11.07.2013

01.07.2013 – Epi – Insel der Dudongs, Schildkröten und Buckelwale

nach Regen kommt Sonnenschein

nach Regen kommt Sonnenschein

Zwei Wochen stehen wir jetzt schon in der Bucht von Lamen Bay. Ok, manchmal ist es ein bisschen wackelig, aber ansonsten eigentlich sehr sicher. Wie es der Zufall so will findet zurzeit eine wichtige Konferenz mit dem Premierminister, dem gesamten Parlaments-Kabinett sowie Repräsentanten aus Australien, Neuseeland, Japan und der EU in Rovo Bay, der Nachbarbucht, statt und so kommen wir zu dem Vergnügen die ganzen traditionellen Begrüßungsriten miterleben zu dürfen.

die drei obersten Chiefs Epi`s

die drei obersten Chiefs Epi`s

Schon seit Tagen kommt eine Maschine nach der anderen und setzt die Konferenzteilnehmer ab. Nur der Premierminister wirft den ganzen schönen Zeitplan zu guter Letzt durcheinander, denn er erscheint erst am Eröffnungstag und dann noch mit guten sechs Stunden Verspätung. Sein großes Flugzeug kann bei dieser matschigen Landebahn nicht landen und so muss er mit dem örtlichen Polizeiboot von der nächsten Insel abgeholt werden (tja, hätte er wie viele andere Minister ein kleineres Flugzeug genommen, hätte er höchst wahrscheinlich landen können).

Premierminister Moana Carcasses Kalosil (Mitte)

Premierminister Moana Carcasses Kalosil (Mitte)

So wartet das gesamte Begrüßungskomitee bestehend aus den drei Inselchefs, den Tanzgruppen, allen Schülern (die natürlich diesen Tag frei haben zum Spalierstehen) und den meisten Inselbewohnern den ganzen Tag. Als er dann endlich erscheint ist ihm sogar der Himmel böse und es schüttet. So muss er mit seinen feinen Lederschuhen hinter den barfüßigen Tänzern durch den Schlamm waten bis er offiziell von den Ortschefs vor dem großen Versammlungshaus willkommen geheißen wird.

Costumdance

Costumdance

Es werden zwei große fette Schweine vor ihm abgelegt, die er traditionell mit einem kräftigen Hieb erschlagen sollte, denn erst dann kann er als Führungsperson anerkannt werden und einen lokalen Namen bekommen (wie man sieht haben die Inselhäuptlinge hier noch alle Macht in den Händen). Er macht diesen Schlag aber nur symbolisch und überlässt dem obstersten Chief die ehrenvolle Aufgabe. Der macht seine Sache nicht gut und so artet dieser Ritus in ein grausames Schauspiel aus.

Costumkilling

Costumkilling

Er drischt mit dem Knüppel mehrmals auf das wehrlose, schreiende Schwein ein und schafft es nicht es zu töten. Ich muss mich abwenden um mein Missfallen nicht zu sehr zum Ausdruck zu bringen. Nicht einmal als die Schweine dann hinters Haus gebracht werden ist jemand so gnädig die armen Tiere mit einem gezielten Messerstich von ihrem Schmerzen zu erlösen. Tradition hin oder her, aber so eine Tierquälerei ist nicht notwendig. Nach den Eröffnungsreden und -tänzen, dem Absingen der National- und Bundeshymnen und der offiziellen Einweihung des neuen Konferenzhauses verdrücken wir uns wieder, denn es wird langsam dunkel und wir haben keine Lampe mit (hatten ja nicht damit gerechnet das es so spät wird).

nun aber schnell abtauchen

nun aber schnell abtauchen

Am nächsten Tag düsen wir wieder die zwei Meilen ums Kap. Zu unserem Entzücken sehen wir plötzlich Wasserfontänen vor uns in die Höhe spritzen. Bis auf ein paar Meter können wir uns vorsichtig der Walmutter mit ihrem Kalb nähern und sie bleiben so lange an der Wasseroberfläche bis sich mit Vollgas ein lokales Fährboot nähert, dann tauchen sie ab und schwimmen davon. Das Kalb ist noch ein richtig süßes Baby, letztes Jahr in Tonga haben wir die Buckelwale ca. einen Monat später gesehen und da waren die Jungwale schon bedeutend größer (kein Wunder bei 300l Muttermilch pro Tag).

wo gibt`s was zu futtern?

wo gibt`s was zu futtern?

In den nächsten Tagen haben wir immer wieder mal den Blas der Wale oder Delphinschulen gesehen wenn wir zum Tauchen oder einfach so mit dem Dinghy unterwegs waren, aber so nah sind wir ihnen dann leider nichtmehr gekommen. Ganz im Gegensatz zu den Dudongs (Seekühen) die hier in der Lamen Bay herumschwimmen. Sie lassen sich in keinster Weise stören. Wie Staubsauger grasen sie über die weitläufigen Seegrasfelder und hinterlassen richtiggehende Straßen, dazwischen tauchen sie alle paar Minuten auf um Luft zu holen. Wir gehen direkt von Bord aus schnorcheln und sehen sie fast jeden Tag und wenn nicht schwimmen unzählige große Schildkröten herum, die auch sehr interessant zu beobachten sind.

da pass ich aber nicht durch!

da pass ich aber nicht durch!

Zum Tauchen fahren wir immer etwas weiter raus an den Riffsaum, denn dort ist das Wasser schön klar und wir können uns von der Strömung an den Korallengärten vorbeitragen lassen. Aber nicht nur mit dem Wasser und den anderen Schiffen stehen wir in engem Kontakt, sondern auch der Smalltalk mit den Dorfbewohnern ist uns sehr wichtig und so laden wir David, den örtlichen Polizeichef, den wir im Rahmen der Konferenz kennengelernt haben und Kenneth, den wir öfters mit unserem Dinghy mitgenommen haben, auf unser Schiff ein und erfahren so wieder viel über die traditionelle Lebensweise und deren Konflikte mit der modernen Welt.

unsere kleinen Helfer

unsere kleinen Helfer

Aber weil ja alles gar nicht so schlimm ist, gehen wir am Abend dann alle zusammen Kavatrinken und vergessen die weltlichen Probleme für eine Weile. Apropos weltlich, Kenneth ist auch einer der hiesigen Geistlichen und lädt uns für Sonntag in seine Kirche ein und so erleben wir einen interessanten Gottesdienst der Apostolic Pentecost Church viel Gesang und Geschichten von den Leuten über das Leben, aber kaum einer richtigen Predigt. Bevor wir weiterfahren bunkern wir noch am freitäglichen Wochenmarkt Obst und Gemüse und plündern gemeinsam mit Kenneth`s Frau Bennington ihren Garten.

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