Das gemeine ist, dass man auch wenn man in einem traumhaften Südseeatoll liegt, immer schauen muss das traute Heim am Schwimmen zu halten. So rinnt einem der Schweiß in die Augen und man sieht nicht viel von den umstehenden Palmen – na ja, ganz so schlimm ist es ja auch wieder nicht, denn wir können nur in den frühen Morgenstunden richtig arbeiten, denn dann wird es zu heiß und die Sonne verbrennt einem ganz schön den Pelz.

viel Schweiss ist der Preis

Da die Reparatur der Bugluke relativ gut von der Hand gegangen ist, haben wir auch gleich die zweite Luke in Angriff genommen. Leider hat sich die aber viel widerspenstiger gezeigt. Mit viel Schweiß und Spucke haben wir so die ganze Woche geschuftet, aber jetzt ist hoffentlich wieder alles dicht. Auch Herwig und Veronika haben sich von unserem Arbeitsanfall anstecken lassen und ihr Cockpitdach erneuert. So haben jeden Morgen die Maschinen geheult und der Schweiß ist in Strömen geronnen, dann war Pause und am Nachmittag sind wir auf die Jagd nach unserem Abendessen gegangen. Wenn wir erfolgreich waren (und das waren wir meist) ist am Abend ein romantisches Lagerfeuer entzündet worden und wir haben unseren Fang gegrillt. Nicht immer kann man seine ganze Beute sicher an Bord bringen, denn die Haie lernen schnell. Sobald sie eine Harpune sehen oder das typische Geräusch des Schusses hören kommen sie in Scharen und versuchen ihren Anteil zu fordern. So kommt es schon mal vor, wenn das Dinghy nicht gleich zur Hand ist, dass sie blitzschnell den Fisch vom Pfeil fressen. So gehen wir meist zu zweit ins Wasser – Christoph schießt und ich schleppe das Beiboot mit und bekomme fast einen Herzinfarkt wenn die gierigen Biester zu nahe kommen.

noch nicht von den Haien gefressen

Beim Tauchen haben wir ja kein Problem mit diesen Tieren, aber wenn (Fisch)Blut im Spiel ist werden sie einfach unberechenbar. Wir haben Haie auch schon normal bei der Jagd beobachtet und ihre Schnelligkeit und Brutalität ist schon beängstigend. Aber keine Angst, sobald welche über zwei Meter auftauchen, überlassen wir ihnen das Feld und ziehen uns unauffällig zurück. Auch beim Angeln aus dem Dinghy kommen sie sehr nahe und versuchen den Köder vom Haken zu fressen oder zeigen sehr großes Interesse am Boot. So bekommt schon mal einer eine übergezogen wenn er meint, dass unser Paddel eine Brettljause ist. Da heute endlich mal halbwegs passender Wind ist und wir ja bereits in drei Wochen Besuch erwarten sind wir mal wieder on tour Richtung Makemo!

wenig aber doch

Freitagmorgen haben wir nun endlich unser Ziel, die Insel Amanu im Tuamotus-Archipel, erreicht. Bereits seit einigen Tagen sind wir im Funkkontakt mit Herwig und Veronika von der österreichischen Yacht Alchemist, die uns hier schon sehnsüchtigst erwarten. Noch die ganze Nacht sind starke Gewitter mit heftigen Böen herumgezogen und dementsprechend gewaltig ist die Dünung direkt in die schmale Riffeinfahrt gestanden. Gerade richtig zu Slagwater (Wechsel zwischen Ebbe und Flut – d.h. fast keine Strömung) kommen wir in die Nähe des Passes – und was sehen wir – die beiden stehen unerschrocken in ihrem Dinghy mitten in der unruhigen Passage und dirigieren uns zwischen den Korallenköpfen in die Fahrrinne. Wir hätten zwar GPS-Punkte und Tracks für die Einfahrt gehabt, aber eine persönliche Betreuung ist da schon sehr viel beruhigender, denn bei ruppiger See und bedecktem Himmel hat man Nullsicht auf die Untiefen und nur auf die Karten vertrauen wir sehr ungern. So haben wir alles wasserfest gemacht und verriegelt und sind auf den brechenden Wellen mit der einlaufenden Strömung durch den Pass gesurft.

Christoph und sein neuer Freund

Ausgeatmet haben wir erst, als wir ruhig in der Lagune geschaukelt sind. Ohne die Beiden wären wir höchstwahrscheinlich weitergefahren oder hätten so lange vor der Insel gewartet bis die Bedingungen besser geworden wären. So haben wir endlich nach 10 Tagen und knappen 700sm (statt 450sm) unseren Anker in der türkisblauen Lagune fallen lassen und uns ein Nickerchen gegönnt, denn die letzten Tage waren doch sehr anstrengend. Bereits zu Mittag waren wir wieder fit und Christoph hat unsere undichte Bugluke demontiert, was sich als gar nicht so einfaches Unterfangen herausgestellt hat, da der Schiffsbauer sie so blöd eingepasst hatte, dass die meisten Schrauben direkt unter einer tragenden Stahltraverse versteckt waren, aber mit ein bisschen fluchen und schimpfen ist es schon gegangen. Uns hat ja fast der Schlag getroffen, als wir gesehen haben wie viel Rost sich da bereits drunter versteckt hatte, also alles abkratzen, schleifen, grundieren usw. – ein Werk für die nächsten 3-4 Tage. Zum Glück ist Sonnenschein und Flaute angesagt – warum erst jetzt?!? Nach getaner Arbeit haben uns Herwig und Veronika auf einen Begrüßungsschluck eingeladen und wir haben geplaudert und gequatscht.

Herwig u. Veronika / SY-Alchemist

Irgendwann wurde der Himmel heller und wir waren der Meinung, dass der Mond aufgeht, aber es war bereits die Sonne. So haben wir erst im Morgengrauen wieder zurück auf unser Schiff gefunden und am nächsten Tag waren wir alle vier etwas neben der Rolle (wir sind halt auch nicht mehr so jung und ein paar Drinks waren es doch auch). Heute sind wir gemeinsam zum SO-Pass gefahren, um dort ein wenig am Aussenriff zu schnorcheln oder zu tauchen und wollten am Abend unsere gefangen Fische am Lagerfeuer grillen. Nur leider gibt es hier zwar wunderbare Korallen, bunt-schillernde Nacktschnecken und Unmengen an Haien, aber kaum essbare Fische. So haben wir uns diesmal bei uns an Bord zusammengesetzt und ich habe für uns ein leckeres Hühnerfrikassee gezaubert – es muss ja nicht immer Fisch sein. Bis zum nächsten gescheiten Ostwind werden wir hier bleiben – und für die nächsten paar Tage ist sowieso nur Flaute angesagt.

„Autsch, verd…“ – schon wieder kracht eine Welle an die Bordwand und wirft alles, was nicht eh schon am Boden liegt, runter und mich mal wieder gegen die nächste Kante. Bereits seit vier Tagen schaukeln wir von einem Gewitter zum nächsten. Sobald wir die Nase aus dem Niedergang strecken sehen wir nur Weltuntergang rund um uns, trotzdem versuchen wir irgendwie weiter zu kommen und nützen jede auch nur so kleine Möglichkeit d.h. Segel setzen und reffen und eine Wende nach der anderen, damit wir nicht zu viel an mühsam erkämpften Weg wieder verlieren.

Windhose

Eigentlich hätte laut Vorhersage die ersten drei Tage guter Ost-Wind sein sollen, aber bereits am Donnerstag hat der Wind auf NW gedreht mit Gewittern und sintflutartigen Regengüssen. Normalerweise bräuchten wir für die 450 sm zu den Tuamotus ca. 3-4 Tage, aber nun kreuzen wir bald eine Woche genau gegen den Wind und ein Ende lässt sich noch nicht absehen, da der Wetterbericht auch für die nächsten Tage keine Besserung sondern eher noch mehr Wind auf die Schnauze ansagt. Zu allem Überfluss ist auch noch unsere Bugluke undicht geworden und so ist bei jedem sintflutartigen Regenschauer und jeder Welle ein Rinnsal direkt in unser Bett geronnen. Christoph hat sich mit Sikaflex bewaffnet und ist ausgerückt die undichte Stelle zu finden, im Augenblick sieht es ganz gut aus, aber wer weiß wo als nächstes die Dichtungsmasse durch das Alter und die Sonne porös wird. Irgendwie hatten wir uns das Segeln in der Südsee entspannter und leichter vorgestellt, aber wir lassen uns nicht entmutigen, denn nur den Mutigen gehört die Welt!

Mount Duff, höchster Berg der Gambiers

Endlich sind wir wieder unterwegs und das Archipel verschwindet langsam hinter uns am Horizont. Wie schnell doch die Zeit vergeht – nun waren es doch zwei Monate die uns diese Inselgruppe im Bann gehalten hat. Je länger man bleibt, desto mehr Leute lernt man kennen und schätzen und umso schwerer fällt es dann aufzubrechen. So haben wir uns schweren Herzens von unseren Freunden verabschiedet und sind noch mit viel frischem Obst und Gemüse beschenkt worden.

genug Vitamine für die nächsten Tage

Da in den letzten Tagen schwere Gewitter über uns niedergegangen sind, hatten wir noch etwas gewartet, aber für die nächsten Tage sieht die Prognose nicht so schlecht aus – zwar nur leichter Wind, aber dafür schön aus O, für einen angenehmen Raumschotkurs. Das letzte Versorgungsschiff hatte kaum die Bedürfnisse der Bevölkerung nach den Feiertagen decken können und so war binnen kürzester Zeit alles ausverkauft und wir haben nicht einmal mehr Zwiebeln bekommen. Obwohl das nächste Schiff bereits für diese Woche angekündigt ist, wollen wir jedoch nichtmehr darauf warten. Gerade als wir durch den Pass fahren, kommt uns das Versorgungsschiff entgegen – so ein Mist, doch ein bisschen zu früh aufgebrochen. Jetzt wieder zurückfahren – nein, so wichtig ist es auch wieder nicht. Nach ein paar Meilen sehen wir plötzlich ein Segelschiff sehr flott hinter uns herkommen – das können nur Reinhard und Sandra mit ihrem Trimaran Ave Gitana sein. Aber wollten die nicht erst morgen Richtung Pitcairn aufbrechen? Mal kurz angefunkt und schon war es klar. Kurzfristige Planänderung – sie fahren zu den Marquesas und Reinhard meint, dass sie uns noch Zwiebeln bringen. Zuerst glaube ich an einen Scherz, aber da hängt schon Sandra mit einem Sackerl in der Hand am äußeren Schwimmer.

Ave Gitana verfolgt uns

Bereits beim zweiten Versuch klappt die Übergabe, obwohl die beiden Schiffe ja komplett verschiedene Ansichten über Geschwindigkeit haben (wir sind glücklich mit einem Etmal von 120sm und bei ihnen sind 350sm pro Tag mickrig). Noch ein kurzer Plausch unter Landsleuten – eine Fotostrecke für beide Schiffe und schon sind sie dahin. Neidvoll blicken wir ihnen hinterher, wie sie am Horizont verschwinden. Aber einen Trost gibt es – wir haben dafür weitaus mehr Komfort und Lebensraum an Bord.

Abschied von Reinhard und Sandra

Thierry mit seinen Kindern

Getaucht sind wir in den letzten Tagen nicht mehr für Thierry und Maria, aber dafür haben wir die Familie zu einem Segeltörn eingeladen. Man muss hier verdammt aufpassen, wann und vor wem man etwas sagt, denn gleich waren auch die Oma und die restlichen Familienangehörigen von der Idee begeistert und so schnell konnten wir gar nicht reagieren, wie plötzlich fünfzehn Personen am nächsten Tag auf unserem Schiff mitkommen wollten. Wir haben dann die Gesamtzahl auf zehn reduziert, denn sonst wird es beim Segeln verdammt eng an Bord. Noch in der Nacht haben wir den schweren Kompressor unter Deck gehievt (steht natürlich draußen, da wir ja fast jeden Tag die Flaschen füllen müssen) und alles Entbehrliche weggeräumt, damit die „Menschenmassen“ irgendwo im Cockpit oder an Deck Platz finden. Bereits um 6 Uhr morgens standen Thierry und Maria mit ihren drei Kindern winkend an Land und Christoph hat sie mit Sack und Pack an Bord gebracht. Wir waren etwas verwundert, wo der Rest der Meute blieb, aber Thierry hat gemeint; “ heute nur die kleine Familie“. Erst einmal wurde gefrühstückt, aber nicht nur das, was wir vorbereitet hatten, nein sie haben noch schüsselweise gebratenen Reis, Steaks, Shrimps in Sahnesauce und Unmengen an Croissants und pain au chocolat mitgebracht, denn mit „leerem“ Magen lässt sich hier ein guter Tag nicht beginnen (eigentlich hätten wir es vom Motu her schon wissen müssen).

auf Aukena bei Bernard

Am Weg haben wir in Aukena, einer pittoresken Felsinsel, einen Zwischenstopp gemacht und Freunde von ihnen besucht. Bernard und Marielou haben uns die Insel und ihre recht ansehnliche Zitronenfarm gezeigt. Zum Abschied haben sie uns einen ganzen Sack grüner Zitronen in die Hand gedrückt und wir mussten (durften) die Spezialität – 5 Jahre in Salz eingelegte fermentierte Zitronen – probieren. Uns war der Geschmack etwas zu exotisch, aber hier reißen sich die Leute drum und ein kleines Fässchen mit ca. 50l wird nach Tahiti um 240,– € verkauft (dort kostet es dann das Doppelte). Nach einem Bad in der türkisenen Lagune ist es dann weiter rund um Akamaru und zurück nach Rikitea gegangen. Uns machen Wellen ja nichts aus, aber unsere Gäste sind, sobald wir aus der Riffabdeckung waren, etwas blass um die Nase geworden und plötzlich sehr wortkarg (komisch, sie sind leidenschaftlich mit dem Motorboot unterwegs, aber segeln vertragen sie scheinbar nicht). Am Abend wurde noch auf allgemeinen Wunsch die Bordpizzeria eröffnet und auch Reinhard und Sandra von der Ave Gitana sowie unser englischer Neuzugang Ding von der Chiquita haben vorbei geschaut und sich meine Pizzen schmecken lassen.

glasklares Wasser und viele Fische

Am Sonntag waren wir dann bei Patrick und Alice zu einem großen Fest mit Kalb und Spanferkel am Grill und allerhand leckeren Schmankerln anlässlich eines Religionsübertrittes vom protestantischen zum katholischen Glauben eingeladen (ja man findet immer einen Grund zum Feiern). Dort trafen wir auch einen der Brüder von Maria mit seinen Kindern und er war schwer enttäuscht, dass er nicht mit uns segeln gehen durfte, denn Thierry hatte dem Rest der Familie erklärt, dass wir seine Freunde sind und sie einfach in der Früh zu Hause sitzen lassen (ehrlich gesagt waren wir ja froh, dass nicht alle auf einmal mitgekommen sind). Vorsichtshalber haben wir keine weitere Einladung mehr ausgesprochen, denn am Montag sind wir endlich zum südöstlichen Pass bei der Flughafeninsel Totegegie aufgebrochen um dort ein bisschen schnorcheln und Strömungstauchen zu gehen. Gemeinsam mit Reinhard und Sandra und Tin verbringen wir hier paradiesische Tage in glasklarem Wasser mit unzähligen Fischen (die sich herrlich am Strand grillen lassen) und unzerstörten farbenfrohen Korallenriffen.

ständiger Begleiter

Das einzige worauf wir aufpassen müssen sind die gierigen Haie, die sobald sie eine Harpune sehen bereit stehen um einem den Fang streitig machen zu wollen. Morgen geht es jedoch wieder zurück nach Mangareva, denn das Versorgungsschiff ist bereits eingetroffen und wir können jetzt unsere fehlenden Vorräte auffüllen und endlich zu den Tuamotus aufbrechen.

Maria in ihrer Outdoorküche

Unser ursprünglicher Plan war eigentlich gleich nach Neujahr in Richtung Tuamotus aufzubrechen und nun leben wir schon seit bald zwei Wochen mit der Familie auf dem Motu und werden nichtmehr hergegeben. Vor ein paar Tagen ist auch die Objectif Lune mit ihren beiden Teenagern zu uns gestoßen und dann war der Spaß perfekt. Thierry hat die Kinder mit dem Wakebord oder auf der Banane in seinem starken Motorboot durch die Fluten gezogen und wir sind abwechselnd mit ihnen rund um die Korallenköpfe tauchen gegangen. Nebenbei haben wir noch Lektionen im Fischfang erhalten und Christoph hat sehr erfolgreich seinen ersten Oktopus gespeert oder Langusten fürs Frühstück am Außenriff gefangen. Ja, Frühstück heißt hier zwar petit déjeuner ist aber eher ein grande dejéuner, denn es gibt nicht nur Kaffee und Baguette sondern auch jeden Morgen frisch gegrillt den nächtlichen Fang und Fleisch mit Unmengen an Sättigungsbeilagen.

petit dejeuner!?!

Für uns, die sowieso kaum frühstücken ist es jedes Mal eine Überwindung. Abgesehen davon wird sowieso den ganzen Tag gegessen oder faul im Wasser rumgelegen. Leider haben wir uns am Montag nicht auf unsere Wettervorhersage verlassen, sondern haben Hugues geglaubt und so hat uns die Schlechtwetterfront voll erwischt. Am späten Abend hat der Wind auf 35-40 kn aufgefrischt mit Böen um die 55 kn, wären wir in einer geschützten Bucht gelegen – kein Thema, aber wir sind auf offener Reede inmitten von scharfen Korallenköpfen gestanden und das Schiff hat sich teilweise sehr bedrohlich genähert. So hatten wir eine sehr unruhige Nacht und haben uns in der Früh etwas weiter nach draußen verholt. Da auch die Familie ihre Zelte auf der Insel abgebaut hat, sind wir zurück nach Rikitea gefahren (außerdem wollen wir ja langsam weiter und sollten vorher noch unsere Vorräte ergänzen, denn auf den Tuamotus soll es recht wenig geben).

und immer unter Beobachtung

Zu unserer Überraschung sind dort zwei neue Schiffe vor Anker gelegen. Steve aus San Francisco mit seiner Odil und Reinhard und Sandra mit ihrem Trimaran Ave Gitana. Unsere Freude war groß, denn erst zum zweiten Mal auf unserer Reise hat eine österreichische Flagge im Wind geflattert und schnell war bei einem kalten Bier Freundschaft geschlossen. Auch Fritz hatte uns schon sehnsüchtig erwartet, denn unsere Gesellschaft und meine Küche sind ihm bereits abgegangen. So haben wir vorgestern unser Weihnachts- und Silvesteressen nachgeholt und ich habe für uns alle gekocht. Zuerst Muscheln in einer Weißwein-Sahnesauce, einen Kartoffelsalat mit Crevetten, selbstgefangenen Tintenfisch, Perlmuschelfleisch und Unmengen an Spareribs. Den ganzen Tag und die halbe Nacht sind wir auf seiner Terrasse gesessen, die wir erst kurz vor Weihnachten für ihn betoniert hatten und hatten zusammen viel Spaß. Zum Ausgleich haben wir heute gemeinsam mit unseren österreichischen Freunden auf den Mount Duff bestiegen, denn die vielen Kalorien müssen ja auch wieder abgearbeitet werden. Leider sieht es nach den Feiertagen in den Geschäften wie im ehemaligen Ostblock aus und so müssen wir auf das nächste Versorgungsschiff aus Papeete warten, dass Mitte nächster Woche erwartet wird. Bis dahin haben wir noch einige gesellschaftliche Verpflichtungen, werden noch ein paar Mal für Thierry unter Wasser gehen und ihm seine Collecteure reparieren und hoffentlich noch ein paar Tage am Außenriff zum Strömungstauchen kommen.

wir trinken auf den Jahreswechsel in der Heimat

Silvester haben wir diesmal doppelt (Heimatzeit und Lokalzeit), aber ganz ruhig und in trauter Zweisamkeit verbracht. Möglichkeiten hätten wir genügend gehabt, denn gleich auf dem nächsten Motu sind viele einheimische Boote gelegen und es war eine riesige Party im Gange. Mit einer Flasche Schnaps in der Hand, ist man immer willkommen, aber wir hatten dazu eigentlich keine rechte Lust. Es war wunderschön gemeinsam zum Klang des traditionellen Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker im Cockpit zu liegen, eine prickelnde hochprozentige Kokosnuss in der Hand zu halten und am Sternenhimmel die Sternschnuppen zu zählen (so viele Wünsche konnten wir gar nicht haben). Am Neujahrsmorgen wurden wir jedoch unsanft von einem Jetski aus dem Bett geholt, der unser Schiff als Wendemarke für ein noch nicht ganz nüchternes Wettrennen gesehen hat und eine ordentliche Fontäne über unser Deck gespritzt hat. Zum Glück ist nicht viel in die offenen Luken gekommen und auch mein Solartrockner, der mit fast fertigen Papaya- und Bananenscheiben bestückt war, ist trocken geblieben, aber den bösen Blick bei der zweiten Runde hat er dann durchaus verstanden.

einfach gemütlich abhängen

Wir haben es jedoch vorgezogen weiter nach Puaumu zu fahren. Unsere Suche nach einem guten Ankerplatz inmitten der unzähligen Korallenköpfe wurde bereits interessiert von Land aus beobachtet. Da wir nicht nur schnorcheln sondern auch das Motu ansehen wollten, sind wir an Land gefahren um die Besitzer um Erlaubnis zu fragen. So schnell konnten wir gar nicht schauen, wie wir eine Flasche Bier in der Hand hatten und in die große Familie integriert waren. Vier Generationen verbringen hier gemeinsam unter einem großen luftigen Zelt ihre Wochenenden oder wie jetzt gerade die großen Sommerferien der Kinder. Schnell war mit allen Freundschaft geschlossen und trotz unserer geringen Französischkenntnisse war eine grundlegende Verständigung möglich (die Sprachbarriere ist meistens unser Schwachpunkt und hindert uns oft an der Kontaktaufnahme). Die neugierigen Blicke in Richtung unserer Yacht haben wir auch nicht missverstanden, schon bald saßen fünf Erwachsene bei uns im Cockpit und sechs Kinder sind durchs Schiff getollt (es waren aber nicht alle, denn ein paar sind auch am Motu geblieben).

Besuch auf unserem Schiff

Maria und Thierry haben in Taku eine kleine Perlenfarm und nachdem sie unseren Kompressor und die Tauchflaschen gesehen haben, wurden wir eingeladen nicht nur die Perlenfarm zu besichtigen, nein sogar tauchen dürfen wir dort gehen. So ist beiden Seiten geholfen, denn immer wieder reißen Kollekteure ab oder ganze Perlenschnüre sinken auf den Grund und sind so ein relativ großer Geschäftsverlust und wir kommen zu einem „sehr exklusiven“ Taucherlebnis. Aber zuvor gab es noch ein paar lehrreiche Inseltage mit viel gutem Essen und nun wissen wir auch wie man richtig Siebenfingermuscheln öffnet, welche Fische man essen kann, wie man sie am besten fängt und was traditionell in Polynesien gekocht wird (auf jeden Fall immer zu viel und reichhaltig) – Grandmere bemüht sich redlich uns ein paar Brocken Managreva beizubringen, aber in unseren europäischen Schädeln bleiben diese Worte nur schwer hängen (wir kämpfen gerade noch mit unserem Italo-espanjo-französisch Mischmasch).

juhu, eine Auster mit Perle

Gestern und heute sind wir dann in der Perlfarm getaucht, es sind vielleicht nicht die spektakulärsten Tauchgänge, aber sicher mit die interessantesten und anstrengendsten. Wie bei der Ostereiersuche sind wir mit großen Säcken bewaffnet kreuz und quer unter den Reihen getaucht und haben doch einiges an verschollenen Perlmuscheln gefunden. Am spannendsten war es dann als Thierry die Muscheln geöffnet hat, bei jeder Perle habe ich mich wie ein kleines Kind gefreut, denn nicht jede Muschel trägt solch ein Kleinod in sich. Normalerweise kostet ein Taucher pro 2 Stunden umgerechnet ca. € 300,– und uns wurde erstmalig eine Bezahlung für unseren Spass angetragen, das haben wir aber abgelehnt da wir es aus Freude und für Freunde gemacht haben – aber dafür sind wir jetzt um eine ganze Hand voll schwarzer Perlen und einer unersätzlichen Erfahrung reicher.

Ach du lieber Himmel, unser Außenborder ist weg! Vorgestern bei unserem allmorgendlichen Rundumblick und Wettercheck hat uns fast der Schlag getroffen, als unser Dinghy ohne den so bequemen Hilfsantrieb hinter uns im Wasser geschwappt ist. Da wir in den letzten Tagen bereits mehrmals die Schrauben der Motorhalterung nachziehen mussten, war unsere erste Annahme, dass er runtergefallen ist und am Meeresgrund liegt und erst die zweite, dass er gestohlen sein könnte. So ist Christoph bereits frühmorgendlich in den Neoprenstrampler gesprungen (er ist nämlich eine Frostbeule) und hat sich die Tauchflasche auf den Buckel geschupft. Ich habe inzwischen die Bergetalje klar gemacht. Kaum das er im Wasser war, war er auch schon wieder draußen, denn der Motor ist zirka einen halben Meter unter dem Boot an der Sicherungsleine gehangen (gut, dass wir immer alles fixieren). Unsere nächste Befürchtung war natürlich, dass er nichtmehr funktioniert, denn er mag zwar Benzin, aber kann Salzwasser partout nicht leiden. So wurde er sofort zerlegt, gründlich mit Süßwasser gespült und anschließend mit einem Ölbad verwöhnt – und er läuft! So schnurpsen wir auch weiterhin mit unserem kleinen Bananaboot quer durch die Buchten und Motus.

Trinkkokosnüsse sind oft schwer zu erreichen

Einige Tage sind wir nach Weihnachten noch mit den anderen Schiffen zusammen geblieben und ein paar Buchten weiter gefahren. In der Baie Anganui sind Unmengen an Schweinen und Ferkeln frei herum gelaufen und immer wenn wir uns eine Trinkkokosnuss gegönnt haben, standen sie schon bereit, um auf die Schalen zu warten. Wie immer haben wir ein paar Fische gespeert und gemeinsam am Strand unter einem leuchtenden Sternenhimmel gegrillt. Dabei mussten wir höllisch aufpassen, denn die Schweine haben sich immer ganz hinterlistig von hinten aus dem Dunkel angeschlichen und wollten uns unser Essen mopsen – so hatten wir mal wieder sehr viel Spaß, wenn einer von uns schreiend den frechen Dieben hinterher gelaufen ist. Aber dann ist langsam ein Schiff nach dem anderen nach Rikitea zurückgekehrt und wir sind alleine weiter nach Tenoko und Vaiatekeue, kleinen Koralleninselchen am nördlichen Riffsaum, gefahren.

und immer gut aufpassen

Langsam überlegen wir schon, ein Sitzpolster und einen Sonnenschutz auf der ersten Saling zu montieren, denn das ist in der letzten Zeit der Standardplatz von Christoph, wenn wir durch die Untiefen und Korallenköpfe oder durch die weitläufigen Bojenfelder der Perlfarmen manövrieren. Teilweise erfordert hier das Ankern gute Nerven, denn die sandigen Pools sind oft gerademal für ein Schiff groß genug oder man bleibt etwas weiter draußen stehen und hat eben einen längeren Weg an Land. Nun sind wir mal wieder ganz alleine und genießen dies – nur das Schreien der Vögel und die brechenden Wellen an der Riffkante sind zu hören.

Vaiatekeue, unser Silvestermotu

Rund um die bergige Hauptinsel Mangareva sehen wir die schwarzen Wolken, wie sie am Mount Duff hängen und ein Regenschauer nach dem anderen über Rikitea niedergeht. Wir jedoch stehen im Sonnenschein vor unserem flachen Motu, wo sich kein Wölkchen fangen kann. Morgen werden wir mal wieder ein Stückchen weiterfahren, denn es gibt noch so viele Inseln, die auch noch auf unseren Besuch warten.

Wir hatten Fritz die letzten Tage geholfen seine Terrasse zu betonieren, haben Maschinen repariert, Überzüge für seine Couch genäht und auch noch einiges mehr. Nun wollten wir eigentlich zu irgendeiner der nördlichen Inseln fahren und dort in trauter Zweisamkeit die Feiertage bis Silvester verbringen.

eine Windhose, aber zum Glück nicht in unsere Richtung

Vorgestern Nachmittag sind jedoch die beiden französischen Schiffe Objectif lune und Chtimagine III von ihrer Inseltour durch die nördlichen Motus zurückgekehrt und Hugo hat uns gefragt, ob wir nicht beim weihnachtlichen Spanferkel mitmachen wollen. Da diese Option sehr verlockend war haben wir zugesagt und sind zur Insel Taravai gefahren, wo dieses Fressgelage im Haus von Edouard abgehalten werden soll. In der herrlichen Lagune hatte auch bereits das ebenfalls französische Schiff Mangaia geankert, das wir schon in Puerto Eden und auf der Osterinsel getroffen hatten. Bei einem gemütlichen Kaffee haben wir die letzten Erfahrungen ausgetauscht und dann sind auch schon die beiden anderen Schiffe angekommen, die noch in Rikitea ihre Vorräte wieder aufgefüllt hatten (beide haben je zwei immer hungrige Teenager an Bord – also Raubtierfütterung).

und wieder einen erwischt

Gestern sind die Männer mit Harpunen bewaffnet ausgezogen um unser Abendessen zu jagen. Christoph war sehr erfolgreich mit zwei richtig schönen Doktorfischen (sind fast die Einzigen, die man hier ohne Ciguateragefahr essen kann) und am Abend haben wir gemeinsam unsere Ausbeute gegrillt und vernichtet, dabei wurde der Schlachtplan für heute entworfen. Hugo, Pierre und Edouardo waren auserkoren das Schweinchen zu jagen, Christoph und Pierre sollten das Feuerholz besorgen und die Damen haben sich um den Rest des festlichen Mahles gekümmert (wie in Urzeiten). So hat es bald aus allen Kochtöpfen und Pfannen geraucht und der Wind hat die leckeren Düfte von Schiff zu Schiff getragen.

unser diesjähriger Weihnachtsbaum

Ich hatte bereits früh morgens einen kreativen Anfall und habe noch auf die Schnelle aus Schokoladenpapier, alten Chipssackerln und Kaffeetüten Recyclingschmuck gebastelt, der dann am Abend unter viel Gelächter an unserem Weihnachtsbusch illuminiert wurde. Aber zuerst musste ja der Hauptakteur ins Spiel geholt werden und zum Glück waren unsere Jäger auch erfolgreich und haben ein 25 kg-Ferkelchen erwischt. Unter viel Quietschen und Schreien wurde es herangeschafft, aber das Töten ist dann zum Glück recht professionell, schnell und ohne große Gegenwehr geschehen. Christoph und ich hatten als Großstadtkinder noch niemals unseren Weihnachtsbraten selbst erlegen müssen – war daher für uns ein ganz „besonderes“ Erlebnis.

Vorbereitung unseres Weihnachtsmahles

Pierre und Edouard sind es mit viel Erfahrung und Routine angegangen, so wurde das bereits betäubte Tierchen mit einem beherzten Stich ins Jenseits befördert und dann mit viel kochendem Wasser und noch mehr Handarbeit von den Borsten befreit. Bis es dann fertig ausgenommen und gesäubert war, war auch der Umukai (Erdofen) soweit bereit und nun hieß es nur mehr ein paar Stunden warten. Die Zeit haben wir uns mit Aquavolleyball und Boule, dem Nationalsport der Franzosen, vertrieben oder sind einfach faul im Schatten gelegen. Bei Einbruch der Dunkelheit war dann auch unser Schweinchen gar und wurde wieder ausgegraben. Die lange Tafel hat sich unter den Köstlichkeiten gebogen, nicht nur das Ferkelchen ist auf der Zunge zergangen, auch die Beilagen waren sehr vielfältig.

auch der Ofen muss erst gebaut werden

Vom Budin, der mit viel Gewürzen und Zwiebeln aus dem frischen Blut gekocht wurde über sahniges Kartoffel-Gratin, Pain de Coco in Bananenblättern, Potiron bis zum guten alten Kartoffelsalat war alles da (eigentlich wollte ich ja etwas anderes machen, aber der hat ihnen gestern so gut zum Fisch geschmeckt, dass ich ihn wieder machen sollte) . Danach haben wir ein paar Runden Nacht-Boule gespielt (ist eine richtige Herausforderung, da man die Entfernungen nur schwer schätzen kann) bevor wir über das Nachspeisenbuffet hergefallen sind. Eigentlich waren wir ja alle schon überfressen, aber ein kleines Stückchen Bananenkuchen, Zitronentorte, ein Schokopilzchen oder Griessoufflé mit Guavemus geht noch allemal rein. Inzwischen haben wir aber ins Haus flüchten müssen, denn der nächtliche Regenguss hat auch heute nicht ausgelassen.

Aquavolleyball zum Kalorienausgleich

Jeder hat sich in ein Eck gelümmelt und Hugo und Tom haben uns noch ein wenig mit ihren Gitarren unterhalten bis sich dann alle mit ihren Beibooten durch die Korallenriffe zu ihren Schiffen aufgemacht haben. Morgen geht es dann weiter, denn es sind noch riesige Mengen übrig geblieben und die werden wir hoffentlich morgen vertilgen können – na denn joyeux Noel!

20.12.2011

Weihnachten 2011

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