Wir wachen in einer wunderschönen, ruhigen und einsamen (was andere Schiffe betrifft) Ankerbucht auf. Bei absoluter Flaute gönnen wir uns ein ausgiebiges Frühstück, so gegen halb zehn lichten wir dann den Anker, kaum haben wir die Bucht verlassen, frischt auch der Wind auf und bei 2/3 Genua fahren wir immer noch über 7 KN Halbwind. Pünktlich gegen halb eins vor dem Leuchtturm Morra Jable lässt der Wind schlagartig nach und wir treiben nur mehr, diesen Wink nützen wir zum Mittagsmahl – kaum aufgegessen so gegen vierzehn Uhr frischt es abermals auf – Freunde des Neusiedlersees erinnert euch das an was? Leider steigt der Wind jetzt stetig an, ab 16 Uhr haben wir einen Grundwind von 7 Bft mit Böen bis über 40 Kn und das genau auf die Schnauze – die Schaumkronen lernen fliegen.
Da wir unser Ziel, das süd-westliche Kap von Fuerteventura noch vor Sonnenuntergang erreichen wollen, werfen wir die eisenere Genua an und kämpfen uns mit fast Vollgas und maximal 2 kn Fahrt die letzten vier Meilen in die Bucht von Puertito. Um 19:00 Uhr fällt endlich der Anker auf gut haltenden Sandgrund. Das ist auch notwendig, denn hier bläst es immer noch mit 7 Bft und das Wasser am Strand hebt ab – schön anzusehen aber etwas mulmig ist uns schon!
Eigentlich wollten wir morgen nach Gran Canaria übersetzen, werden aber bei diesen Verhältnissen eher einen Bade- und Arbeitstag einlegen.
Die Wetterprognosen hier stimmen leider kaum mit der Realität überein. Das ist aber weniger ein Problem der Vorhersagemodelle, sondern der Tatsache, dass sich viele Wetterregeln einfach nicht mehr anwenden lassen. Früher haben wir eher Wetterkarten selbst interpretiert als Vorhersagemodellen zu trauen, aber jetzt ist das ziemlich hinfällig, denn wenn die Meteorologen die Karten falsch interpretieren, dann tun wir das schon lange. Wir gehen langsam dazu über, einfach zu fahren und schauen was passiert. Eigentlich nicht sehr seemännisch, aber es kommt auf dasselbe heraus.
sytaurus hat am Mai 23rd, 2010 15:46 geantwortet:
es ist richtig, dass wir meistens nichtmal wissen, welcher Wochentag ist und Ferien sind national verschieden. Vielen Dank für die Geburtstagsgrüsse (sind die Ersten dieses Jahr) – ich hoffe ja, dass Christoph mich nett ausführt!