Jetzt ist plötzlich doch alles sehr flott gegangen – die Wettervorhersage für das jetzt folgende (ausnahmsweise ausgedehnte) Hochdruckgebiet ist in den letzten Tagen stabil geblieben. So sind wir gestern bei strömenden Regen zur Armada gestiefelt um eine Zarpe (Fahrgenehmigung – ist in Südamerika vorgeschrieben) für die Juan Fernandez-Inseln und die Osterinsel zu beantragen. Dort wurde unsere Euphorie gleich wieder gebremst, denn der Kommandant hat uns mitgeteilt, dass der Hafen für die nächsten zwei Tage wegen eines Sturmes aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Auch unser Argument, dass wir erst Freitagmittag mit den letzten Ausläufern rausfahren und den Südwind zwischen den Fronten ausnützen wollen, hat ihn nicht erweichen können uns dieses Papier auszustellen.
Da dieses Wochenende der Nationalfeiertag zelebriert wird (vier Tage lang feiern, futtern und saufen!) war unsere Befürchtung, dass wir vor Dienstag nicht auslaufen dürfen und so das Wetterfenster verpassen.
Er hat aber gemeint, er werde am Freitag um 10 Uhr zur Schiffsinspektion bei uns vorbei kommen (zumindest schon mal etwas). So haben wir nur die normalen Lebensmittel eingekauft und sind etwas frustriert aufs Schiff zurückgefahren. Am Abend hat es dann richtig zu blasen begonnen und unsere Taurus hat in den Leinen geächzt. Gegen Morgen war der ganze Spuk, so wie erwartet, vorbei und die Sonne hat wieder vom Himmel gelacht. Wir haben auf unsere Freunde von der Armada gewartet – es wurde 10, 11, … um kurz vor 12 Uhr standen dann zwei Uniformierte vor unserem Schiff. Nachdem sie ihre lange Liste abgearbeitet und uns ein Loch in den Bauch über Rettungsinsel, Leuchtmittel, Kommunikationsgeräte, Feuerlöscher, Medikamente usw. inkl. Ablaufdaten gefragt hatten, haben wir unsere Fahrtbescheinigung erhalten.
Unsere vorsichtige Frage, ob wir vielleicht doch heute schon auslaufen dürfen, wurde mit einem grinsenden „claro, no problemo, buen viaje“ beantwortet. So bin ich noch flott mit dem Bus in die Stadt gefahren die letzten Frischsachen wie Brot, Obst und Fleisch einzukaufen und Christoph hat das Schiff seefertig gemacht und alles fest verzurrt. Pünktlich um 17 Uhr waren wir startklar und unsere dänischen Freunde Poul und Vibeke von der Yacht Pi sind noch zum Verabschieden gekommen und haben unsere letzte Leine vom Steg gelöst. Mit ablaufender Flut sind wir den Flusslauf hinaus in die weite Bucht und dem Ruf des Pazifiks gefolgt, wo dann die Küste Südamerikas nach einem fulminanten Sonnenuntergang hinter uns verschwunden ist.
Wir waren jetzt dreizehn Monate in Südamerika und nicht einen Tag davon möchten wir missen. Nicht die langen weißen Sandküsten Brasiliens, die weiten Steppen Argentiniens oder die unvergleichlichen chilenischen Kanäle und Gletscher Patagoniens – gekrönt von den Wasserfällen Iguazus, Kap Hoorn oder unserer Inlandsreise durch die Anden. Viele schöne Dinge haben wir gesehen und interessante Leute kennengelernt – aber jetzt geht es weiter! Zuerst auf die Inseln von Alexander Selkirk und Robinson Crusoe und dann zu den Moais auf die Osterinsel.
sytaurus hat am September 19th, 2011 20:18 geantwortet:
wir haben Chile ja noch nicht ganz verlassen, zuerst geht es ja noch nach Juan Fernandez und Isla de Pascua, aber die Küste haben wir richtigerweise bereits hinter uns gelassen. Auch dir wünschen wir alles Gute und hoffentlich treffen wir uns nochmal irgendwo in der Welt (spätestens wenn wir wieder nach Patagonien kommen) Machs gut, Christoph & Barbara