaß daraus genau vor uns stehen zu bleiben oder auch ganz nahe heranzufahren. Kann einem manchmal schon ein bisschen nervös machen wenn man unter Segeln versucht ihren unsinnigen Manövern in der Nacht auszuweichen. Im Augenblick müssen schreckliche Buschbrände im Northern Territory wüten, denn zwei Tag lang haben wir den süßlichen Brandgeruch sogar 30 sm weit aufs Meer hinaus gerochen und die graue Wolkenbank am Horizont stehen gesehen – na ja, dürfte dort um diese Jahreszeit ja normal sein, heiß und keinerlei Regen. Auch wir merken langsam wie unsere Wasserreserven schwinden. Das letzte Mal haben wir unseren Tank in Liapari auffüllen können und das ist immerhin bereits eineinhalb Monate her, ab jetzt heißt es wirklich Wasser sparen.
Seit gestern ist zu dem auch noch unser Windgenerator außer Betrieb, denn es hat ihm ein Flügelchen abgeknickt. Aber wir haben nurmehr 180 sm bis zum Ashmore Reef vor uns und dort kann Christoph ohne großes Geschaukel in luftiger Höhe sicher eine Lösung auch für dieses Problem finden – was tut man nicht alles für einen geschickten Mann!
sytaurus hat am September 8th, 2014 12:07 geantwortet:
na dann gebt mal Gas, wir stehen derzeit in Rodrigues und werden in angemessener Zeit nach Mauritius und Reunion aufbrechen, ob sich Madagaskar ausgeht steht noch nicht fest, aber nach derzeitem Plan werden wir unseren Anker in der Richards Bay fallen lassen – na dann verfolgt uns mal schön, wir lassen uns Zeit und warten auf euch (Hihi)