Mit Erreichen des nördlichen Zipfels Chiloé`s haben wir endgültig Patagonien verlassen und dies stimmt uns ein wenig traurig, denn so viele gastfreundliche Menschen wie hier haben wir noch selten getroffen. Ob das jetzt Fischer sind, die uns mit ihrem Fang verwöhnt haben oder Georg mit seiner Dusche. Im Restaurant „El Chejo“ in Quemchi, wo uns der Chef gleich in die Küche eingeladen und seiner ganzen Familie und den Freunden vorgestellt hat oder er uns bei einem unserer Spaziergänge aufgegabelt und sogleich in sein Auto zu einer Besichtigungstour verfrachtet hat.
Hier darf man nie etwas Essbares ansehen und fragen was es ist, denn dann bekommt man sogleich eine Kostprobe (und die fällt immer sehr reichhaltig aus). Vorgestern sind wir durch den Canal Chacao mit unserem persönlichen Geschwindigkeitsrekord von bis zu 12,2 Knoten geschossen, wobei 8 Knoten alleine Strömung waren. So viele Wasserwirbeln und Strömungswellen hatten wir noch nie zuvor in einem breiten Kanal – einfach gigantisch. Jetzt stehen wir in der Estero Chaular, einer wunderschönen sehr gut geschützten Bucht kurz vor dem ungestümen Wogen des Pazifiks und warten auf den nächsten Südwind, der uns nach Valdivia blasen soll. Angezogen vom Brandungsgetöse gleich hinter der Landzunge wollten wir eine Wanderung dorthin machen, jedoch als wir mit dem Dinghy angelandet sind, wurden wir auch schon erwartet.
So schnell konnten wir gar nicht schauen, wie wir in der wohlig warmen Wohnküche saßen und einen Teller Fischsuppe und nachher den Tagesfang in gebackener Form vor uns stehen hatten. Mit Freddy und seiner Frau wurde es dann noch ein richtig netter Nachmittagsplausch, die Beiden leben hier relativ einsam und genießen es, wenn Segler aus aller Herren Länder zu ihnen auf Besuch kommen – speziell Freddy hat uns mit seinem Wissen über Österreich richtig verblüfft. Zu unserer Wanderung über die Dünen und zur Steilküste sind wir dann schon noch gekommen, mussten aber versprechen auch heute zum Mittagessen zu kommen.
Eigentlich wollten wir die Beiden ja zu uns an Bord eingeladen, aber das wollen sie nicht annehmen. So sind wir heute mit einer sehr guten Flasche Wein und einem selbstgemachten Nachtisch eingerückt. Zu unseren Ehren war sogar im guten Wohnzimmer fein aufgedeckt. So verwöhnt wurden wir überhaupt noch nie, zur Vorspeise jeder ein Dutzend Austern, dann eine leckere Hühnersuppe aus eigenem Viehbestand und zur Krönung gab`s dann auch noch „Loco“, sind ganz besondere Meeresschnecken, die es nur in Chiloé gibt.
Wir haben ein total schlechtes Gewissen bei so viel Großzügigkeit, weil sie uns keine Chance geben uns zu revangieren. Unser einziges Problem ist leider die Sprache, denn es geht noch immer nicht so flüssig, wie wir es uns wünschen würden. Im Gegensatz zu Brasilien und Argentinien kommen wir hier mehr in Kontakt mit den Fischern und den einfachen Leuten und die sprechen ausschließlich spanisch, aber wir haben uns fest vorgenommen unser Spanisch für das nächste Mal zu perfektionieren (diesmal reicht es aber für einfache Konversation).
sytaurus hat am Mai 27th, 2011 00:32 geantwortet:
herzlichen Dank für die Glückwünsche, wir werden uns bemühen auch das nächste Jahr heil und gesund zu überstehen. Ab nun gilt: wenn man in der Früh noch Schmerzen spürt, lebt man wenigstens noch!