Zwar haben wir uns auf der Osterinsel reichlich mit frischem Obst und Gemüse eingedeckt und auch den Rindfleischbestand auf der Insel ein wenig minimiert, aber das hält uns nicht davon ab auch mal wieder unseren Köder schwimmen zu lassen. Bereits nach einer Stunde hat die Sperre auf der Angelrolle gesurrt. Also Segel bergen, denn bei 7 Knötchen Fahrt bekommt man das Fischerl sonst gar nicht an Bord, Handschuhe an und ran an die Kurbel. Er hat sich nach besten Kräften gewehrt, aber unbarmherzig haben wir ihn näher und näher gezogen. Wunderschön blau-silbern ist die Goldmakrele noch zwei Mal in unserer Heckwelle gesprungen bevor sie sich dann doch unserer Übermacht ergeben hat – aber nur scheinbar, denn als wir sie im Kescher und schon fast an Bord hatten, hat sie uns die Flosse gezeigt und verabschiedet (na wir sind halt zu human gewesen).

zwei Kämpfer - ein Gewinner!

Das nächste Opfer hat jedoch nicht lange auf sich warten lassen, wieder die Fahrt aus dem Schiff nehmen und kurbeln was das Zeug hält. Auch diesmal war es ein fairer Kampf, 10m aufkurbeln und dann warten bis zum nächsten Schwächeanfall (nicht von uns – vom Fisch natürlich). Bis wir die fast 1m lange und 10kg schwere Dorade in der Nähe des Hecks hatten hat es schon ein bisschen gedauert. Diesmal waren wir aber nicht so zimperlich und haben gleich das Gaff in den Fisch gerammt und erfolgreich an Bord gebracht. Für die nächsten Tage wissen wir was wir essen werden. Heute gibt es Ceviche, morgen Fischfilet und dann vom Rest noch in den nächsten Tagen ein lecker scharfes Fischcurry.
Ceviche ist in Südamerika und polynesischen Raum sehr beliebt, genial einfach und unglaublich lecker – Rezept: enthäutetes Fischfilet in mundgerechte Stücke schneiden mit Salz, Pfeffer, wenig Öl und viel Zitronensaft marinieren, kleingeschnittene Zwiebeln und Koriander dazu und ein paar Stunden im Kühlschrank ziehen lassen. Ob man dann Tomaten, Paprika, Chilis, Ingwer oder Lemongrass dazu gibt  ist eine persönliche Geschmackssache.

 

der Ritt in dem Dinghy

Knappe drei Wochen sind wir jetzt bereits auf der Osterinsel und damit wir zu Weihnachten nicht auch noch hier sind lichten wir heute den Anker, denn der prognostizierte Wind ist für die nächsten Tage nahezu ideal für uns. Abgesehen davon läuft unser chilenisches Visum sowieso in ein paar Tagen aus. Auch die anderen Schiffe brechen heute auf, wir nach Westen, Jan und Thore auf ihrer Necessity fahren Richtung SO nach Puerto Montt und unsere französischen Freunde verlegen sich ums Kap in die Bucht von Anakena, weil in den letzten Tagen der Schwell hier in der offenen Bucht von Hanga Roa fast unerträglich geworden ist.

Gemüsemarkt in Hanga Roa

So fahren wir alle fast gleichzeitig in drei Himmelsrichtungen auseinander – mal sehen wann und wo wir uns wieder treffen. Südlich von uns toben schwere Stürme und wir merken dies insofern, dass unser Schifferl auf den meterhohen Wellen tanzt und wir ordentlich durchgeschüttelt werden. Schafen ist da kaum möglich und jede Bewegung gleicht einem Balanceakt, aber dafür rasen wir mit 6-8 kn dahin. Wenn es so weiter geht sind wir in Windeseile in Gambier (ca. 3 Wochen) und an Pitcairn düsen wir vorbei wenn wir nicht ganz schnell den Anker werfen.

letzter Blick auf Rapa Nui

Na hoffen wir, dass uns die Wettergötter auch weiterhin gnädig sind.

taegliches Training

Irgendwie hält uns die Osterinsel gefangen, aber die Geheimnisse der Tiefe haben wir noch immer nicht erkundet. Denn zuerst habe ich nicht ins Wasser dürfen und dann hat Christoph sich mit Fieber und einer Nebenhöhlenentzündung ein paar Tage danieder gelegt. Nein, er wird nicht krank wenn es nass und kalt ist, sondern dann wenn es endlich warm und sonnig wird, aber was soll´s auch das geht vorbei.

spannende Hafeneinfahrt nach Hanga Piko

Die letzten Tage hatten wir sehr starken Westwind und da war es sowieso fast unmöglich an Land zu gehen, da sich die gigantischen Wellen direkt vor der Hafeneinfahrt gebrochen haben und ein Landgang einem Himmelfahrtskommando gleich gekommen wäre. Jedoch heute hat sich das Wetter so weit stabilisiert, dass wir mal wieder unsere Beine unter den Arm nehmen und eine Wanderung zum Vulkan Rano Kau in Angriff genommen haben.

Hoehle Ana Kai Tagata

Unser Weg hat uns zuerst die Klippen entlang bis zu den Zeremonien- und Begräbnishöhlen bei Ana Kai Tangata geführt, in denen noch Teile der alten Malereien erhalten sind. Die meisten Höhlen kann man jedoch nicht besichtigen, da die Wellenbrecher direkt hineinschießen und es lebensgefährlich wäre. Weiter ist es dann durch alte verwilderte Obstplantagen und Eukalyptuswälder auf das nur mehr von Gras und Bodendeckern bewachsene Hochplateau des Vulkans gegangen und plötzlich ist der Vulkansee in all seinen Blau- und Grünschattierungen und den unzähligen Schilfinseln zu unseren Füßen gelegen.

Rano Kau

Der Blick von dort ist unbeschreiblich, unter uns hat sich der Himmel im Wasser gespiegelt, ein Panoramablick über die gesamte Insel und vor uns die unendlichen Weiten des Pazifiks – einfach gigantisch! Wir sind noch bis zum Zeremoniendorf Orongo, wo einst der Vogelmannkult praktiziert wurde, gewandert und haben dort gemeinsam mit unserem vierbeinigen Begleiter unser Picknick mit spezieller Aussicht verzehrt. Ja, ich habe bereits wieder Vertrauen zu Hunden gefasst, denn eigentlich sind sie ja treue und liebenswerte Weggefährten. Langsam merken wir, dass auch hier die Saison beginnt denn jeden Tag landet eine Maschine und spuckt eine Menge Besucher aus.

Blick ueber die Hauptstadt Hanga Roa

Es ist interessant zu beobachten, denn am Montag kommen meistens deutschsprechende, am Mittwoch Franzosen und am Freitag ist die asiatische Fraktion dran. Wir haben auch hier bereits wieder viele nette Leute getroffen und mit einigen werden wir sicher auch weiterhin Kontakt haben. Auch schaukeln jetzt bereits vier Schiffe hier vor Anker. Mit Mangaia und Objectif lune, beide mit französischer Flagge sind wir bereits in den patagonischen Kanälen bzw. Mar del Plata zusammen gefahren und werden uns sicher auch in Polynesien wieder treffen. Heute ist dann noch die norwegische Yacht Necessity dazu gestoßen, Jan und Thore kommen direkt aus Ecuador und wollen nach Patagonien weiterfahren. So haben wir sicher wieder einige gemütliche gemeinsame Abende vor uns, wo wir unsere Informationen bei einem Bierchen gegenseitig austauschen werden.

 

Moai Ahu Tahai

wie die Einwohner ihre Insel gerne nennen. Leider ist es zwar heute nicht so wolkenlos und sonnig wie die letzten Tage, aber dafür haben sich der Wind und die Wellen etwas gelegt und so können wir ohne Sorge heute das Schiff alleine lassen. Wir sind bereits relativ früh an Land gefahren,  um noch vor dem großen Andrang im Spital die letzte Spritze gegen Tollwut verpasst zu bekommen. Dann hieß es nur mehr – Helme auf und ab mit unserem kleinen Scooter über die frisch geteerte Küstenstraße. Wir haben erst mal den Krater Rano Kau und das Zeremoniendorf Orongo rechts liegen lassen, da man dort einen Eintritt von unglaublichen US$ 60,–pro Person kassieren will und uns dies eindeutig zu viel nur für ein paar Steine ist. Dorthin werden wir noch gesondert  einen Tagesausflug unternehmen und von hinten rauf die lange Wanderung zum grünen Kratersee machen (ohne Eintritt, dafür ist halt auch nicht alles zu sehen).

wilde Brandung

So sind wir erst den Flughafen entlang zur wellenumtosten Südküste gefahren und haben uns von dort aus die Moai`s (Statuen) auf ihren Ahu`s (Zeremonienplattformen) in östlicher Richtung angesehen. Die Hochblüte dieser Kultur lag zwischen 1100-1700 n.Chr. wo an die 1000 dieser Steinkolosse erreichtet wurden (heute gibt es noch ca. 600) danach dürften Stammesfehden und schlussendlich die Eroberer fast zur Ausrottung der Inselbevölkerung geführt haben.

Ahu Tongariki

Es ist beeindruckend wie riesig diese Figuren sind und noch immer rätselhaft wie sie teilweise 15 km weit vom Steinbruch bis zu ihren Steinaltären geschafft wurden. Eine alte Legende besagt, dass sie jede Nacht ein paar Meter selbst gelaufen sind (wer weiß!) – uns haben sie ihr Geheimnis nicht verraten. Meistens stehen sie in Gruppen doch manchmal auch alleine und oft kann man auch noch in der Nähe Reste von Rundhäusern oder umu`s (Erdöfen) sehen.

Rano Raraku

Im Steinbruch von Rano Raraku wo diese Steinkolosse gebrochen wurden liegen noch unzählige mehr oder weniger fertig, teilweise halbvergraben herum, auch der größte von ihnen mit 21m hängt hier noch nicht fertig abgeschlagen am Hang des Vulkans (auch hier braucht man diese s..teure Eintrittskarte, deswegen haben wir uns das nur von außen betrachtet und  noch allemal genug gesehen).  Weiter ist es dann durch das Inselinnere vorbei an Rinderherden und Gemüsefeldern an die Nordküste der Insel gegangen. Im Gegensatz zur Isla Robinson Crusoe, wo sich die Einwohner komplett auf das Versorgungsschiff vom Festland verlassen und nichts anbauen, gibt es hier wunderbar frisches Obst, Gemüse und Fleisch (ist zwar relativ teuer, aber sehr gut und der Rest wird eingeflogen aus Santiago bzw. Papeteé).

angepasste Religion

An der Norküste gibt es die einzigen Sandstrände, besonders beeindruckend ist der von Anakena mit schneeweißem Korallensand, Kokospalmen und fünf wunderbar restaurierten Moais. Leider hatten wir nicht die Zeit uns dort an den Strand zu legen, aber hier ist die zweite Ankermöglichkeit der Insel und vielleicht dreht der Wind so, dass wir dorthin “flüchten“ müssen!?! Auf unserem Rückweg haben wir noch einen Abstecher nach Puna Pau, dem Vulkankrater wo die roten Haarknoten bzw. Hüte geschlagen wurden, gemacht. Von dort oben hatten wir auch einen wunderbaren Blick über fast die ganze Insel und konnten auch unser Schifferl einsam in der Bucht von Hanga Roa schaukeln sehen (ist schon sehr beruhigend). Statt das wir wieder zurück auf die Hauptstraße gefahren sind haben wir uns über eine Sand- und Schotterpiste mit großen Steinbrocken zurück nach Hanga Roa gequält, aber dafür sind wir noch mit sagenhaft schönen Ausblicken über die wilde Felsenküste belohnt worden.

Anakena

Gerade noch rechtzeitig haben wir auf der einzigen Tankstelle der Insel unseren kleinen Flitzer aufgefüllt und wieder zurück in seine Garage gebracht. Am Abend sind wir todmüde von der vielen Sonne und den Strapazen der Fahrt ins Bett gesunken und haben von Moais geträumt.

Endlich sind wir wirklich in der Südsee, denn die Osterinsel, Hawaii und Neuseeland sind die drei Eckpunkte von Ozeanien. Diese teilen sich dann in Melanesia (die dunkelhäutigen Inseln), Micronesia (die kleinen Inseln) und Polynesia (die vielen Inseln) auf.

Einbaum

Es ist jetzt schon richtig angenehm warm und riecht nach tropischem Meer (schwer erklärbar, aber ein ganz eigener Geruch den es in kalten Gebieten einfach nicht gibt). Wir liegen in glasklarem Wasser und können unseren auf 15m Wassertiefe liegenden Anker und jede Koralle, Schildkröte oder Fisch einzeln zum Greifen nahe unter uns sehen. Es juckt uns schon wieder in den Flossen, denn jeden Tag fahren die Tauchboote raus und wir wollen natürlich auch wieder schwerelos durch die Unterwasserwelt gleiten. Leider ist daraus bisher nichts geworden, denn zuerst war Christoph ein bisschen verkühlt und jetzt bin ich vom Hund gebissen. Normalerweise sind die Hunde in Südamerika ausgesprochen freundlich und friedlich, jedoch gestern hat ein Köter von hinten auf offener Straße ohne Vorwarnung mein Wadl verkostet (dabei liebe ich Hunde und normalerweise haben sie mich nur zum Knuddeln, aber nicht zum Fressen gern) – ach ja ich vergaß, dies ist ja der bereits der Beginn der Südsee, da gelten andere Regeln.

Unser Ankerplatz in Hanga Roa

Eigentlich ist das hiesige Hospital nicht ganz oben auf unserer Besichtigungsliste gestanden, aber dort werden wir die nächste Woche immer ein paar Stunden verbringen dürfen bis mein Tollwut-Impfmarathon beendet und die Löcher in meinem Bein halbwegs verheilt sind. Zum Glück haben wir es ja nicht so eilig und so bleiben wir eben noch etwas länger hier und vielleicht kommen wir doch noch zum Tauchen oder Schnorcheln. Bisher haben wir nur die Moais und das Museum von rund um Hanga Roa angesehen, denn der Wind war stark auflandig und da haben wir uns nicht getraut das Schiff den ganzen Tag alleine zu lassen, aber am Freitag soll er hoffentlich drehen und dann schwingen wir uns aufs Moped und glühen über die Insel.

In der Nacht haben wir uns bereits unaufhaltsam der Osterinsel genähert. Leider hatten wir keinen sternenklaren Himmel, denn ein Gewitter hat das andere gejagt, aber dafür hatten wir wenigstens guten Wind. Als dann die Sonne golden hinter uns im Osten aufgegangen ist, hat sich für kurze Zeit die ganze bizarre Schönheit dieses einsamen Eilandes vor uns ausgebreitet, bevor alles wieder im Dunst verschwunden ist. Wie der holländische Admiral Roddeveen im Jahre 1722 zufällig an diese nur 117 km² kleine Insel inmitten dieses riesigen Ozeans gestoßen ist, grenzt schon an sehr viel Glück.

unser Begruessungskomitee

Denn die nächsten Nachbarn wohnen auf der Insel Pitcairn (auch nicht grad eine Metropole) und sind 1900 km (1000sm) entfernt und die südamerikanische Festlandküste ist 3700 km (2000sm) weit weg (also für einen sonntäglichen Kaffeklatsch ein bisschen zu weit). Als wir dann endlich auf Sichtweite waren, haben uns bereits die ersten Moais freundlich zugelächelt und uns in ihrem abgeschiedenen Reich willkommen geheißen. Noch immer ist diese Insel ziemlich kahl und braun, aber gelegentlich verleihen die vereinzelten kleinen Wäldchen und Palmenhaine doch ein paar Farbtupfer. Auf der gesamten Osterinsel gibt es keinen einzigen geschützten Hafen oder Ankerplatz, so sind wir die schroffe Felsenküste bis Hanga Roa (der Hauptstadt) gesegelt und haben uns dort die Gästeboje geschnappt. War gar kein so leichtes Unterfangen, denn sehr kurze Bojenleine und hoher Schwell sind eine schlechte Kombination, aber auch dies haben wir geschafft und sind dann mit unserem Dinghy an Land gesurft (anders kann man das nicht nennen, schon gar weil doch einige Surfer neben uns dieselben Wellen abgeritten sind).

erster Landgang

Halbwegs trocken angelandet haben wir dann die ersten Schritte auf dieser sagenumwobenen Insel gewagt und den Herren von der Armada unseren Pflichtbesuch abgestattet. Dort wurde erst einmal wieder viel Papier ausgefüllt und uns dann anschließend erklärt, dass die Boje nicht sicher ist und wir uns direkt vor Anker inmitten des Korallen- und Lavasteinfeldes nur ca. 100m vor der gefährlichen Brandung hinlegen müssen. Der winzige „Hafen“ in Hanga Pika ist nämlich voll und außerdem für unseren Tiefgang sowieso nicht geeignet. Wir hatten aber Vertrauen zu unserer Boje, weil wir sie ordentlich eingefahren und auf Zug ausprobiert hatten und haben erst später unser Ankermanöver gestartet. Zuerst waren aber noch eine Erkundungsrunde und ein kühles Bier angesagt, denn nach 18 Tagen auf See und 2.400 sm hat man sich dies wirklich redlich verdient.

Farbenspiel mitten am Ozean

Als wir von Mar del Plata (Norden) nach Ushuaia (Süden) gefahren sind, war ein Zeitunterschied beim Sonnenaufgang kaum merklich (nur der normale jahreszeitliche Sonnenverlauf). Jetzt jedoch, bei unserem langen Schlag westwärts, merken wir fast täglich eine Änderung. An der Festlandküste haben uns die ersten Sonnenstrahlen bereits gegen 10 Uhr UTC wachgeküsst und nun graut der Morgen nicht vor 13 Uhr UTC, was unseren normalen Zeitrhythmus zugegebener weise etwas durcheinander bringt. Na ja, wir sind eben doch bereits über 30 Längengrade oder 1.700 sm gefahren. Aber egal wie, für uns ist es auf jeden Fall die richtige Richtung, denn es wird zusehends wärmer. Gestern haben wir die 100° West überfahren und das Wasser hat jetzt keine eisigen 12-14°C mehr sondern bereits „heiße“ 18°C und die Luft ebenso.

aus ALT mach NEU

Langsam schälen wir uns aus unseren Hüllen und suchen bereits in den Schapps nach unseren kurzen Hosen (die Sonnencreme ist ebenfalls griffbereit!) Ach ja, da die Frage aufgekommen ist – das Etmal ist die Strecke in Seemeilen (1sm = 1,852 km), die man in 24 Stunden zurückgelegt hat – traditionell wird um 12 Uhr der Standort mittels Mittagsbesteck (nein, nicht das zum Essen) mit dem Sextanten die Position bestimmt. Wird zwar heute kaum mehr praktiziert, da die meisten Segler bereits GPS und elektronische Seekarten verwenden, aber diese Systeme können ja bekanntlich auch mal saft- und kraftlos werden und da ist es gut, noch die altherkömmlichen Methoden zu beherrschen (aber ehrlich gesagt, wir verlassen uns auch meistens auf die moderne Technik und benutzen den Sextanten größtenteils nur zum Spaß). Die vor ca. 115 Jahren von Joshua Slocum praktizierte Methode der Positionsbestimmung mittels Monddistanzen ist leider total in Vergessenheit geraten – wäre sicher auch interessant, das Mal auszuprobieren aber leider gibt es dazu keine Tabellen mehr.

In den frühen Morgenstunden haben wir unseren Wegpunkt, der die halbe Strecke zwischen Isla Robinson Crusoe und der Osterinsel markiert, überfahren. Die halbe Distanz zwischen dem Festland und der Osterinsel hatten wir bereits vor zwei Tagen hinter uns gebracht und standesgemäß mit einer zünftigen Sangria begossen (so bringt man auch sein Obst weg).

Christoph in Aktion

Eigentlich kommen wir gut voran, in den letzten Tagen hatten wir Etmale von 98 sm, 135 sm, 151 sm, aber auch leider mickrige 38 sm wenn uns mal der Wind im Stich lässt. Wenn man bedenkt, dass wir mit einer behäbigen Keksdose unterwegs sind und nicht auf einem schnittigen modernen Jogurtbecher sitzen – gar nicht so übel. So verfliegen die Tage in den Weiten des Ozeans – Tag für Tag gleiten wir durch die tiefblaue See und reiten die hohen weißen Wellenkämme ab oder lauschen ganz einfach nur der lieblichen Stimme des Meeres. Wer glaubt dass uns fad wird irrt sich, wir haben immer was zu tun, ob es nun irgendwelche kleinen Näharbeiten oder Reparaturen sind oder unsere fruchtlosen Versuche des Fischfangs. Denn entweder sind wir zu schnell und der Fang reißt sich wieder los oder wir sind zu langsam und uninteressant für die Raubfische. Selbst unser Versuch dem selbstmörderischen kleinen Kalmar am Haken ein anständiges Seebegräbnis zu geben hat die Fische nicht zum totlachen und anbeißen gebracht – aber mal schauen, vielleicht bekommen wir es doch noch hin und einer landet unabsichtlich in unserer Pfanne. Ansonsten widmen wir unsere Zeit dem Schreiben der Homepage oder sonstiger Berichte, kochen, Brot backen oder lesen auch nur gemütlich ein Buch aus unserer umfangreichen Bibliothek und träumen – das Leben hat sich für uns entschleunigt!

Portugisische Galeere - auch ein staendiger Begleiter

Wir kommen uns schon vor wie die Spürhunde, jeden Tag laufen wir schnüffelnd durch das Schiff, welche Ost- oder Gemüsesorte denn heute wieder den absoluten Reifegrad überschritten hat oder Ansätze für Fäule bekommt. Es ist wie verhext, alles wird gleichzeitig reif und so viele Vitamine auf einmal können wir kaum verzehren. Diesmal hat meine Logistik nicht ganz hingehauen, denn sogar die Kohlköpfe, die normalerweise mehrere Wochen problemlos halten, beginnen zu gammeln (obwohl mir zugesichert wurde, dass sie nicht aus einem Kühlhaus sind). Wahrscheinlich liegt es aber auch an dem feuchten Klima, das wir die letzten Monate hatten. Ich bin zwar die ganze Zeit dem drohenden Schimmel mit Chlor und Essig auf den Pelz gerückt, aber scheinbar dürften doch noch einige Sporen überlebt haben. So gibt es jetzt eben jeden Tag Zucchinipfanne, griechischen Salat, Avocados in jeder Art, Obstsalat, Schokobananen (die einzige Art wie ich Christoph diese Dschungelgurken unterjubeln kann) und sonstige kulinarische Köstlichkeiten. Es tut mir zwar leid, dass wir bereits jetzt alles essen müssen, denn in den nächsten Wochen wird es eher schwierig sein neues Obst und Gemüse zu besorgen, aber besser wir jetzt, als später die Fische.
Heute Nacht – sternenklarer Himmel, leichter Wind, der Mond lässt das Meer silbern schimmern und plötzlich ein PLATSCH ! –

unser Selbstmoerder

irgendetwas knallt an das Cockpitdach, rutscht langsam die Scheibe runter und schaut uns mit großen Augen an. An selbstmörderische fliegende Fische sind wir ja gewöhnt, aber suizidgefährdete Kalmare waren uns bis dato noch unbekannt. Wie er es geschafft hat über die Relingsabdeckung bis auf die Kuchenbude zu springen ist uns wirklich ein Rätsel – die Tierwelt ist eben noch ein Mysterium, aber wir haben dafür morgen einen leckeren Snack!

letzter Blick auf Isla Robinson Crusoe

Der stille Ozean macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Noch vor der Abenddämmerung ist die Insel hinter uns aus unserem Sichtfeld entschwunden und die langgezogenen Pazifikwellen haben uns noch hin und her geschaukelt. Jedoch ist der Wind immer weniger und weniger geworden und schon nach zwei Tagen sind wir nur mehr mit schlagenden Segeln im spiegelglatten Meer gestanden. Die beste Chance mal wieder unseren Solarsack auszupacken und am Vordeck eine ausgiebige Dusche zu genießen. Den ganzen Tag sind wir am Vordeck gelegen, haben den Seevögeln bei ihren akrobatischen Flugmanövern zugesehen, die gelegentlich in der Ferne vorbeziehenden Wale beobachtet, gelesen … und hatten am Abend einen richtig schönen Sonnenbrand (tja, man sollte halt doch nach so langer Abstinenz besser auf seinen hellen Teint achten).

Gegenverkehr

Wir genießen es, dass es jetzt von Tag zu Tag wärmer und trockener wird und lassen die Luken so oft wie möglich offen damit das Schiff jetzt endlich mal komplett durchtrocknen kann (war in Valdivia bei 80-90% Luftfeuchtigkeit ja kaum möglich). An den meisten Abenden verabschiedet sich die Sonne mit einem fulminanten Farbspektakel, bevor sie zischend im Meer versinkt (sieht zumindest so aus) und der Mond und die Sterne glitzernd am nächtlichen Firmament die Oberhand übernehmen.

und wieder ein Tag vorbei

Es ist unglaublich wie viele Sterne man ohne Smogglocke und Lichterkuppel am Himmel sehen kann. Wir haben mal wieder Glück, denn der Wind bläst zwar leicht aber doch beständig aus N bis NO und so können wir zwar hart am Wind, aber fast direkt auf unser Ziel zusteuern und müssen nicht so weit nach Norden in die Passatzone ausweichen, wie uns eigentlich der Wetterbericht weis machen möchte (bzw. haben wir jetzt scheinbar den Dreh raus, wie man die Meeres- und Wettergötter am besten beschwichtigt – die richtige Marke bleibt aber unser Geheimnis!). Ach ja, heute haben wir das erste Schiff seit unserer Abfahrt von Valdivia in der Ferne gesehen, als o richtig viel los!

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