Cerro Conception

Am späten Nachmittag sind wir endlich in dieser an steilen Hängen liegenden Stadt angekommen (irgendwie kommen wir von Orten mit Höhenunterschieden nicht weg). Man sieht noch sehr gut wie reich und wichtig diese Stadt mit seinem Hafen mal war (und wahrscheinlich noch ist), denn noch immer zieren wunderschöne alte Paläste die Straßen und auf jeden Hügel führt entweder ein sehr steiler (und ich meine wirklich steiler) Fußweg mit zahllosen Treppen oder ein viel bequemerer ascensores (Aufzug) –

Cerro Bellavista

die meisten wurden bereits zwischen 1883 und 1916 in Betrieb genommen. Von den ursprünglich 15 Aufzügen und Schrägseilbahnen sind heute noch sechs in Betrieb. Wir haben natürlich sofort einen davon ausprobieren müssen um in unser Quartier am Cerro Concepción zu kommen (habe Christoph aber nicht verraten, dass es dort auch Stufen gegeben hätte). Man zahlt beim Hauseingang seinen Obolus, geht bis ans Ende des Flures und wartet dort, irgendwann bewegt sich dann plötzlich alles, kracht und knirscht und man entschwebt sanft Richtung Gipfel.

Ascensor Artilleria

Da der Fußboden gleich gefliest ist wie der Aufzug, merkt man erst gar nicht, dass man bereits drinnen steht. Valparaiso (bedeutet : Paradiestal) ist seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe und das künstlerische Zentrum Chiles. Auf fast auf jedem Hauseck findet man eine Galerie oder ein Museum und auch die Häuser sind großteils sehr farbenfroh und fantasievoll gestaltet.

ganz schön eng in der Rettungskapsel

Wir haben uns das sehr umfangreiche und interessante Museo Naval über die Seefahrt in Chile angesehen, wo sogar die Rettungsgondel vom Minenunglück im August 2010, wo 33 Minenarbeiter aus 630m Tiefe gerettet wurden, ausgestellt ist. Weiter ist es dann in einer rasanten Busfahrt über die Hügel Valparaisos mit unglaublichen Ausblicken und vorbei an schwalbennestartigen Häusern, die an den steilen Hängen kleben, nach La Sebastiana zum letzten Wohnort von Pablo Neruda (jetzt ein Museum) gegangen. Der Dichter war ein großer Sammler und richtiger Spaßvogel, der sehr auf Details geachtet hat. Sein Haus hat einen wundervollen Ausblick über die ganze Stadt und den Hafen. Von dort sind wir dann zu Fuß wieder über die steilen Straßen ins Zentrum gewandert, wie schon so oft in Südamerika sind wir in einem Umzug geraten. Diesmal hat sehr schwungvoll die hiesige Sambaschule ihr Jubiläum gefeiert und wir mitten drin – diese Lebensfreude ist richtig ansteckend!

Umzug

Die Abende verbringen wir in unterschiedlichen Kneipen, denn hier gibt es jeden Abend Livemusik und wir müssen nur zwischen Jazz, Folklore oder Tango wählen. Valparaiso ist eine sehr gelungene Koexistenz zwischen Moderne und Tradition, denn neben der letzten O-Buslinie Südamerikas gibt es auch seit 2005 ein sehr modernes U-Bahnnetz, das bis zum mondänen Badeort Vina del Mar führt. Dort sind wir heute ein paar Kilometer den Strand lang gewandert und haben es wieder genossen, wie sich die tosenden Wellen an den Klippen brechen oder schäumend im Sand versickern. Morgen geht es weiter an der Küste in Richtung Santiago.

und überall die Pelikane

über allem der Vulkan Licancabur (5.920m)

Zum ersten Mal in Südamerika wurde an der Grenze Bolivien-Chile unser Gepäck kontrolliert, zum Glück haben sie meine “Souvenirs“ aus der Salzwüste im Rucksack nicht gefunden und so ging es beim Zoll und der Agriculture relativ schnell. In San Pedro de Atacama (Höhe immerhin noch auf 2.440m) angekommen haben wir uns erst einmal gemeinsam mit Jens und Sigrid auf ein kühles Blondes zum Akklimatisieren in einen schattigen Gastgarten zurückgezogen und die  Herbergssuche über das Internet gestartet (dank der modernen Technik erspart man sich viel Herumrennen in der Mittagshitze der Wüste).

Thermalquellen von Puritama

Da wir alle Vier noch ein bisschen geschafft von den letzten drei Tagen im Geländewagen waren, haben wir es ganz gemütlich angehen lassen und sind nur von einem Lokal ins Andere gezogen und haben den Tag gemächlich in diesem netten Wüstenstädtchen ausklingen lassen. Auf die große Wüstentour, die jeden Morgen um 4 Uhr startet, haben wir gerne verzichtet und sind am nächsten Tag lieber ausgeschlafen in die, in einem tiefen Canyon liegenden , heißen Quellen von Puritama etwa 35km außerhalb von San Pedro am Rand der Atacamawüste gefahren (Sand und Steine hatten wir die letzten Tage genug).

kleine Krise im Paradies?

Stundenlang haben wir uns im warmen Wasser durchweichen lassen und sind am Abend noch mit den Beiden, bevor sie in den Nachtbus nach Arequipa gestiegen sind, gemütlich essen gegangen.  Wir haben uns noch einen Tag Ruhe gegönnt und sind erst am nächsten Tag in den Bus nach Valparaiso gestiegen – mit Zwischenstopps eine Fahrt von 26 Stunden, aber zum Glück in einem sehr komfortablen Bus mit Verpflegung und Heizung! (diesmal haben wir wieder auf Pullman, einen renommierten großen Anbieter, zurückgegriffen).

Atacama-Wüste

Auch vom Bus aus haben wir sehr viel von der Wüste gesehen und einiges an Geld gespart, denn die Touren in Chile kosten fast das Dreifache von den Ausflügen in Bolivien. Langsam kommen wir unserem Schifferl wieder näher, denn Ende August wollen wir ja in den Norden starten und bis dahin muss noch einiges erledigt und eingekauft werden.

die fühlen sich sichtbar wohl

tanken auf bolivanische Art

Welcher Wahnsinn uns auch immer befallen hatte, aber wir haben unseren Flug von La Paz zurück an Chiles Küste nach Iquique sausen lassen und haben stattdessen lieber noch einen Abstecher in die größte Salzwüste der Welt gemacht. Natürlich kann man in einer Reiseagentur alles im Gesamtpaket buchen, aber da haben wir ja bereits schlechte Erfahrungen gemacht und außerdem ist es um vieles teurer. Also ab in den Busterminal von La Paz – da gab es drei Anbieter für die Fahrt nach Uyuni, einer hatte geschlossen, einer keine Plätze mehr frei so blieb nur mehr  ein Unternehmen.

sogar die Möwen finden es zum Schreien

Dieses hat recht passabel ausgesehen und auch der Bus am Bild recht komfortabel. Wir hatten Glück, denn wir haben die beiden vordersten Plätze im Nachtbus ergattern können. Am Abend fahren fast alle Busse gleichzeitig ab und so ist ein entsprechendes Chaos im Terminal, das richtige Betätigungsfeld für Kleinkriminelle. Obwohl viel Security und Polizei herumsteht, ist es doch einem Langfinger gelungen sich eine Kamera von einem Reisenden “auszuborgen“  – manche sind auch wirklich unvorsichtig und lassen ihre Sachen einfach auf der Bank rumliegen oder haben so viele Taschen und Packeln, dass sie den Überblick verlieren. Nach und nach haben die Busse das Terminal verlassen und wir haben noch immer gewartet. Mit einer halben Stunde Verspätung wurden auch die Passagiere von unserem Bus aufgerufen, aber wir hatten keinen direkten Zugang, sondern mussten quer durch den ganzen Bahnhof hinten hinaus wo dann unser Bus gewartet hat (die hatten gewusst warum – denn das Bild an der Wand musste bereits einige Jahre alt sein). Wir hatten jedoch Glück, obwohl der Bus ziemlich voll war, sind die beiden Sitze neben uns frei geblieben und so haben wir diese auch gleich belegt und die Decken okkupiert. Mit ein paar kurzen Zwischenstopps sind wir 11 Stunden durch die Nacht gebrettert, die ersten paar Stunden war ja noch eine normal geteerte Straße, aber dann kam der Hammer.

Hauptstraße von Uyuni

Sechs Stunden über wellige unbefestigte Sand- und Schotterpisten, durch Flussläufe und kleine Dörfer, aber das Schlimmste der Bus hatte keine Heizung! Bereits nach kurzer Zeit waren die Scheiben innen vereist und wir haben uns alles übergezogen was wir noch hatten und uns in alle Decken fest eingewickelt – trotzdem war uns noch eisig kalt. Durchgeschüttelt und -gefroren sind wir um 6 Uhr morgens in Uyuni angekommen. Der erste Eindruck war schockierend – im Reiseführer ist zwar gestanden, dass es ein kleines Dorf mitten in der Wüste ist, aber so trostlos hätten wir es uns nicht vorgestellt. Wir erst einmal ins Hostel und eine heiße entspannende Dusche genommen, danach gleich wieder auf die Hauptstraße zu den Reiseagenturen, damit nicht alle Touren für den nächsten Tag bereits ausgebucht sind und wir länger in diesem teuren und öden Kaff bleiben müssen. 

Lokfriedhof

Wir wollen auf jeden Fall eine 3-Tagestour durch die Salzwüste und Hochebenen machen und gleich mit Transfer über die Grenze nach San Pedro de Atacama in Chile. Bei den Agenturen gibt es gravierende Unterschiede, zwar ist der Reiseverlauf nahezu gleich, aber einige erklären dir, dass der Grenzübergang und Pass aufgrund von Schnee gesperrt ist und andere Anbieter meinen, dass dies überhaupt kein Problem ist. So verunsichert hocken dann die Traveller in den umliegenden Cafes und diskutieren über die Möglichkeiten. Dazu kommen noch einige, die Schauergeschichten über betrunkene Fahrer und kaputte Fahrzeuge verbreiten – sehr aufmunternd.

Salzstrukturen

Hier kann man nicht viel machen außer in einem der Lokale zu hocken, denn das einzige Museum hat derzeit geschlossen und der Lokfriedhof außerhalb der “Stadt“ wird im Rahmen der Besichtigungstour sowieso morgen angefahren. So sind wir am Abend zum Minuteman auf wahrscheinlich die beste Pizza in Südamerika gegangen und haben uns dort mit ein paar anderen Travellern angefreundet. Inzwischen haben wir schon gelernt, dass man nicht immer das billigste Reiseangebot oder Hotel nehmen soll, wenn man ein bisschen Komfort haben will und so haben wir diese Nacht angenehm warm, sauber und bequem geschlafen. Nachdem wir das reichhaltige Frühstücksbuffet geplündert haben, sind wir mit unserem Gepäck zum vereinbarten Treffpunkt gewandert und siehe da: Sigrid uns Jens, die wir gestern schon kennengelernt hatten, sind auch schon dort gestanden.

Jens, Sigrid, Tom, Hanna, Christoph u. Babsi das Abenteurerteam

Schnell waren das gesamte Gepäck und auch die Vorräte für die nächsten drei Tage in großen Plastikplanen am Autodach oder im Kofferraum verstaut und wir haben uns zu sechst im Fond gestapelt. Mit von der Partie waren Sigrid u. Jens (Deutschland) und Hanna u. Tom (Belgien) sowie unser Fahrer Jimmy. Schon ging die rasante Fahrt erst einmal ab zum Cementerio de Trenes (Lokomotivfriedhof) ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, wo hunderte Züge teilweise seit Jahrzehnten vor sich hin rosten. In der Ferne hat uns aber bereits das blendende Weiß der 12.000 km² großen Salzwüste angezogen und so sind wir rasch wieder in die Kiste gesprungen um noch als eines der ersten Fahrzeuge über die fast unendlichen Weiten der Salzebenen zu brettern.

unendliche Salzwüste

Recht souverän hat uns Jimmy durch die großen Lacken manövriert bis zum Salzhotel, welches heute nur mehr ein Museum beherbergt. Dort haben wir ein paar von den witzigen Fotos gemacht, denn man hat aufgrund der Leere keine Bezugspunkte und somit keine Größenwahrnehmung. Weiter ist es dann zu der auf 3.822m gelegenen Isla Incahuasi (Quechua: „Haus des Inka“) zum Mittagspicknick gegangen und anschließendem Verdauungsspaziergang über die Koralleninsel mit ihren bis zu 1.200 Jahre alten Kakteen (ragt in Wirklichkeit nur 169m über den Salzsee hinaus).  

mein winzig kleiner Ehemann

Am Abend haben wir dann am Rand des Salzsees in Colchani unser Salzhotel erreicht. Es ist witzig, wenn man sich das Salz für seine Suppe direkt von der Wand kratzen kann, denn alles hier ist aus Salz sogar das Bettgestell. Nach viel Spaß und einigen Flaschen Wein haben wir in unsere vier Alpakadecken gemummelt (denn hier gibt es keine Heizung) und herrlich geschlafen. Bereits bei Sonnenaufgang ist es weitergegangen, denn der Weg zu den Hochebenen und Lagunen ist lang und steinig (wort-wörtlich). Immer wieder sind wir stehen geblieben um Lamaherden zu fotografieren oder einfach die Landschaft zu genießen (tiefe Canyons, hohe Felsen, sanfte Hochebenen in allen Braun- und Rotschattierungen und dazwischen spitze schneebedeckte Vulkane – einfach extrem). Eigentlich waren wir darauf vorbereitet, dass wir in der Laguna Colorada fast keine Flamingos sehen werden, aber zu unserer Überraschung sind doch einige hundert in dem ziegelroten Wasser gestanden.

im Salzhotel

Knapp vor der Dunkelheit sind in unserer nächsten Unterkunft (Hotel wäre zu viel gesagt) angekommen, es war mit 40 Leuten komplett voll und wir wurden zu sechst in einem Dormitory untergebracht (war recht lustig, da wir uns ja jetzt doch schon recht gut kennen und auch wieder ein paar Flaschen Wein gegen die Kälte geleert haben). Durch die klare Luft, erscheinen die Farben noch intensiver aber auch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind hier viel extremer (Tag: +20°C und stechende Sonne – Nacht: eisige -20°C und ein sagenhafter Sternenhimmel). Hier oben gibt es keine Heizung und so sind wir mit allem was wir mithatten in unsere Schlafsäcke geschlüpft – da war es dann halbwegs erträglich. Um 5 Uhr morgens ist es bereits weitergegangen, damit wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang bei den Solar de Manaña Geysiren und blubbernden Schlammpfützen (4.850m Höhe) sind.

innen warm - außen kalt

Das Highlight des Tages waren jedoch in der Früh die Termas de Polques – es ist schon etwas besonderes wenn man auf 4.400m Seehöhe in 32°C warmen Wasser liegt, speziell nach einer so kalten Nacht! (es war viel Überzeugungsarbeit nötig mich wieder aus dem Wasser zu bekommen). Durch Schneeverwehungen und über gefrorenen Boden sind wir an der Laguna Verde vorbei zur chilenischen Grenze geholpert. Dort haben wir uns dann von Hanna und Tom verabschiedet und sind in den bereits wartenden Bus umgestiegen – jetzt geht es in die nächste Wüste nämlich nach San Pedro de Atacama.

Flamingos in der Laguna Colorada

 

unglaublicher Sternenhimmel

wiedermal ein Umzug

Langsam haben wir ja bereits Kondition, aber wiedermal logieren wir im letzten Stock des Hostels und diese Stadt ist wirklich anstrengend. Nicht nur, dass wir uns hier auf 3.600m Seehöhe befinden, geht es permanent rauf und runter und die Autoabgase nehmen einem noch die restliche Chance auf ein wenig Sauerstoff in den Lungen. Unsere Unterkunft ist zum Glück in einer ruhigen kleinen Seitenstraße, aber gleich daneben ist eine geschäftige Einkaufsstraße mit unzähligen Straßenständen und der Mercado de Hechiceria (Hexenmarkt) wo man von allerlei Kräutern, Salben und Fetischen bis zu getrockneten Lamaföten (werden als Glücksbringer unter der Schwelle eingegraben) alles bekommt.

Hexenmarkt

Tapfer kämpfen wir uns über die steilen Straßen und Stiegen und immer wieder müssen wir schnaufend stehen bleiben. Verirren kann man sich hier kaum, denn alle Wege führen hinab zu der Hauptstraße (im Volksmund “El Prado“) im Canyon es Rio Choqueyapu und von dort braucht man dann nur mehr wieder bergan zu seinem Ziel zu “klettern“. Die Stadt wurde 1548 von Alonso de Mendoza gegründet und auch aus dieser Zeit des Goldbooms stammen noch die meisten alten Villen und goldverzierten Kirchen. Wo noch ein bisschen freier Platz ist, wird ein modernes Chrom- und glasblitzendes Hochhaus hingestellt, denn diese Stadt wächst wie keine Andere. Total gegensätzlich, denn einerseits sitzen die traditionellen Frauen mit ihren Rundhüten und bunten Mantas seelenruhig  auf der Straße inmitten der Autoabgase bei ihren Verkaufsständen und andererseits eilen topmodisch gekleidete Menschen auf ihrem Weg ins Büro daran vorbei.

innerstädtisches Transportsystem

Trotzdem besteht eine gute Koexistenz, denn eine Gruppe könnte ohne die andere gar nicht überleben (Nahversorgung). Der Großteil der Bolivianer ist eigentlich relativ arm, aber ganz hoffnungslos ist es nicht, denn die meisten leben von der Schattenwirtschaft und dem Schwarzmarkt, die zwar verboten sind aber aufgrund der Wirtschaftslage von der Regierung toleriert wird (typisch südamerikanische Lösung).

Cerealien gefällig?

Copacabana am Titicacasee

Gestern sind wir um 11 Uhr abends in den Bus nach Puno gestiegen, wo wir heute Morgen um knapp vor 5 Uhr mehr oder weniger ausgeschlafen angekommen sind. Leicht war ein Anschlussbus nach Copacabana auf der bolivianischen Seite des Titicacasees und weiter nach La Paz gefunden. Bereits um 7:30 Uhr sind wir wieder vom zugig kalten Busterminal in den kuschelig warmen Bus gestiegen. Die besseren Busse sind allesamt mit Liegesitzen und genügend Beinfreiheit ausgestatten (na ja, jemand mit langen Beinen wird trotzdem seine Probleme haben, aber wir sind ja beide zum Glück nicht so groß).

letzte Handgriffe vor der Autoweihe

In Yunguyo waren die Zollformalitäten rasch und problemlos erledigt und wir sind schon weiter bis nach Copacabana, wo zurzeit die größte Fiesta zu Ehren der Stadtheiligen und des Unabhängigkeitstages Boliviens gefeiert wird. Bereits weit vor der Kathedrale haben die bunt geschmückten Autos Aufstellung zur Fahrzeugweihe genommen und in der ganzen Stadt war eine Art Volksfest im Gange. Überall Musikgruppen und Paraden, die mehr oder weniger gut gespielt haben (meistens haben sie sich von der Ferne gar nicht so schlecht angehört, jedoch in der Nähe hat man sich gewundert wie 20 Musiker zusammen so atonal spielen können).

diese Kinder waren wirklich gut !

Wir haben uns durch die Menge schieben lassen bis zur prächtigen maurischen Kathedrale (1605-1820) und der riesigen Capilla de Velas (Kerzenkapelle). Erst in Peru und Bolivien haben wir wieder reichgeschmückte und vergoldete Kirchen gesehen, hängt wahrscheinlich auch mit dem Alter und den Goldfunden in der Umgebung zusammen.  Da die Menschen hier sehr gläubig sind, haben viele Blumenschmuck oder Heiligenstatuen bei sich um diese segnen zu lassen. Teilweise kommen sie von weit her, was man an den unterschiedlichen Trachten sehr gut erkennen kann. Es macht einfach Spaß sich irgendwo in ein Eck zu setzen und dem bunten Treiben zu zusehen. Bereits zu Mittag war bei einigen der Alkoholpegel schon sehr hoch und wie uns gesagt wurde gehören neben Fußball und Hahnenkämpfen, feiern, saufen und raufen zu den Lieblingssportarten der Bolivianos.

unser Bus kommt auch schon

So sind wir nach einer launigen Mittagspause wieder in unseren den Bus gestiegen, jedoch nicht lange, denn wir mussten mit einer kleinen Fähre von San Pedro nach San Pablo de Tiquina übersetzen. Unser Bus ist dann auch gleich nachgekommen – die Autofähren hier würden wahrscheinlich nie eine Bewilligung in Europa bekommen. Entlang des tiefblauen Titicacasees sind wir dann über das Altiplano (Andenhochebene)  vorbei an unzähligen Lamaherden zu der auf 3.660m Seehöhe gelegenen Metropole La Paz gelangt.

auf der Flucht

Die Vororte sind wie so oft Industrievierteln oder ärmere Bezirke und nicht sehr ansehnlich, aber wenn sich dann auf der Autopista El Alto plötzlich die Sicht auf die an die steilen Hänge geschmiegte Stadt eröffnet kann einem wirklich schwindelig werden. Alles scheint hier abwärts zu fließen und im fast 1.000m tieferen “Tal“ strahlen in den reicheren Bezirken zwischen modernen Glaspalästen noch die kolonialzeitlichen Häuser und Kirchen und über allem thront der 6.402m hohe schneebedeckte Illimani – alles in allem wirklich atemberaubend.

Blick über La Paz

Wir haben Glück, denn der Bus wirft uns nur eine Gasse von unserem Hostel entfernt raus, so müssen wir unsere Rucksäcke nicht allzu weit tragen (komisch, die werden von Mal zu Mal schwerer). Nachdem wir alles abgeladen haben, ist es gleich mal auf Erkundungstour gegangen. Bereits nach drei Blöcken haben wir die Bemerkung in der Hotelbeschreibung „wenn dieser Hang nur nicht wäre“  verstanden, denn diese Stadt ist nicht nur atemberaubend sondern auch atemraubend.

immer bergan

PS.: Übrigens haben wir heute am Busterminal in Puno den Schalter von First Class gefunden und da war wirklich ein Schild drüber, dass sie in Insolvenz sind – so ein Pech muss man mal haben, bei hunderten Unternehmen  das einzige Schlechte zu erwischen – na ja, war eben Schicksal.

Kathedrale von Arequipa

Da wir noch genug Zeit bis zu unserem Flug von La Paz haben, sind wir diesmal wieder günstig, schnell und gut mit dem collectivo (Sammelbus) über die Berge nach Arequipa geflitzt, denn diese Stadt soll besonders schön sein und außerdem hat hier der Río Colca mit 3.191m einen der tiefsten Canyons der Welt gegraben. Und wirklich, rundherum hohe meistens schneebedeckte Berge oder Vulkankegel und die meisten Häuser dieser Stadt aus weißem Tuffstein gebaut. Rund um den Plaza de Armas (Hauptplatz) und der reichgeschmückten Kathedrale reiht sich ein Kolonialhaus ans andere.

Glöcker von Arequipa

Wir haben Glück, denn das ganze Wochenende wird noch der Unabhängigkeitstag mit Paraden und Open Air-Konzerten gefeiert. In Europa haben wir immer das Problem, dass jemand großes vor uns steht, hier überragen wir jedoch die meisten Peruaner und haben somit fast immer ( auch aus den hinteren Reihen) eine gute Sicht auf das Geschehen.  Gestern sind wir bereits um 3 Uhr morgens für unseren Ausflug in den Colca-Canyon abgeholt worden. Die Fahrt war sehr ruhig, weil alle geschlafen haben. Erst kurz vor Sonnenaufgang bin ich munter geworden, da waren wir aber leider bereits über die hohen Pässe drüber und schon wieder auf dem Weg runter nach Chivay. Irgendwie dumm von uns nur einen Tagestrip gebucht zu haben, denn so haben wir kaum genug Zeit alles zu sehen.

Canón de Colca

Über schmale abenteuerliche Straßen immer am Rand der  tiefen Schlucht des Canyons kommen wir schließlich zum Cruz de Condor. Dort stehen mindestens 10 Minibusse und alle Leute hocken in der Nähe des Abgrundes auf den Felsen und warten. Anfangs feixen wir noch, weil sich außer einem kleinen Spatz kein Vogel blicken lässt, aber bereits kurz drauf schwebt der erst Kondor ein. Es ist ein majestätischer Anblick wenn so ein Vogel mit ca. 3m Spannweite über einem in der Luft schwebt. Nach und nach kommen immer mehr bis es schlussendlich acht Stück sind.  Wir haben Glück, denn da wo wir stehen lassen sich zwei junge und ein älterer Kondor auf einem Felsen nieder. Das Gedränge um die besten Plätze ist natürlich groß und die Fotoapparate laufen heiß. Leider ist aber unsere Zeit beschränkt und wir müssen bereits nach einer dreiviertel Stunde weiter, denn das Mittagessen und die heißen Thermalquellen warten auf uns (ich hätte diesen Königen der Lüfte noch Stunden zuschauen können).

3m Spannweite ist beeindruckend

Da wir für die Thermen aber nur 40 Minuten Zeit hätten, haben wir uns lieber von der Gruppe abgesetzt und einen Spaziergang über den Markt und den Besuch der historischen und wunderschön dekorierten Kirche gemacht (abgesehen davon, dass uns der Eintritt für dieses doch sehr kurze Badevergnügen  zu teuer war). Am Rückweg haben wir noch für ein paar Fotostopps halt gemacht und ich habe mich in ein Alpaka verliebt. Es war so unglaublich kuschelig (noch besser als jeder Pullover) und zum Abschied habe ich sogar noch ein Küsschen bekommen.

Abschiedsküsschen

Eine Spezialität hier ist Alpakafleisch, es schmeckt wie Wild und hat 30% weniger Fett als Rind. Wir haben es nicht probiert, da ich immer dieses süße Tierchen vor Augen hätte. Auch Cuy (Meerschweinchen) vom Grill ist eine Spezialität, die man auf jedem Markt bekommt. Wir lieben es alles durch zu probieren und natürlich ganz besonders die süßen und flüssigen Leckereien, die es hier in unglaublicher Vielfalt gibt. Auf dem Rückweg haben wir noch auf dem Papapampa-Pass  einen Halt eingeschoben, so auf knapp 5.000m war es so richtig schön huschi-kalt, aber wir hatten einen traumhaften Blick auf den 5.822m hohen Vulkan Misti und den 6.075m hohen Gletscher Chachani. Den Abend haben wir dann noch nett mit einem Pisco Sour auf der Dachterrasse unseres Hostels ausklingen lassen.

eine der Schilfinseln

Ausgeruht und mit einem guten und ausgiebigen Frühstück gestärkt haben wir uns auf den Weg  dem in Sichtweite gelegenen See gemacht. Hier in Marlon`s House in Puno haben wir unser bisher schönstes Hotel mit dem besten Frühstück gefunden, wo das Preis- Leistungsverhältnis einfach noch stimmt. Quer durch die Märkte und fahrbaren Garküchen, wo bereits zum Frühstück kräftige Fischsuppen oder würzige Eintöpfe verzehrt werden, sind wir zum Anleger der Ausflugsboote gelangt. Dort lauern massenweise Keiler, die Ausflüge zu den vorgelagerten Inseln oder den in der Bucht schwimmenden Schilfinseln der Uro`s verkaufen wollen. Nach ein bisschen Feilschen sind wir mit einem Motorboot zu dem schwimmenden Dorf hinausgefahren.

einfache Lebensweise (siehe rechts hinten)

Wir haben es absichtlich erst am Pier gebucht, da es dort günstiger ist und wir außerdem hoffen, dass das Fährgeld doch zum größten Teil den Einheimischen zugutekommt. Sehr herzlich wurden wir bereits mit Tanz und Gesängen auf einer der 55 Inseln empfangen, nach einer kurzen Vorstellung und Einführung in die Lebensweise der Nachkommen der Inkas wurden jeweils zwei von uns von einer Familie okkupiert. Wir durften in die Schilfhäuser hinein und danach sollten wir die “handgefertigten“ Souvenirs kaufen (bekommt man genauso in allen Souvenirläden). Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn der Boden sich wie eine Gummimatte anfühlt und man weiß, dass nur ca. 3m mehr oder weniger verrottetes  Totora-Schilf unter den Füßen ist.

Reetsäge zum Ausschneiden

Es ist sehr interessant, wie diese Inseln gemacht werden und mit langen Eukalyptusstangen im Seegrund gegen Abtreiben gesichert sind. Man kann auch bei den Familien auf einer der Inseln übernachten, wir hatten es uns erst überlegt, sind aber dann davon abgekommen, weil uns der Staub, die Sporen des Schilfs sowie die Klein- und Kleinsttierwelt abgeschreckt haben (ich hatte nach diesem Besuch drei Flohbisse). Zu einer Fahrt in einem der Schilfboote haben wir jedoch leicht überreden lassen, so wurden wir gemächlich zwischen den Inseln herum gerudert – war wirklich schön! Der Titicacasee ist der größte und höchstgelegene kommerziell schiffbare See auf 3.810 m mit 8.288  km² und ist 15x größer als der Bodensee. Es fließen nur 10% des Wassers ab, der Rest verdunstet.

taditionelles Ausflugsboot

Leider hat auch hier bereits die Umweltverschmutzung Einzug gehalten (sehr viele Algen), aber es wird bereits versucht die Sünden der letzten Jahrzehnte in den Griff zu bekommen. Übrigens – Titi  bedeutet große Katze bzw. Puma und Kaka heißt grau – wenn man sich die Form des Sees ansieht kann man mit viel Fantasie die Form einer Raubkatze erkennen. Wieder zurück an Land haben wir uns in den Trubel der Feierlichkeiten zum alljährlichen Unabhängigkeitstag geschmissen und  sind von Band zu Band gewandert, überall auf der Straße werden kleine Snacks angeboten, die wir Großteils verkostet haben.

Veabschiedung mit Gesang

Das Klima hier auf 4.000 m Seehöhe ist extrem – untertags hat es 25°C und man weiß nicht was man noch ausziehen soll und sobald die Sonne untergegangen ist sinkt die Temperatur teilweise auf 5°C. Auch die Sonneneinstrahlung ist extrem, obwohl wir beide (jawohl auch ich) mit SF 50 eingeschmiert sind, ist unsere Haut gerötet. Na mal schauen, wie laut und lange heute noch gefeiert wird – für uns geht es morgen auf jeden Fall weiter nach Arequipa.  

Altoplano

Da auf der Strecke Cusco über die Hochebenen des Altoplano nach Puno am Titicacasee noch einige interessante Ausgrabungen liegen, haben wir uns der Bequemlichkeit halber Mal für einen Touristenbus mit mehreren Stopps, Reiseführer und inkludiertem Mittagessen entschieden. Also rein in die Reiseagentur Ecomanutours und pro Nase Us$ 30,– abgelegt (normale Busfahrt kostet Sol 30,– = Us$ 10,–). So weit so gut – noch bevor der Hahn kräht rein ins Taxi und ab zum Treffpunkt beim Büro vom Busunternehmen First Class. Dort hieß es erst mal warten, mit zwei Stunden Verspätung ist dann endlich ein Bus erschienen, wir rein und ab ging die Fahrt.

Vicunja

Jedoch nicht weit, denn kurz nach der Stadtgrenze hielt der Bus und allen Passagieren die bei First Class gebucht hatten wurde erklärt, dass dieser Bus ein Direktbus von einem anderen Unternehmen ohne Stopps und sonstigen Annehmlichkeiten sei und wir nochmals den Fahrpreis von zuerst Sol 50,– und nach einiger Diskussion von Sol 30,– pro Person zahlen sollten oder den Bus zu verlassen haben. Wir haben uns natürlich geweigert und auf unsere bereits bezahlten Tickets verwiesen und sind im Bus sitzen geblieben, daraufhin hat sich die Wartezeit noch verlängert und die Behandlung uns gegenüber wurde sehr rüde und unfreundlich. Irgendwann hat sich der Bus dann doch wieder in Bewegung gesetzt, jedoch an Klimaanlage oder Getränke war nicht zu denken. Zu Mittag sind wir irgendwo in der absoluten Einsamkeit bei einem Buffet-Restaurant mit angeschlossenem (was sonst) Souvenirmarkt stehen geblieben. Auch dort sollten wir wieder extra zahlen, für die Passagiere des anderen Unternehmens war es natürlich inkludiert. Bereits auf der Hut haben wir das Geschehen sehr genau beobachtet und gut war es, denn der Bus wäre ohne vorherige Warnung einfach ohne uns weitergefahren. Wir haben das Beste daraus gemacht und im Vorbeifahren die umwerfende Umgebung genossen. Zuerst war es ja noch richtig schön üppig und grün, aber bald ist der Bus schnaufend auf den 4319m hohen Abra la Raya-Pass hochgezuckelt.

In den kleinen Dörfern

Die Hochebenen des Altoplano sind braun und karg, gelegentlich schmiegen sich ein paar braune Lehmziegelhäuser, die sich kaum von der Umgebung abheben, aneinander und Herden von mageren Rindern oder wollig dicken Alpaka-Herden ziehen über die weiten Flächen zwischen den Wasserläufen. Rundherum leuchten die noch höheren schneebedeckten Gipfel der Anden – einfach atemberaubend! Eigentlich hätten wir erwartet, dass sich die Landschaft zum Titicacasee hin ändert, aber dessen ist kaum so. Juliaca, die größte Stadt des Bezirkes ist unglaublich hässlich und öd. Ein bisschen besser ist da schon der Ort Puno, wo auch die meisten Touristen bleiben. Mit seinen steilen Hängen umrahmt er eine große Bucht des Titicacasees, dessen Ausmaße man nur erahnen kann. Wir konnten leider nichtmehr viel sehen, da es bereits zu dämmern begonnen hatte. Am Busterminal angekommen haben wir uns auf die Suche nach dem Schalter von First Class gemacht, aber leider vergeblich.

Puno am Titicacasee

Den auf dem Ticket angegebenen Counter gibt es nicht und auch die Nachfrage bei den anderen Schaltern wurde nur mit Schulterzucken beantwortet. Eine Dame hat sogar gemeint, dass diese Firma bereits liquidiert ist. So haben wir uns mit dem Tuk-Tuk (Motorradtaxi) auf den Weg zu unserem Hotel gemacht und den Abend mit einem ausgiebigen Spaziergang in einer neuen Stadt ausklingen lassen. Natürlich haben wir E-Mails an die Agentur und das Busunternehmen geschrieben, aber viel Hoffnung auf Antwort oder gar Retournierung des Reisepreises haben wir nicht – na ja, war eben nicht First Class sondern Last Class und wir schreiben es unter Lehrgeld ab.

Sonnenaufgang über den Ruinen

Sie war einst das zeremonielle Zentrum der Inkas und die größte der Inkastädte überhaupt, wahrscheinlich war sie sogar Sitz des Königs und der höchsten Priester. Die Stadt wurde so lange nicht gefunden, da sie auf 2.453m hoch oben am Berg thront und vom Dschungel jahrhundertelang überwuchert war.

heutige Bewohner der Wolkenstadt

Genau vor 100 Jahren hat Hiram Bingham, ein amerikanischer Historiker, die Ruinen entdeckt und noch heute wird in der Umgebung fleißig nach weiteren Ruinen gesucht. Gestern ist unser Zug mit nur 30 Minuten Verspätung in Ollantaytambo abgefahren, die malerische Strecke von 45km entlang des Rio Urabamba zwischen hohen Bergen bis nach Aguas Calientes war schnell überwunden.  Aguas Calientes auch Mach Picchu Pueblo genannt besteht hauptsächlich  aus Hotels, Restaurants und Souvenirläden, die sich in der engen Schlucht an die Felsen drücken. Der einzige Grund hier zu übernachten ist, vor den Tagestouristen aus Cusco in den Ruinen zu sein. Unser Hotel haben wir relativ zielsicher in dem Häusergewirr gefunden und von unserem Zimmer im 5.Stock (ohne Lift damit man Kondition tanken kann) hatten wir sogar eine schöne Aussicht über den Ort und auf den Fluss.

Tempel der drei Fenster

Bereits ab 4 Uhr morgens gibt es Frühstück, denn einige Wahnsinnige wandern bis zur Zitadelle hinauf. Der erste Shuttlebus geht aber erst um 5:30 Uhr, wir sind bereits kurz nach 5 Uhr zur Busstation gekommen und – da haben bereits über 400 Leute gewartet. Wir haben erst im 21. Bus Platz gefunden, beim Eingang zu den Ruinen natürlich das gleiche Chaos wie bereits zuvor. Überall stehen Führer herum, die ihre Dienste für eine 2-stündige Tour um unglaubliche Us$ 40,– pro Person anbieten (dem Wucher ist hier kein Ende gesetzt). Wir haben es auch ohne Guide rein geschafft und sind bis zum heiligen Platz über die hunderten unregelmäßigen Stufen raufgestiegen – es ist überwältigend wenn die ersten Sonnenstrahlen kurz nach 7 Uhr über die Berggipfel kommen und die Ruinen anstrahlen.

Christoph am Wayna Picchu

Bis kurz vor 10 Uhr sind wir noch gemeinsam durch die Ruinen gewandert und dann hat Christoph den noch weitere 450 m über der Stadt liegenden Wayna Picchu erstiegen (da dieser Weg auf 200 Personen limitiert ist, muss man sich vorher anmelden und natürlich extra zahlen). So kann man entweder um 7 Uhr oder  10 Uhr über unzählige unregelmäßige und steile Stufen  auf einen Berg über der Zitadelle mit unglaublichem Ausblick über die Stadt steigen. Christoph hat zwar gemeint, dass es bei dieser Hitze (25°C und dünne Luft) irrsinnig anstrengend war, aber sich auf jeden Fall rentiert hat.

der Wohnsektor

Ich habe mich in der Zwischenzeit durch die da bereits eingetroffenen Touristenmassen in der Tempelanlage gedrängt und bin dann doch zur etwas abgelegenen Inkabrücke abgebogen mit einer ebenso unglaublichen Aussicht auf die Ruinen und das Flusstal . Am Nachmittag haben wir auf der Wiese liegend noch unser mitgebrachtes Picknick genossen und sind dann wieder nach Aguas Calientes hinunter gefahren. Eigentlich wollten wir ja in den Thermalquellen baden gehen, aber das Wasser in den kleinen Betonpools hat so grauslich ausgesehen, dass wir im Hinblick auf unsere Gesundheit darauf lieber verzichtet haben.

Andenbewohner

Da die letzten Tage sehr anstrengend waren und wir am nächsten Morgen bereits um 5 Uhr im Zug sitzen sollten, sind wir nach einem gemütlichen Bierchen nur mehr auf Matratzenhorchdienst gegangen.

Juliana, Judith und wir in den Ruinen von Pisaq

Eigentlich sind vier Tage für Cusco gerade ausreichend, wenn man noch einige der alten Festungen und Ausgrabungen in der Nähe besuchen möchte. Wir haben wieder einmal Riesenglück, denn wir haben mit Juliana und ihrer Mutter Judith, die auch hier im Hostel wohnen, Freundschaft geschlossen. Sehr praktisch, da sie aus Lima kommen und sich in der Gegend hervorragend auskennen – eine bessere Reiseführerin als Juliana hätten wir kaum finden können und außerdem fahren sie idealerweise zur gleichen Zeit wie wir nach Machu Picchu. So sind wir vier losgezogen um die letzten Inkas in ihren verlassenen Ruinen zu suchen.

Saqsaywaman

Über steile unregelmäßige Stufen sind wir zur nie fertig gestellten Anlage Sacsayhuamán (bedeutet: zufriedener Falke) aufgestiegen. Der Inkakönig Pachachutec hatte sich diese Anlage als Puma vorgestellt, die Festung als Kopf mit 22 zickzackförmigen Mauern als Zähne und der Stadt Cusco als Körper, noch heute werden dort oben die Inti-Raymi-Zeremonien abgehalten. Leider ist dies eine der wenigen Anlagen, die von den spanischen Eroberern als Steinbruch für ihre Häuser und Baumaterial für die vielen Kirchen verwendet wurde. Trotzdem ist die Aussicht von dort atemberaubend – ein Stückchen weiter steht, wie fast überall in Südamerika, eine große weiße Christusstatue, die schützend ihre Arme über die Stadt hält.  

Markttag

Am Sonntag sind wir gemeinsam mit dem Bus in das 33km entfernte Pisaq zum Sonntagsmarkt gefahren, dort wird noch die alte Tradition der Tauschgeschäfte praktiziert (natürlich nicht für Touristen). Leider ist der traditionelle Markt nur mehr sehr klein, der Hauptteil wird bereits von Touristennepp  dominiert. Hoch über der Stadt thront auf einem Bergplateau zwischen tiefen Schluchten eine gigantische Inkafestung, zu der wir mit dem  Taxi gefahren sind. Über unzählige Stufen und enge Felstunnel  haben wir die schwindelerregenden Terrassen bis zum Gipfel erstiegen.

Ruinen von Pisaq

Ganz oben liegt das spirituelle Zentrum mit gut erhaltenen Häusern und Bewässerungsgräben – viele Esoteriker finden sich dort ein um auf den energiegeladenen Steinen Kraft zu tanken oder ihre Yogaübungen abzuhalten. An der Felswand gegenüber kann man noch unzählige Inkagräber mit Mumien sehen, die aber leider bereits von huaqueros (Grabräubern) wegen der unschätzbaren Gold- und Silberschätze geplündert wurden.  Am Abend sind wir dann mit dem Taxi nach Cusco zurück gefahren, denn die Busse waren nach dem Ende des Markttages unheilvoll überfüllt.

hier spinnt jeder

Hier kann man sich ans Taxifahren gewöhnen, denn eine Fahrt von gut einer Stunde kostet nur 40,– Sol (ca. € 10,–) jedoch ohne Touristenzuschlag, da wir ja mit unseren beiden peruanischen Damen unterwegs sind. Heute haben wir auf dem Weg nach Ollantaytambo noch die Inkafestung in Chinchero besucht. An der Straße hinauf zur reichgeschmückten Kirche und der Inkaanlage reiht sich eine Stoff- und Webmanufaktur an die andere. Selbst auf der Straße stehen die traditionell gekleideten Frauen mit ihren Spinnwirteln und zeigen gerne ihre Handfertigkeiten her. In Inkazeiten wurden in dieser Anlage hauptsächlich die weitläufigen Anbauflächen genutzt, da es hier durch die vielen Quellen sehr fruchtbar ist.

Terassen von Chinchero

Etwas abseits hätten Wasserfälle sein sollen, wir sind über eine Stunde über Felsstufen und umgeschnittene Eukalyptusbäume gestolpert ohne sie zu finden (möglicherweise sind sie derzeit ausgetrocknet). Gegen Mittag sind wir dann nach Ollantaytambo aufgebrochen um am Nachmittag den Zug nach Aguas Calientes zu erreichen – ha, morgen sind wir dann bereits in Machu Picchu!

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