Wir hatten uns als Ziel gesetzt bis Ende August das Schiff soweit für die nächste Etappe fertig zu haben, das wir jederzeit wenn die Windrichtung passt aufbrechen können.
So haben wir fleißigst geschraubt und montiert und alle Dinge, die vorher nicht möglich waren oder aufgrund des Wetters verschoben werden mussten erledigt. Gemüse getrocknet und Fleisch in Gläser eingekocht (interessanter weise gibt es hier nämlich kaum Fleischkonserven oder gar Corned beef – wird scheinbar alles exportiert). Fast jeden Tag kommen wir wie die Packesel beladen von unserer Stadttour zurück und zwei Mal haben wir uns bereits ein Taxi genommen und bis zum letzten Winkel mit unseren Einkäufen vollgestopft.
Die Berge im Cockpit sind höher und höher geworden, aber irgendwie haben wir es dann doch immer wieder geschafft alles in den Schapps unterzubringen und natürlich vorher zu katalogisieren (wir wollen ja, das möglichst wenige “Überraschungseier“ nach mehreren Monaten und Jahren überall im Schiff auftauchen) – es ist schon ein großer logistischer Aufwand für mehrere Monate ca. 1.000 kg Lebensmittel und ebenso viel Getränke zu bunkern (und natürlich Platz dafür zu finden).
Wir haben jetzt bereits das zweite Mal den Wasserpass höher gesetzt und schon wieder sind wir auf der Linie und es ist ja nicht so, dass das Schiff bisher leer war wie ein Lagerhaus. Im Großen und Ganzen haben wir den uns selbst gesetzten Termin auch eingehalten, nur das sich seit zwei Wochen kein einziges geeignetes Wetterfenster gezeigt hat. Eine Front jagt die andere und immer bläst der Wind maximal einen Tag aus Süden mit Sonnenschein und dann sofort wieder aus Westen oder Norden mit starken Böen und viel Regen.
Trotzdem wird uns nicht fad und so haben wir auch noch ein Segel für unser Bananaboot entworfen und genäht und sogar eine Alustange für den Mast gefunden. Wir sind deswegen viel herumgelaufen und jeder hat uns in den letzen beiden Monaten erklärt, dass es Aluminiumrohre in Valdivia und Umgebung nicht gibt. Jedoch in der Ferreteria Sur bei Señor Enrique Nuss ist alles möglich, er hatte uns bereits vorher schon mal vermittelnd geholfen, als wir eine kleine handliche Flasche mit Argon-Gas für unser Schweißgerät gesucht haben und uns bei Indura (einziger hiesiger Anbieter für technische Gase) erklärt wurde, dass es so etwas hier nicht gibt (komisch ist nur, dass wir die Flasche dann genau von dieser Firma doch bekommen haben)
und auch diesmal hat er für uns das “Unmögliche“ möglich gemacht und uns ein 7m langes Alurohr besorgt. Seine Familie ist (wie so viele hier) deutschstämmig und sein Großvater war einer der Gründer Valdivias. Er spricht vorzüglich deutsch und hat aufgrund seiner langjährigen Berufserfahrung unglaublich viele Kontakte (ein Glück für uns, dass wir ihn kennengelernt haben). Nachdem Christoph das halbierte Rohr heimgeschleppt hatte, stand schon bald dem neuen Segelvergnügen nichts mehr im Wege.
Bei der Probefahrt war es witzig, denn der Wind war genauso stark wie die Strömung und so ist er in seiner Badewanne gesessen und kaum vom Platz gekommen. Die Zeit vergeht hier wie im Fluge, denn in der Zwischenzeit sind viele vom Heimaturlaub auf ihre Schiffe zurückgekehrt und bereiten sich ebenso auf die Abfahrt vor – der gute Nebeneffekt: viele neue und alte Bekannte und reges soziales Leben. Alle zusammen scharren wir jedoch ungeduldig in den Startlöchern und hoffen, dass das Wetter bald stabiler wird.
sytaurus hat am September 13th, 2011 13:25 geantwortet:
Hallo Schmetterling,
ist sehr lieb gemeint, aber bitte nicht blasen – ist die falsche Richtung – wir brauchen S oder SO-Wind! Jetzt wissen wir auch endlich warum wir hier nicht wegkommen ;-)) Wir scharren schon Löcher in den Boden, denn das Warten wird langsam langweilig.