unter vollen Segeln
Am Donnerstag hatten wir endlich unser lang ersehntes Wetterfenster um bequem zu unserem nächsten Ziel, der Insel Faial, zu kommen. Gemeinsam mit der SY-Oceana mit Andy und seinem neuesten Crewmitglied Sophia, sowie der Warrior for Life mit Roger und seinen beiden Bordkatern Captain Mogs und Commander Pim, haben wir gemütlich am Vormittag Lajes auf der Insel Flores verlassen. Es war so eine richtig angenehme und entspannte Überfahrt, mit 5-6 Knötchen auf glatter See dahingleiten und sich von Delphinen und Walen begleiten lassen – einfach perfekt. Bereits am Freitagmorgen ist in der Dämmerung der unverkennbare Vulkankegel von Pico vor uns aufgetaucht.
SY-Oceana/ Sophia + Andy
Vorbei am weißen Felsen von Castelo Branco, dann mal kurz links abgebogen und schon haben wir an der Hafenmole von Horta, einem Muss für jeden Segler, festgemacht. Zwar hatten wir bei der ganzen Überfahrt die Angel draußen, aber leider keinen einzigen Biss. Dabei gab’s so viele Vögel und wir hätten uns mal wieder über einen selbstgefangenen Fisch gefreut, aber was sollen wir tun? Zu unserer Freude und Überraschung war die Semana do Mar, eines der großen Festivals der Insel, noch bis zu diesem Wochenende im vollen Gange. Die ganze Hafenpromenade ist schön geschmückt mit bunten Lichterketten, eine Bühne nach der Anderen mit Musik und Folklore und natürlich viele Stände und Lokale mit landestypischem Essen und Trinken.
Castelo Branco
Daneben natürlich auch viele Wettbewerbe und Paraden, wie z.B. ein Rennen der traditionellen Walfangboote oder ein Schwimmwettbewerb zwischen Faial/Horta und Pico sowie eine Motorradsternfahrt und natürlich die Präsentation der unterschiedlichen Vereine und Ortsverbände . Bis spätnachts Musik und danach noch die AfterParty bis zum Morgengrauen. Wir haben zwar ganz tapfer durchgehalten, aber irgendwann sind wir dann doch todmüde in unsere Kojen gekrabbelt.
Hafenpromenade voll illuminiert
Um 4 Uhr morgens wachen wir auf, weil sich jemand an unserem hinteren Niedergang zu schaffen macht. Mit Messer und Tränengas bewaffnet stürmen wir zum Cockpit um den Eindringling zu vertreiben (wir haben den vorderen Niedergang zwecks besserer Belüftung nur mit einem Gitter gesichert). Im Cockpit sitzt ein deutlich betrunkener junger Mann und erklärt uns voller Überzeugung, dass dies sein Schiff sei. Wir beteuern ihm, dass er im Irrtum ist. Erst nach etwa 20 Minuten glaubt er uns endlich und klettert wieder auf die Mole und wankt davon. In der Früh sehen wir dann, dass er seine Jacke und eine Tasche mit all seinen Papieren, Geld und Kreditkarten bei uns an Bord vergessen hat.
mal moderner —
Wir warten noch bis mittags (bis er hoffentlich nüchtern genug ist, um sich vielleicht doch zu erinnern wo er des Nächtens war) und fragen unsere direkten Nachbarn ob sie ihn vielleicht kennen, denn einen Führerschein haben wir ja schließlich auch in seinen Ausweisen gefunden. Schlussendlich gehen wir zum Marinebüro und zur Hafenpolizei um unseren Fund zu melden. Dort treffen wir einen jungen Franzosen mit verquollenen roten Augen und sichtlich übernächtigt, der gerade versucht den Beamten sein Missgeschick zu erklären.
… mal tradioneller
Wir lassen ihn erst mal reden und fragen ihn dann ob er vielleicht eine Jacke und Tasche vermisst. Man kann sich gar nicht seine Erleichterung vorstellen, ganz kleinlaut ist er und entschuldigt sich hundert Mal auf dem Weg zu unserem Schiff, denn er kann sich nach zwei Litern Bier und dem 10.ten Tequila an rein Garnichts mehr erinnern. Es stellt sich heraus, dass er Crew auf einem Schiff, das nicht einmal annähernd unserem ähnelt und zu dem noch am ganz anderen Ende des doch nicht so kleinen Hafens steht, ist und das zudem noch am selben Tag auslaufen sollte. Während Christoph mit ihm unterwegs ist,
Paraden von der freiwilligen Feuerwehr…
plaudere ich noch mit den beiden Polizisten und auch sie meinen, dass er wirklich Glück hatte an uns zu geraten, denn Andere hätten bei einem derartigen nächtlichen Besuch zuerst geschossen und dann erst gefragt oder vielleicht das Geld genommen und den Rest einfach im Meer versenkt. Aber zu seinem Glück sind wir ja ehrliche Leute und wissen aus eigener Erfahrung (siehe Südafrika) wie schwer, langwierig und auch teuer es ist im Ausland seine Ausweise wieder zu beschaffen. Xavier, so heißt unser Unglücksrabe bringt uns als kleines Dankeschön am Abend noch einen selbstgravierten Stein vorbei – wir finden dies ist eine sehr nette Geste, die auch wirklich von Herzen gekommen ist.
… und viele Motorräder
Aber dann er kommt dann doch nicht so schnell hier weg wie gedacht, denn die Lichtmaschine auf seinem Schiff ist defekt und so laufen wir uns immer wieder mal über den Weg und jedes Mal beteuert er niemals wieder Tequila anzurühren. Na hoffen wir mal, dass er daraus was gelernt hat. Wir haben auf jeden Fall dieses Wochenende zum Saisonausklang mit Musik und Trubel genossen, werden es aber jetzt wo es hier wieder ruhiger wird auch sehr zu schätzen wissen.