Weiße Sandstrände, Kokospalmen, Südseeidylle und ein dunkelhäutiger Freitag – so stellt man sich langläufig die Insel, die Daniel Defoe in seinem Buch beschreibt, vor. Es gibt zwar schon ein paar Palmen, aber hauptsächlich riesige Eukalyptusbäume, Nadelbäume, Baumfarne, Buschwerk und alles mit Moosen und langen Flechten bewachsen.
typisches Haus
Unglaublich grün ist es hier und die Wellen umtoste Küste rundherum ist eher sehr felsig und steil, richtige Strände haben wir bisher noch keine entdeckt (aber wer weiß, was sich noch alles vor uns versteckt). Auf jeden Fall haben wir mal wieder richtiges Wetterglück, denn die meisten anderen Schiffe, die vor uns hier waren, haben über hohen Schwell und starke Fallböen berichtet, doch wir liegen hier seit Tagen ruhig wie in Abrahams Schoß.
Seebaer im Anmarsch
Rund um uns im glasklaren Wasser tummeln sich große Fischschwärme und gelegentlich auch mal ein Seebär (aber die sind sehr fotoscheu, man sieht maximal eine Flosse) und wir haben so richtig Lust auf einen Unterwasserausflug bekommen. Endlich können wir auch mal unser Schiff, nach der langen feucht-kalten Zeit in Valdivia wieder austrocknen lassen und so liegen alle Decken, Polster und Matratzen an Deck und unser Schiff sieht aus wie ein bunter Jahrmarktswagen. Gestern haben wir uns die Höhlen, wo vier Jahre lang die Patrioten des Unabhängigkeitskrieges eingesperrt waren und das alte Fort Santa Bárbara angesehen, leider ist davon nicht viel mehr als ein paar alte Kanonen übrig. Jedoch hat man von dort oben einen guten Überblick, wie viel doch der Tsunami im März zerstört hat.
ein Festessen!
Die Welle war hier gute 18m hoch und hat fast die Hälfte der Häuser und die ganze Infrastruktur des Ortes mitgerissen, leider auch den historischen Friedhof, das Museum über das Wrack der MS Dresden und die alte Kirche. Im Augenblick wird hier emsig alles wieder aufgebaut, aber vieles ist noch in den Notcontainern untergebracht. Wir sind gestern mit Hermann u. Gloria ins Gespräch gekommen, die gerade ihr Reisebüro, Tauchbasis und Kajakverleih wieder aufbauen und haben für heute einen Tauchgang verabredet. Mit südamerikanischer Pünktlichkeit (2 Stunden verspätet!) haben wir uns in unsere dicken Neoprenanzüge gequetscht, die Tanks umgeschnallt und sind in die nur 14°C „warmen“ aber glasklaren Tiefen abgetaucht. Leider haben wir aufgrund der noch immer durchgeführten Suchaktionen der Marine bei der Absturzstelle keine Tauchgenehmigung für die Bahia Tierras Blancas (Juan Fernández-Seebärenkolonie) bekommen, aber auch beim Leuchtturm war es sehr interessant. Farbenfrohe Gorgonien und Korallen, Unmengen an Steinfischen, Petermännchen, Flundern, Barschen und Brassen. Aber das Beste – fast in jeder Ritze riesige Langusten!
Tauchdinghy
Nach einer Stunde war uns trotz der dicken Anzüge kalt und wir haben diese phantastische Unterwasserwelt wieder verlassen. Wie verhext, auf dem Schiff hat unsere UW-Camera noch funktioniert, jedoch unter Wasser hat sie nur „Kartenfehler“ angezeigt – echt Mist! Wieder auf unserem Schiff hat uns Hermann noch zwei Lobster fürs Abendessen geschenkt – ein weiteres Highlight des Tages.