Wir sind noch immer Richtung Madeira unterwegs. Es ist faszinierend, wie schnell sich hier die Windstärke und -richtung ändern kann. Ich glaube, dass wir die letzten Tage kaum vier Stunden den gleichen Wind hatten. Kaum dass die Segel bei angenehmen Wind von 15-20 kn eingestellt sind, schläft er auch schon ein oder es kommen Böen von bis zu 45 kn (so wie gestern Nacht um 4 Uhr – kaum, dass wir reffen konnten). Arbeit gibt es immer genug an Bord. Wir haben den Großbaum ausgebaut und am Mast hochgezogen, um die ausgefädelte Reffleine wieder zu montieren (wer gibt nur so kurze Leinen dort rein?). Heute haben wir auf unsere ersten 1000 sm ein Fläschchen heimatlichen Grünen Veltliner (Höcher) geköpft. (danke Wolfi!) (Etmal nur 75Nm)
Sa. 24.04.2010 – Die ersten 1000 Seemeilen
Fr. 23.04.2010 – Motorprobleme
Heute haben wir wieder Wind aus SW – wie angenehm – mit Gross + Genua fahren wir wieder einen Schnitt von 5 kn – herrlicher Sonnenschein und eine nicht zu hohe Atlantikdünung (lange hohe Wellen) laden richtig zum Dösen ein – man merkt, daß wir Richtung Süden fahren, denn es wird von Tag zu Tag wärmer und wir legen langsam unseren Zwiebellook ab (16°C).
Schon bei den letzten Malen ist unser Motor kurz nach dem Start unrund gelaufen – Christoph versucht dem Übel auf den Grund zu gehen – vorerst werden mal die verstopften Filter getauscht (wurden erst kurz vor unserer Abfahrt gewechselt) und wir werden im nächsten Hafen den verschlammten Dieseltank reinigen müssen (was für eine Freude). Bei einem fulminaten Sonnenuntergang passieren wir q.a. das Kap und geniessen unseren Cranberry-Malibu-Cocktail.
P.s.: Ein paar Bilder konnten wir durch den Äther zwingen. Diese wurden in die Berichte der letzten Tage eingefügt. Demnächst gibt´s dann mehr davon.
Do. 22.04.2010 – Der Wind schläft
Nachdem in der Nacht der Wind immer schwächer wurde, ist er in der Früh endgültig eingeschlafen. Wir bergen alle Segel und legen uns nieder – das Schiff tümpelt vor sich hin nur die Wellen sind noch unverändert hoch. Zu Mittag werfen wir nach einem leckeren Muschel-Fisch-Risotto den Motor an um doch noch ein paar Meilen zu machen – inzwischen ist das Meer ölig glatt und rundherum türmen sich Gewitterwolken auf – wir bekommen jedoch nichts davon ab, es bleibt trüb bei 16°C. Wir beschäftigen uns mit Bordarbeiten oder lesen ein wenig. Nach einem zünftigen Sundowner (Camparispritz) sieht Christoph noch zwei Delphine springen, leider kommen sie nicht direkt zum Schiff. Da sich die Windsituation noch immer nicht geändert hat und wir nicht laufend motoren wollen und können, lassen wir heute Nacht das Schiff in der Strömung Richtung Cabo Finisterre (43°36`N 10°48`W) treiben und halten abwechselnd Nachtwache. Zum ersten Mal seit drei Tagen sehen wir wieder ein anderes Schiff – schließlich kommen ja auch wieder in die Nähe einer Schifffahrtsstraße.
Mi. 21.04.2010 – Die Biskaya lässt grüssen
Die Biskaya lässt grüssen – heute ist bewegen nur mit anhalten möglich, außerdem ist es ekelig kalt und trüb. Dafür machen wir auch heute wieder gute Fahrt, unser Etmal berträgt 151NM das entspricht 6,3KN Durchschnittsfahrt.
PS.: Wir bekommen von unserem Administrator Auszüge aus den Kommentaren – was uns sehr freut – können jedoch auf See nicht direkt in die Homepage – wir versprechen aber sobald wir in Madeira sind alles zu beantworten. Leider ist die Übertragung von Bildern über Funk bis jetzt noch nicht gelungen, da selbst sehr stark komprimierte Bilder noch immer zu groß sind. Hier müsst ihr euch daher leider noch etwas gedulden. Bei der nächsten Gelgenheit werden Fotos natürlich nachgereicht.
Di. 20.04.2010 – Der erste Wal
Heute scheint den ganzen Tag die Sonne und wir rasen nur unter Spi mit 6-7 kn dahin – so ist segeln schön! Die Seeschwalben haben unser Solarpanel als Landeplatz entdeckt und so haben wir immer wieder mal Mitfahrer. Neben uns taucht der erste Wal auf – leider zu weit entfernt für Fotos, aber wir werden noch andere sehen. Da das Schiff sehr ruhig fährt, machen wir Verschönerungsarbeiten und lassen u.a. das Holz mit Teaköl ein. Christoph macht sich auf die Suche nach einem illegalen Stromfresser und findet ihn in der Funkanlage – wird natürlich sofort umgebaut. Haben heute mal wieder unser Angelglück probiert – erfolglos, werden doch als Fleischesser enden. Am Nachmittag wird der Wind stärker und die See baut sich auf – wir nehmen für die Nacht den Spi runter und setzen nur die Genua. Die Biskaya zeigt sich heute so wie sie bekannt ist – ruppig mit hohen Wellen – wir rasen mit 7 – 8,5 kn dahin, diese Nacht ist es etwas unruhig. Sind heute auf der Höhe von La Rochelle (46°16`N 8°46`W) (Etmal 109 sm)
Mo. 19.04.2010 – Flaute mit Omelett
Es war gut, dass wir den Motor angeworfen haben, denn wir haben nur diese Nacht 70 sm bei totaler Flaute gemacht – der Wind kommt heute Morgen entgegen der Vorhersagen immer noch aus NO mit mäßigen 2-3 Beaufort – sehr gut für uns. Wir düsen den ganzen Tag unter Gross + Genua mit 4-6 kn bei leicht bedecktem Wetter (11 Grad) dahin. Christioph zaubert uns heute ein phantastisches Omelett mit Gemüse, Schinken und Käse. In der Nacht passieren wir die Ile d´Quessant (48°37´N 5°36´W) bei Brest und verlassen somit den Ärmelkanal in die Biskaya. Auch heute wieder eine relativ ruhige Nacht mit herrlichem Sternenhimmel und einem orangerotem Mond – unbeschreiblich schön! (Etmal 98 sm)
So. 18.04.2010 – Kein Wind, dafür Sonne
Leider ist der Wind noch mehr eingeschlafen – wir tümpeln nurmehr dahin. Haben heute Passatsegel und Spi gesetzt – geht erstaunlich gut. Es wird von Tag zu Tag wärmer – liegen heute nur mit T-Shirt im Cockpit in der Sonne – ein richtiger Genusstag !!! Legen die Polster und Decken zum Auslüften in die Sonne. Unsere Etmale werden täglich geringer und ab übermorgen dreht der Wind auf West (1 Tag zu früh – aber was soll man machen). Um 17 Uhr entschliessen wir uns den Motor anzuwerfen, da wir sonst durch den Gegenstrom noch an gefahrener Strecke verlieren würden und ausserdem bei spiegelglatter See auch das Motoren angenemer ist.
Wir hoffen, dass wir bis sich der Wind ändert genug Höhe gewonnen haben um die nötige Kurskorrektur ohne gröbere Anstrengungen machen zu können. Von wegen stürmischer Englischer Kanal – uns hat er sich sehr zahm gezeigt.
Sa. 17.04.2010 – Rauf auf den Mast
Der Wind nimmt leider stetig ab – wir haben heute nurmehr 2-3 Beaufort aber zum Glück immer noch aus NO. Das Vorwärtskommen wird auch noch durch den starken Gegenstrom erschwert. Christoph muss heute in den Mast, da die Passatvorstag an der Birne reibt – kann dies jedoch sehr schnell beheben und macht gleich noch ein paar tolle Fotos von oben. In der Nacht machen wir aufgrund des Gegenstromes und des nurmehr lauen Lüftchens kaum Meilen. Wir treiben wie ein Kork im Kreis. Wenigstens wird einem bei den Nachtwachen nicht langweilig, weil permanent irgendwelche Schiffe im Auge zu behalten sind.
Fr. 16.04.2010 – Englische Küste erreicht
Nach einem wilden nächtlichen Ritt durch die Nordsee (durch geringe Wassertiefe und Wind gegen Strom baut sich unangenehme Kabbelsee auf) haben wir nunmehr die englische Küste erreicht. Um die Mittagszeit haben wir uns gemütlich Tortellini Carbonara mit dem Blick auf die weissen Kreidefelsen von Dover gegönnt – ein traumhaftes Plätzchen. Im Englischen Kanal ist zwar ein erhöhtes Aufkommen der Großschifffahrt, aber es ist trotzdem angenehmer da die Welle gleichmäßiger und länger ist. Der Berufsschifffahrt muss ein großes Lob ausgesprochen werden, sie nehmen sehr viel Rücksicht auf so kleine Segelschiffe. Jeder noch so große Kahn umrundet uns mit großem Abstand !!! Der Wind kommt noch immer aus NO mit ca. 5-6 Beaufort u. 11°C – wir haben Passatsegel und Fock gesetzt.
Bordleben
Sehr schnell findet man in eine gewisse Routine, auch der Wachwechsel ist bereits nach kürzester Zeit kein Problem mehr. Es fällt einem natürlich schwer sich bei schönstem Sonnenschein die Decke über den Kopf zu ziehen und zu schlafen, aber wenn der Körper es fordert geht es schon. Wir schauen, dass wir untertags zumindest ein paar Stunden gemeinsam Zeit verbringen und natürlich auch gemeinsam essen – darum wird meistens einmal gekocht, da etwas Warmes im Magen das Wohlbefinden doch gewaltig steigert.
Aber auch wenn die Kälte und Feuchtigkeit, wie auch die anderen Strapazen einem ganz schön zusetzen können, ist es doch nichts im Vergleich zur Schönheit der Natur. Es ist einfach unbeschreiblich schön in der Nacht Millionen an Sternen zu sehen und den Mond, wenn er sich silbrig im Meer spiegelt oder wenn das Schiff durch die Wogen pflügt und das Plankton wie Sternenregen in der Gischt glitzert. Untertags ist es eine Freude die Fregattvögel, Seeschwalben oder Möven bei ihrer Flugakrobatik zu beobachten. Man vergisst leider all zu leicht, wie schön und einfach die Natur sein kann und wie gut das Meer riecht.
Es wird einem eigentlich nie fad, da immer irgendetwas zu tun oder reparieren ist (notfalls schreibt man eben Berichte oder Tagebuch). Auch die Arbeit teilt sich meistens automatisch auf, da jeder seine Stärken und Schwächen hat und die des Anderen kennt – es ist unumgänglich, dass eine gewisse Harmonie vorhanden sein muss.
Wir geniessen es wieder näher am Ursprung zu sein und uns von der Welle tragen zu lassen.
GANZ EINFACH – WIR SIND GLÜCKLICH !!!