alles beginnt mit dem ersten Schritt …
Was lange dauert, wird trotzdem gut! (frei nach mir) Ach wie haben wir die paar Tage genossen, die mein Vater und Teresa auf ihrer Rundreise durch Namibia bei uns verbracht haben. Sie haben uns aber auch eine ganze Tasche voll mit schönen und dringend benötigten Dingen von zu Hause mitgebracht und nun sind wir unter anderem wieder mit einem funktionierenden Computer und einer neuen Kamera gesegnet. Jetzt steht den neuen Berichten und Geschichten ja nicht mehr viel im Weg, außer vielleicht meiner literarischen Faulheit. Also die Sache mit unserem Mietwagen hat ja letztendlich nun doch geklappt und wir haben in den uns verbleibenden 20 Tagen (bis unser Besuch gekommen ist) beachtliche 5.680 km auf den Tacho gebracht. Das Land ist größer als wir zuerst annahmen, die Straßen sind jedoch in überraschend gutem Zustand, sogar die C- u. D-Straßen (Sand/Schotterpisten).
… und manchmal mit Hindernissen
Wir hatten zwar keinen Geländewagen, sondern nur einen kleinen VW Polo bekommen, der natürlich nicht die Bodenfreiheit wie ein 4×4-Auto hat, uns aber trotzdem auch über die holprigsten Pisten und schlammigsten Wasserfurten gebracht hat. Losgefahren sind wir natürlich in Lüderitz, dann über Aus mit seinen Wildpferden und Relikten des deutschen Strafgefangenlagers von 1918 immer nahe an den gigantischen Sanddünen der Namib Wüste (D707) entlang nach Betta. Dies ist auf der Karte als Ortschaft eingezeichnet, ist aber nicht mehr als eine Farm mit Tankstelle und einem sehr spärlich bestücktem Gemischtwarenladen. Also man muss hier immer genug Vorräte und Sprit mit sich führen, denn einkaufen und tanken geht nur in den wenigsten “Ortschaften“. Über die Nubibberge vorbei an riesigen Herden von Oryx-Antilopen, Zebras, Strauße und Springböcken geht es nach Sossusvlei, einem touristischen Highlight, was man auch merkt. Bisher waren wir meistens alleine und auch auf den Straßen sind wir kaum anderen Fahrzeugen begegnet, aber hier rockt der Bär. Der Campingplatz ist voll, die Preise hoch, bis spät nachts ist Trubel und vor dem Morgengrauen ist bereits der große (und lautstarke) Aufbruch Richtung Dünen zum Sonnenaufgang – also einen Wecker braucht man hier bestimmt nicht.
Deathvlei
Da wir innerhalb der Nationalparkgrenzen „logieren“, steigen wir am Abend noch mit einem kühlen Bier ausgestattet auf eine Düne und genießen ganz alleine den wunderschönen Sonnenuntergang über den umliegenden Bergen. Also auch hier findet man ein ruhiges Plätzchen, wenn man nicht auf den ausgetretenen Pfaden bleibt. In der Früh schließen wir uns dem allgemeinen Aufbruch an, klettern auch auf die Düne 45 und fahren anschließend die 60 km weiter bis nach Deathvlei. Mit genug Wasser und Proviant ausgestattet wandern wir in das abgeschiedene Tal mit seinem salzverkrusteten Boden und toten Bäumen. Es ist richtig surreal, dort inmitten von hohen Sanddünen so einen Ort vorzufinden. Trotz der harschen Bedingungen gibt es dort Leben, langbeinige Käfer sausen über den Sand, Eidechsen liegen im Schatten der Sanddünen und die nächtlichen Schlangenspuren und Hufabdrücke von Antilopen werden erst im Laufe des Tages vom Wind verweht. Irgendwie fühlt man sich wie in einer verwunschenen Welt. Da es uns aber wieder ans Wasser zieht ist unser nächstes Ziel dann Walvis Bay, der zweite mögliche Ankerplatz in Namibia. Eigentlich hoffen wir dort noch ein paar andere Segler zu treffen, aber derzeit wird der Hafen ausgebaggert und umgebaut und dies dürfte die Meisten zur raschen Weiterfahrt bewegt haben.
Swakopmund
Wir fahren auch weiter nach Swakopmund, einem netten kleinen Hafenstädtchen mit wunderschönen alten Kolonialhäusern. Ein Abstecher zur Seelöwenkolonie am Cape Cross ist zwar sehr geruchsintensiv, aber die tausenden Knopfaugen dieser possierlichen Tierchen lassen uns ihren strengen Geruch schnell vergessen. Ach ja, auf dem Weg dorthin stehen mitten in der Wüste kleine Verkaufsstände mit Salzrosen und Mineralien, Wasser wäre da angebrachter, aber um das wird man sowieso angebettelt wenn man mal stehen bleibt. Generell müssen wir feststellen, dass das öffentliche Verkehrssystem nicht sehr gut ist. Es funktioniert nur dadurch, dass Privatfahrzeuge oder Truckfahrer gegen Entgelt Passagiere mitnehmen. Überall stehen die Menschen auf der Straße und winken, wenn sie ein Auto sehen. Wir halten auch mal an, weil ein älterer Mann mit einem Baby am Arm direkt vor uns auf die Straße springt.
undankbarer Fahrgast
Neben ihm steht ein Eselkarren mit seiner Frau, einer echten Herero mit ihrer auffälligen Kopfbedeckung. Er erklärt uns, dass sein Baby sehr krank sei und er dringend ins 120 km entfernte Spital muss. Natürlich nehmen wir ihn mit, aber zuvor macht Christoph noch ein Foto von der Frau, worauf sie die Hand ausstreckt und meint: „Ten dollar!“ – Moment, wir nehmen ihren Mann und das Baby 120 km gratis mit und dann sollen wir für ein Foto zahlen?!? Nach etwa 80 km kommen wir in ein kleines “Dorf“ mit einer Kneipe und einem kleinen Laden und der Mann deutet mir ich soll stehen bleiben. Er steigt aus, reicht sein Baby einer anderen Frau weiter und geht ohne Gruß oder Danke einfach weg. Wie wir später hören, ist das eine übliche Art auf bequeme und schnelle Art in das nächste Dorf zu kommen, denn Touristen sind ja gutmütig und kennen die hiesigen Gebräuche und Tarife nicht. Es ist ja kein Problem hilfreich zu sein, aber ein einfacher Dank wäre schon nett gewesen.
Windhoek
Aber es ist nicht immer so, denn ein andermal haben wir bei einer Reifenpanne mit einem Wagenheber und Werkzeug ausgeholfen und da waren die Leute mehr als nett und dankbar. Na ja, man macht eben gute und schlechte Erfahrungen – Hauptsache die Guten überwiegen. Wir fahren auf direktem Weg nach Windhoek, da wir den österreichischen Honorarkonsul aufsuchen wollen. Christoph`s Führerschein ist ja auch in Südafrika abhanden gekommen und ich will nicht ausschließlich fahren. So stellen einen Antrag auf Neuausstellung. Das Dokument dauert sicher ein paar Wochen, denn von Namibia muss alles zuerst nach Pretoria/SA geschickt werden und von dort dann ans Auswärtige Amt und schließlich ans Verkehrsamt Wien und das Ganze natürlich auch wieder den ganzen Weg retour. Ob das nicht eine teure Schnapsidee war wird sich noch zeigen, denn unbegrenzt können wir natürlich auch nicht in Namibia bleiben. Zum Drüberstreuen ruft uns noch die Sekretärin zwei Tage später an, dass noch ein Formular fehlt und somit natürlich auch noch eine Unterschrift.
Tywelfontein
Wir sind aber bereits kurz vor dem Etosha-NP und kommen erst wieder eine Woche später retour in die Hauptstadt, was die Sache natürlich auch wieder verzögert. Aber der Reihe nach, wir begeben uns jetzt auf die Spuren der Steinzeit, versuchen die Dinosaurier-Fußabdrücke zu finden,
und wiedermal
fahren zu den Rock Fingers, dem Petrified Forest (versteinerter Wald), den Organ Pipes (Basaltsäulen), den Burned Mountains (schwarze Berge) und sehen uns in Twyfelfontein (Zweifelhafte Quelle) die Felsmalereien und -ritzungen der Buschmänner an. Am Joubert Pass wird es dann lustig, denn starke Regenfälle haben zwei Wochen zuvor den Großteil der Straße weggeschwemmt und ebenso die Zufahrt zum Camp Aussicht. Wir quälen uns durch tiefe Wasserläufe und die “Straße“ wird immer schlechter.
Aufmunterung
Für die sechs Kilometer bergauf brauchen wir fast eine Stunde, aber immer wieder hängen nette aufmunternde Schilder, wie z.B. Geschwindigkeitsbegrenzung 80km/h usw. Als wir oben ankommen ist Marius sehr verwundert, dass wir es geschafft haben, denn eigentlich ist die Zufahrt nur für Allrad geeignet und dies im Moment auch nur bedingt. But nomen est omen – die Aussicht und auch der Campingplatz sind wirklich außergewöhnlich.
Dioptas
Alles ist selbstgezimmert, wir haben einen eigenen donkey (Warmwasserboiler) zum selbst einheizen mit Holz, eine Eimerdusche und ein Plumpsklo mit Aussicht übers Tal. Marius noch hier eine Dioptas-Mine, die er uns am nächsten Morgen auch zeigt. Wir klettern mit Laternen in den tiefen Schacht und scheuchen die unzähligen Fledermäuse auf, die flatternd um unsere Köpfe huschen und am Ende des Schachtes sitzen zwei “Wachhasen“ (kein Spaß!) Aus der Abräumhalde dürfen wir uns dann ein paar von den grün und blau schimmernden Mineralien als Erinnerung mitnehmen. Eigentlich wollten wir ja auch zu den Epupa Falls an der Grenze zu Angola fahren, aber in Opuwo sprechen wir mit ein paar Leuten die es mit Allradfahrzeugen versucht haben und für die 220 km zwei Tage gebraucht haben, da die Piste aufgrund der starken Regenfälle so ausgewaschen ist. Was sollen wir da mit unserem kleinen VW erst machen?
erst einheizen …
… und dann geniessen!
So beschließen wir eben zu den Ruacana Falls zu fahren und hoffen, dass sie aufgrund der vorherigen starken Regenfälle in Betrieb sind. Das Problem dort ist, dass kurz davor ein Kraftwerk ist und die Wasserfälle nur fließen, wenn genug Überschuss da ist. Da, so wie in ganz Afrika, keiner darüber Bescheid weiß und Tourist-Informationen nur dafür da sind, dass Leute, die keine Ahnung von irgendetwas haben, einen schattigen “Arbeits“platz haben, müssen wir eben einfach dorthin fahren und selbst schauen. Leider umsonst, denn sie sind trocken wie die Wüste. Nichtsdestotrotz die Seenlandschaft nördlich des Etosha-NP und der angolanischen Grenze ist einfach wunderschön grün und fruchtbar.
Oryx-Antilopen
Mit Unmengen von Zebras und Wildpferden, dazwischen riesige Ziegen- und Rinderherden und das Ganze in einer Landschaft mit tausenden kleinen Seen mit Seerosen und Lilien. Wir sind über den nördlichen Eingang in die Etosha-Pfanne gefahren. Die Landschaft ändert sich hier alle paar Kilometer, mal dichter Bush mit Giraffen, dann weite Grassteppe mit Zebras und Strauße und dann wieder Sumpfland mit Flamingos und Gnus.
Etosha-Pfanne
Im Halali-Camp gibt es sogar ein beleuchtetes Wasserloch, damit man auch in der Nacht die Tiere beobachten kann und es funktioniert wirklich. Wir sehen neben unzähligen Schwalben die auf Insektenjagd gehen sogar ein schlafendes Rhinozeros.
richtig kuschelbedürftig
Kurz bevor wir aus dem Park fahren stehen sogar noch Elefanten direkt neben der Straße und lassen sich so gar nicht vom Entlauben der Bäume abhalten. Nur die Raubkatzen entziehen sich unserer Blicke oder wir sind einfach zu blind. So fahren wir durchs Anderson Gate raus und gönnen uns noch eine Nacht im Eldorado, einer wunderschönen Farm, wo Strauß, Oryx, Kudu, … daheim sind und auch Geparden, Leoparden, Caracals und Hyänen. Letztgenannte durfte ich sogar füttern und streicheln. Zwar waren mir vorher Hyänen immer etwas suspekt, aber eigentlich sind es ganz intelligente Tiere die fürchterlich verspielt sind. Ich musste nur bei ihren “Liebesbissen“ aufpassen, dass sie nicht zu übermütig werden und mir versehentlich den Arm durchbeißen.
Geparden – geballte Kraft …
Die blauen Flecke habe ich aber als Erinnerung noch für einige Tage behalten.Zurück in Windhoek haben wir nochmals das Konsulat aufgesucht und hoffen nun, dass alles möglichst rasch seinen Weg geht und wir bald wieder im Besitz der kleinen rosa Karte sind.
… und Überlegenheit (Leopard)
So jetzt neigt sich unsere Rundfahrt langsam dem Ende zu, über die B1 (Trans-African-Highway) radeln wir 500 km eine schnurgerade Straße bis Keetmanshoop. Dort machen wir noch einen Schlenker zum Quiver Tree Forest (Köcherbaumwald) und dem Giants playground (Riesenmurmeln) bevor wir die C12 zum Fishriver Canyon fahren. Die ganze Zeit hatten wir mehr oder weniger schönes Wetter, aber genau dort braut sich gerade ein kräftiges Gewitter zusammen. Wir können es mal wieder nicht lassen und fahren die 4×4-Route den Felsgrad entlang bis zum Ende.
Fishriver Canyon
Vor uns und neben uns geht es ein paar hundert Meter senkrecht runter, die Aussicht ist famos und vor uns türmen sich die schwarzen Gewitterwolken auf und die Blitze erhellen den Himmel – es ist wirklich beeindruckend.
statische Elektrizität
Doch bevor wir von dort weggeschwappt werden, fahren wir doch lieber wieder auf die normale Straße zurück und die letzten Kilometer bis Ai-Ais. Dort packen wir uns ins angenehm warme Thermalwasser und lassen uns erst mal so richtig genüsslich durchweichen. Nach so viel Sand und Staub ist das eine echte Wohltat. Am nächsten Tag geht es über die D207 am Oranje River entlang durch schroffe Täler und enge Bergpässe bis nach Ferry Crossing, dem Grenzübergang nach Südafrika.
Oranje River
Wir biegen jedoch nach Rosh Pinar ab und fahren die C13 bis nach Aus, wo wir uns in Klein-Aus noch eine letzte Nacht auf festem Boden gönnen bevor wir auf unser Schiff zurückkehren.Obwohl die Rundreise wirklich toll und sehr interessant war, haben wir unser schaukelndes Zuhause doch irgendwie vermisst. Home sweet home!