
Oper von der Harbour Bridge aus
Genau noch zwei Wochen sind uns geblieben um das Auto zu verkaufen, ein Visum für die Vereinigten Staaten zu organisieren und die restlichen Sachen von unserer langen Einkaufsliste zu besorgen. Wir haben schon in den letzten Wochen fleißig eingekauft, aber erst beim Ausräumen des Autos wird uns der gesamte Umfang so richtig bewusst – so viel Krempel für so ein kleines Boot und das sollen wir alles schleppen?!?

Abschied für längere Zeit
Na ja gut, dann mal rein ins Internet und das Gewicht fürs Fluggepäck erhöhen. Da wir mit Jetstar, einer Billigfluglinie, fliegen müssen wir nämlich für jedes Kilo extra zahlen. Die ersten zwei Tage in Sydney verbringen wir noch gemeinsam mit Christoph`s Eltern, bevor wir sie gut am Flughafen abgeben und sie wieder Richtung Heimat entschweben. Dann geht der Stress erst richtig los. Da wir ja auf eigenem Bug einreisen, können ja nicht das normale Touristen-ESTA-Visum nehmen sondern müssen ein 10-Jahres Visum für die Vereinigten Staaten beantragen. Den 19-seitigen Fragenkatalog der Amis im Internet (inkl. den Namen der Eltern, deren Einkommen und dem Namen des Großvaters) ausgefüllt, eine Kontaktadresse in der USA und Australien besorgt und unseren Obolus von US$ 160,– p.P. berappt, dann erst dürfen wir um einen Interviewtermin ansuchen.

Harbour Bridge am Abend
Der erste Termin der uns vorgeschlagen wird ist der 10. April – da sind wir aber bereits schon wieder in Fiji, also bitten und betteln wir nach einem Notfalltermin und bekommen ihn zum Glück drei Tage später auch. Was wir nämlich ganz vergessen haben ist, dass Ostern kommt und daher von Karfreitag bis Ostermontag alles geschlossen ist – also vier Tage weniger Spielraum, das wird diesmal verdammt knapp!

St. Marys Cathedral
Nach ewig langem Anstehen und vier Stunden warten dürfen wir mit einer “sehr höflichen“ Dame ein Interview führen (Psychologie für Dummies) und unsere Reisepässe abgeben (wenn sie dort einen Roboter hingesetzt hätten, wäre es sicher nicht aufgefallen). Die Pässe sollen uns dann in ca. einer Woche zugeschickt werden. Alles bitten und betteln, dass wir sie persönlich abholen wollen nützt uns nichts, sie werden per Boten an eine australische Adresse zugestellt und da beginnt unser nächstes Problem. Dort wo wir wohnen kann nichts zugestellt werden, da man nur mit Keycard reinkommt und es keine funktionierende Glocke gibt und an der von uns angegebenen Adresse wohnen wir nicht (Zweitadresse unserer Quartiergeberin).

Darling Harbour
Aber inzwischen müssen wir uns auch um den Fahrzeugverkauf kümmern, das einfachste ist sich beim schönsten Sommerwetter auf den Travellers Car Market in die dunkle, unfreundliche Kings Cross Garage zu stellen und dort sein Auto anzubieten. Wir entwerfen dazu ein schönes Plakat und Handzetteln, die wir auch in den verschiedenen Jugendherbergen aufhängen.

Didgeridoo modern mit Sounduntermalung
Nur dort liegen und hängen bereits schon unzählige Angebote und einer versucht den anderen zu unterbieten, denn keiner hat wirklich viel Zeit bevor er abfliegt. So schwindet unsere Hoffnung auf einen einfachen und schnellen Verkauf zusehends. Auch in die verschiedenen Foren (Gumtree, Travellermarket,…) stellen wir unser Vehikel rein. Die Einzigen die sich bereits ca. 10 Minuten nach Onlinestellung melden sind mehrere dubiose Leute, die ohne Besichtigung sofort das Auto zum vollen Preis kaufen wollen, jedoch nur über PayPal zahlen wollen/können – da ist ein Haken an der Sache und wir lassen da lieber die Finger davon.

Tumble Circus
In der Garage geht es uns nicht besser, rund um uns stehen wirklich kaputte Kraxen, aber davor sitzen junge Leute (Teenager) und am Dach liegen die Surfbretter und die meisten Interessenten sind ebenso gerade erst Schulabgänger. Ein Auto nach dem anderen wird verkauft, aber um uns “Alten“ (ja, wir haben bereits einmal Penisonistenkarten für den Bus bekommen) machen die Interessenten einen großen Bogen, obwohl unser Auto viel besser aussieht und weniger Kilometer am Tacho hat. Nach ein paar Tagen werden wir langsam nervös und überlegen schon wo wir unser treues Gefährt stehen lassen wenn sich niemand findet, aber da kommt uns mal wieder unser buchstäbliches Glück zur Hilfe und das Auto ist innerhalb von einer Stunde an zwei junge Franzosen verkauft.

Ile O – Barolosolo Cirkus Company
Am Karfreitag bekommen wir dann sogar Nachricht von der Post, dass der erste Zustellversuch unserer Reisepässe fehlgeschlagen ist (kein Wunder) und wir versuchen es am Nachmittag auf gut Glück direkt beim zuständigen Postshop. Scheinbar dürften wir so bemitleidenswert ausgesehen haben, dass uns die Postbeamtin auch ohne Meldezettel und Reisepass (sind ja im Paket) doch die Postsendung ausgehändigt hat.

Full Cream Circus
Total glücklich, dass doch noch alles funktioniert hat sind wir ins lange Osterwochenende gegangen und konnten doch noch im Darling Harbour das Hoopla-Festival mit nationalen und internationalen Zirkus- und Strassenkünstlern genießen. Besonders angetan hat es uns die französische Gruppe Barolosolo Circus Company mit ihrer irre lustigen Slapstickshow mit Musikuntermalung in einem Swimmingpool und das irisch-schwedische Comedyduo Tumble Circus mit einer spektakulären Trapez- und Hula Hoopnummer.

Lisa Lottie, Direktimport aus Holland
Aber auch die “normalen“ Strassenkünstler haben teilweise sehr interessante Vorstellungen geboten und wir haben uns nach drei Tagen richtiggehend losreißen müssen um noch unser Städtebesichtigungsprogramm mit Wanderung über die Harbour Bridge, Hafenrundfahrt nach Manly, … zu absolvieren. Vier Monate Australien waren wirklich genug und wir freuen uns jetzt schon wieder richtig auf unser Schiff!
sytaurus hat am April 14th, 2013 11:37 geantwortet:
obwohl sich unser Zeitgefühl sicher geändert hat, am Wasser fühlen wir uns immer noch am wohlsten und geborgensten. Es ist schön so treue Leser und Mitsegler wie euch zu haben. Danke, Christoph u. Babsi (PS. es heisst eine Handbreit Wasser unterm Kiel – alles andere wäre fatal)