„bieeep bieeep bieeep“ meldet sich unser Ankeralarm immer wieder nervös – es ist Donnerstag vier Uhr morgens und die Nacht war bisher alles andere als erholsam. Die Ankerkette ruckt und kratzt geräuschvoll an den Korallen und das Schiff rollt von einer Seite auf die andere. Draußen nimmt der Wind immer mehr zu und die tiefhängenden Wolken verdunkeln das Licht des Halbmondes. Wir liegen vor Anker hinter einem kleinen Ringriff inmitten des Great Barrier Reefs und die Wellen schwappen bei Hochwasser fast ungebremst über die knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Korallen. Rund um uns nur das weite Meer und zahlreiche unsichtbare Korallenköpfe die nur wenige Meter entfernt sind. Plötzlich reißt unser Anker aus, wir starten in Windeseile den Motor und ve rsuchen unsere ursprüngliche Ankerposition wieder zu finden.
Ist aber gar nicht so einfach, denn der Wind verbläst das Schiff und wir sehen so gut wie nichts. Nur unser ursprünglicher Track mit dem wir in dieses Gewirr gefahren sind hilft uns ein wenig beim orientieren. Der Anker rutscht und will einfach nicht mehr halten in diesen Korallenplatten und so tasten wir uns raus in „freies Wasser“ und fahren eben vorsichtig weiter. War wahrscheinlich eh besser so, denn schlafen hätten wir beide sowieso nichtmehr können. Die Wassertiefe in diesem Gebiet variiert zwischen nur 20-30 Metern und demensprechend hoch bauen sich die Wellen auf. Die nächste Nacht stehen wir wieder hinter einem offenen Riff, aber diesmal ankern wir auf Sandboden und haben noch eine Fenderbatterie als Dämpfer zwischen das Schiff und den Anker gehängt. Ist nun etwas ruhiger, aber wir kommen uns trotzdem noch immer vor wie in einer Hochschaubahn. Der Wetterbericht vom Radio Cairns sagt für die nächsten Tage eine Schlechtwetterfront aus Tasmanien kommend an und wir suchen auf unseren Karten krampfhaft nach einem geschützten Plätzchen, denn solche Nächte wie die letzten zwei brauchen wir nicht mehr.
Ein Gutes jedoch hat der starke Wind, da wir Vorwind unterwegs sind, geht es so richtig schnell und die Wellen schieben auch noch entsprechend an. Wir müssen jetzt nur alles gut verschließen und aufpassen, dass nicht so eine brechende Welle von hinten einsteigt und unser Cockpit in einen Schwimmingpool verwandelt. Aber bisher haben wir echt Glück gehabt. Wir schaffen es bis Mount Adolphus Island gegenüber dem Cape York, somit dem nördlichsten Punkt Australiens. Wir fahren über die Korallenbarre und stehen diesmal in einer richtigen Bucht, zwar ist es ein Naturschutzgebiet und wir haben ja nicht in Australien einklariert, aber wir hoffen das wir nicht erwischt werden bzw. unseren ungeplanten Zwischenstopp mit dem Schlechtwetter erklären können. Hier warten wir nun seit zwei Tagen auf besseres Wetter, teilweise sehen wir nicht einmal das 5 NM entfernte Festland. Es bläst mit bis zu 60 kn, aber wir liegen hier sehr gut und relativ sicher bis die Front durchgezogen ist und wir weiterfahren können. Schwimmen ist hier aber nicht so gut, rundherum Mangroven und sicher auch ein paar Rettungsboote von Lacoste. So duschen wir uns halt mit Eimern und ersparen uns den Nervenkitzel.