Sorry, derzeit sind keine neuen Berichte möglich, da ja all unser Equipment in Südafrika gestohlen wurde und unser Ersatz- bzw. der alte Computer jetzt auch den Geist aufgegeben hat. Aber Hoffnung besteht, wir haben einen neuen Laptop bestellt und der wird von meinem Vater hoffentlich am 15.4. mitgebracht, wenn er uns in Namibia besucht. Bitte bis dahin etwas Geduld – all unsere Erlebnisse sind noch in unseren Köpfen und werden dann niedergeschrieben.
Technische Probleme
So. 22.03.2015 – Diamantenfieber in Lüderitz
Gemeinsam mit der amerikanischen Yacht Calico Jack sind wir von Kapstadt gestartet, vorbei an Robben Island, wo Nelson Mandela lange Jahre inhaftiert war, bis nach Dassen Island, wo wir noch eine Nacht bleiben wollen. Dort darf man zwar nicht an Land, weil es ein Naturschutzgebiet ist, aber das macht nichts, denn im Wasser tummeln sich sowieso die meisten Tiere. Da gucken Pinguine neugierig aus dem Wasser, Wale ziehen durch die Ankerbucht und die allgegenwärtigen Möwen, Albatrosse und Sturmvögel stürzen sich hungrig in die Fluten auf der Suche nach dem richtigen Fisch.
Wir sind auch hungrig, packen unser Fleisch und den Salat ein und rudern rüber zu Joanne und Travis und grillen dort an Bord, wenn man schon nicht an Land darf. Es wird ein richtig netter und langer Abend. Leider trennen sich dann vorerst unsere Wege, denn die beiden fahren in die Walvis Bay, die zweite Ankermöglichkeit in ehemals Deutsch-Südwestafrika (jetzt Namibia). Die nächsten drei Tage verlaufen recht gemütlich, der Wind ist nicht zu stark und die Wellen auch im erträglichen Rahmen (obwohl etwas weiter draußen ein heftiger Sturm wüten soll). Die Küste ist sehr eintönig, Sand, Sand und ein paar Felsen. Na da freu ich mich schon aufs “Staubwischen“ in der nächsten Zeit. Auf den letzen Meilen vor Lüderitz frischt dann der Wind plötzlich auf, sodass wir schnell reffen müssen. Mit 35-40 Knoten kämpfen wir uns dann gegen Wind und Welle in den Hafen und ankern erst mal. Der Hafen ist voll mit Fischtrawlern und Diamantsuchbooten, denn das ist hier der Haupterwerb.
Ein großes Diamantschiff saugt bis zu 22.000 Karat am Tag vom Meeresgrund – ok, 80% der Diamanten sind nicht für die Schmuckerzeugung, sondern werden für die Industrie gebraucht, für Schleifscheiben und sonstiges. Die Fischtrawler hier sind auf Langusten und Thunfisch spezialisiert, denn das Wasser ist durch den kalten Benguelastrom, der aus der Antarktis kommt, ausgesprochen nährstoffreich und nur mehr 13 Grad “warm“. Da vergeht uns definitiv die Lust aufs schwimmen. Wir versuchen eine freie Mooring zu finden, denn hier bläst es fast jeden Tag wie Hölle und wir wollen ja doch für einige Wochen das Schiff alleine lassen und mit dem Mietauto unterwegs sein. Die Sicherheit unseres Schiffes steht natürlich an erster Stelle und wir wollen uns keine übermäßigen Sorgen machen müssen.
Die Suche nach den Besitzern der Moorings gestaltet sich jedoch als nicht so einfach, denn meistens weilen sie wochenlang mit ihren Schiffen auf hoher See und ist nicht begeistert, wenn dann so ein Yachtie an ihrer Boje hängt. Wir finden dann zum Glück nach einigem herumfragen eine freie Mooring und nun legen zur Sicherheit zusätzlich noch einen Anker aus. So nun können wir uns ums Mietauto kümmern, also Computer gestartet und im Internet etwas Passendes gebucht. Ist ja einfach und schon oft praktiziert, funktioniert auch normalerweise gut, nur nicht in Afrika. Nach drei Tagen bekommen wir eine Absage und das bereits bezahlte Geld rückgebucht (hatten wir doch in Südafrika auch schon?!?).
Wir fragen an, warum das so lange dauert und bekommen als Antwort, dass die Mietwagenfirmen (z.B. AVIS) hier nicht so schnell disponieren können und es zwar in Lüderitz ein Büro gibt, aber die Autos alle in Windhoek stationiert sind und erst gebracht werden müssen (sind immerhin knappe 900 km!). Wir sollen doch bitte mindestens 10 Tage vorher Bescheid geben. Hallo wir sind Segler! Wir planen nicht so lange im Voraus, manchmal wissen nicht einmal wo wir am nächsten Tag sind! Na gut, dann versuchen wir es eben direkt! Der einzige lokale Anbieter (BB Car Hire) ist sich seiner Stellung bewusst und verlangt fast das Doppelte und noch dazu ohne Versicherung für Reifen, Glas und Unterboden und einem Selbstbehalt von N$ 15.000,– (ca. € 1.200,–). Bei 80% Schotterpisten der reine Wahnsinn!
Wir hatten schon überlegt mit dem Bus nach Windhoek zu fahren und dort einen Wagen zu mieten, aber mit ein bisschen Hilfe haben wir es nun doch geschafft (hoffentlich) für Mittwoch ein Auto zu bekommen, kostet zwar auch etwas mehr als im Internet, aber was soll´s wir wollen ja nicht ewig hier in diesem, zwar netten, aber doch sehr windigen Wüstenkaff abhängen.
5 Jahre, 25 Länder, 33.000 Seemeilen
Im Morgendunst taucht Madeira vor uns auf, kaum fünf Stunden später liegen wir sicher vertäut im Hafen von Funchal an der Mole. Der erste Landfall auf unserer langen Reise um die Welt. Knapp 1.600 NM haben wir von Amsterdam aus zurückgelegt, eigentlich eine riesige Strecke, jedoch verglichen mit dem was noch vor uns liegt ein Katzensprung. Obwohl die Überfahrt ein wahres Traumsegeln war und uns selbst die Biskaya trotz der Jahreszeit, mehr als wohlwollend empfangen hat, war jede Meile von Selbstzweifeln geprägt. Haben wir die richtige Entscheidung getroffen, alles aufzugeben und einfach los zu segeln und wenn ja, sind wir gut vorbereitet, haben wir uns mit unserer ersten Hürde – Kap Hoorn – nicht ein wenig zu viel vorgenommen? Vielleicht sollten wir einfach durch Gibraltar und ein wenig im Mittelmeer herum schippern?
Aber nach den ersten paar Tagen, als wir den Unterschied zwischen Urlaub und dem Leben auf einem Segelboot kennenlernen, verfliegen all die Zweifel schnell und wir haben bis heute unsere Entscheidung keine Sekunde bereut, diesen Schritt gewagt zu haben!
Das erste was wir lernen mussten war, dass Langzeitsegler ein sehr buntes Völkchen sind. Wir alle kommen aus unterschiedlichen Ländern, verschiedenen Kulturen und sozialen Schichten. Wir genießen es zwar, wenn wir mal zusammen sind und pflegen dann gewöhnlich auch sehr intensive Kontakte, jedoch letztendlich sind wir doch alle Individualisten mit meist sehr ausgeprägten Charakteren und schlussendlich geht jeder seinen eigenen Weg, da jeder eine andere Vorstellung von dieser Lebensweise hat. Daher sind Tipps und Informationen, die für einen toll sind für den anderen unbrauchbar und man muss sich einfach selbst vieles erarbeiten, erfahren und erlernen. Auch Misserfolge oder Fehlentscheidungen bleiben da manchmal nicht aus. Da wir uns für die Route um Südamerika herum entschieden haben und diesen beschwerlichen Weg nur relativ Wenige gehen, blieb uns auch gar nichts anderes übrig als uns selbst zu überlegen wie wir ankern, das Wetter beurteilen, Lebensmittel haltbar machen, das Schiff warten, Fische fangen und natürlich wie wir mit den vielen unterschiedlichen Kulturen umgehen, die wir auf unserer Reise treffen. Es hat sich sehr bald heraus kristallisiert, dass der Kontakt mit anderen Kulturen den wichtigsten Punkt unserer Reise darstellt. Daher versuchen wir möglichst oft, länger an einem Ort zu verweilen, denn nur dadurch werden wir vom Urlauber zum Freund oder sogar Teil der lokalen Gesellschaft mit allen Rechten und Pflichten.
Aufgrund vieler, für uns, unzutreffender Informationen aus Büchern und von anderen Seglern haben wir Südamerika ein wenig zu schnell umsegelt, vor allem die vier Monate Patagonien waren nach heutiger Sicht viel zu kurz. Jedoch als wir in den Pazifik aufbrechen, sind wir entschleunigt genug um diesen Fehler nicht nochmals zu begehen. Wir informieren uns auf vielerlei Art über unsere mögliche Ziele, sehen sie uns dann an und bleiben solange es uns gefällt oder die Wettersituation es erlaubt. Auch planen wir nicht mehr langfristig, sondern entscheiden uns spontan wie es weitergehen soll. Wir haben unseren Weg und unsere Geschwindigkeit gefunden!
Nach knapp drei Jahren im Pazifik entscheiden wir uns wieder in den Norden zu segeln, über Japan nach Alaska. Jedoch gerade als wir die Salomonen verlassen wollen erleidet Babsi nach einem Tauchgang eine Art Schlaganfall und wir müssen für rund fünf Monate eine Zwangspause einlegen. Nach all den Untersuchungen und Behandlungen konnte bis zum Ende nicht eindeutig geklärt werden, wo eigentlich das Problem lag, der Tauchgang war zwar wahrscheinlich der Auslöser, jedoch ein typischer Tauchunfall war es nicht. Dieser Vorfall veränderte erheblich die Sichtweise auf unser Leben. Es hat uns gezeigt, wie schnell sich alles ändern kann und wie wichtig es ist seine Träume zu verwirklichen. Wir waren nun überzeugt, dass wir diese Fahrt nur gemeinsam zu Ende bringen wollen.
Zurückgekehrt auf unser Schiff entschieden wir innerhalb weniger Tage, dass wir nicht nach Norden sondern nach Westen Richtung Kap der guten Hoffnung segeln wollen und starteten in der schon fortgeschrittenen Saison von den Salmonen über Papua Neuguinea durch die Torres Straße. Haben noch traumhaft schöne Stopps in Cocos Keeling, dem einsamen Chargos Archipel, Rodrigues, Mauritius und Reunion genossen und sind dann Anfang Dezember in Südafrika angekommen. Dort haben wir dann unsere treue Taurus wieder hergerichtet, drei Jahre tropischer Pazifik und der stürmische Indik haben unserem zuverlässigem Schiff ordentlich zugesetzt. Genau vier Jahre und vier Tage nach dem Kap Hoorn haben wir das zweite große Kap – das Kap der guten Hoffnung – gerundet und sind nun endgültig auf dem Weg nach Norden.
Heute ist der 15.03.2015, vor genau fünf Jahren haben wir Wien verlassen um mit unserer Taurus, welche in den Niederlanden auf uns gewartet hatte, zu einer Reise aufzubrechen die unser Leben verändern sollte. Wir lernen neue Freunde in der ganzen Welt kennen, mit vielen sind wir immer noch in Kontakt. Wir werden in die große Familie der Langzeitsegler aufgenommen, mit ihren zwar kurzen aber dafür umso intensiveren Kontakten und wir haben das Privileg Orte besuchen zu dürfen, die nur sehr wenige Menschen zuvor besuchen konnten.
Wenn wir mit Freunden, Bekannten oder auch fremden Menschen reden, stellen wir sehr häufig fest, dass es für viele sehr schwierig ist unsere Lebensart zu verstehen. Daher sind wir ganz besonders überrascht, aber auch froh über die vielen Leute, die Anteil an unserer Reise nehmen und uns somit auf ihre Art (trockenen Fußes) begleiten. Wir haben unseren Blog anfänglich eigentlich nur für Familie und Freunde gemacht um diese am laufenden zu halten und jedes Mal wenn wir uns mal die Besucherzahlen unserer Seite ansehen, sind wir erstaunt wie viele Freunde wir da draußen eigentlich haben. Leider ist das Internet anonym, ganz anders verhält es sich mit den Bildershows, welche wir in den fünf Monaten Zwangsaufenthalt in Wien gehalten haben. Wir haben die Gesichter und auch Geschichten hinter unseren virtuell Mitreisenden gesehen und gehört. Wir würden uns daher sehr über viele Kommentare, E-Mails oder dergleichen von euch Bloglesern da draußen freuen, damit wir den, mehr als nüchternen, Zugriffsstatistiken unserer Webseite auch Menschen zuordnen können.
Die Vorträge haben uns gezeigt, dass viele Menschen ohne seglerischem Hintergrund unsere Reise verfolgen. Das freut uns ganz besonders, da es uns ja auch in erster Linie ums Reisen geht und das segeln, eigentlich nur die von uns gewählte Fortbewegungsart darstellt. Gerade von nicht Seglern bekommen wir oft Fragen die einen Segler natürlich ein wenig verwundern, die jedoch mehr als berechtigt sind. Es ist an der Zeit auch mal auf diese Fragen einzugehen:
.) Was macht ihr bei langen Überfahrten in der Nacht? Na ja, unsere Ankerkette hat gerade mal 90m und erreicht in den wenigsten Fällen den Grund, daher müssen wir wohl oder übel weitersegeln! Es ist immer einer von uns auf Wache und hält Ausschau. Es gibt viele unterschiedliche Wachsysteme bei uns jedoch mache ich von Sonnenuntergang bis Mitternacht und Barbara von Mitternacht bis Sonnenaufgang. Den Tag verbringen wir gemeinsam, jedoch schläft jeder von uns am Tag auch noch ein paar Stunden.
.) Ernährt ihr euch nur von Dosen? NEIN! Glücklicherweise sind nur wenige Fahrten länger als eine Woche, daher haben wir meist genug frische Produkte zur Verfügung. Wir haben zwar viele Dosen, aber das sind meist entweder “Notfutter“ oder Schmankerln, wie Sauerkraut, Spargel, Kohlsprossen, … wenn wir mal zu der häufig, sehr eintönigen Nahrung in gewissen Ländern eine Abwechslung benötigen. Dazu kommt natürlich immer mal frischer Fisch.
.) Ist es nicht fad dauernd am Schiff zu hocken? Wenn wir dies müssten wäre es das sicher, jedoch statistisch gesehen segeln wir nur rund 15% unserer Zeit, den Rest verbringen wir vor Anker oder in Häfen und versuchen so viel als möglich herumzukommen.
.) Streitet ihr häufig wenn ihr doch 24/7 zusammen seid? Eigentlich nicht, unser Zusammenleben verläuft harmonischer als in Wien. Da sind wir schon mal nach einem stressigen Arbeitstag aneinandergeraten, aber am Schiff hat jeder seine Aufgabe, für die er zuständig ist. Der andere unterstützt diese zwar und kann Meinungen abgeben, aber das war´s dann auch schon.
.) Was war die höchste Welle, der stärkste Sturm, das gefährlichste Erlebnis? Sehr schwierig zu beantwortende Fragen, die Gefährlichkeit von Wellen oder Stürmen sind nicht so einfach durch Zahlen anzugeben. Ein Sturm auf hoher See und tiefem Wasser kann zwar sehr hohe Wellen hervorbringen, jedoch sind diese meist sehr lange. Eine Borawelle in Kroatien kann weit unangenehmer sein als eine sechs Meter Welle mitten am Nordatlantik. Den stärksten Wind haben wir vor Argentinien mit weit über 60Ktn erlebt, jedoch 40Ktn am Ankerplatz in Fidschi haben uns wesentlich mehr sorgen bereitet. Was das gefährlichste Erlebnis betrifft ist es meist eigene Nachlässigkeit.
.) Wo hat es euch bisher am besten gefallen? Dies ist die schwierigst zu beatwortende Frage überhaupt. Rein was die Natur betrifft war es Patagonien, die Lau Inseln, die Gambier Inseln und das Chagos Atoll, neben vielen anderen. Aber eigentlich hat „gefallen“ wenig mit Umgebung zu tun, sondern vor allem mit den Leuten die man trifft, sein es Einheimische oder auch Segler.
.) Wie könnt ihr euch das leisten? Sparen! Wir hatten nie eine teure Wohnung, oder alle paar Jahre ein neues Auto, wir telefonieren nicht 24h am Tag und unsere vielen Reisen haben wir auch immer günstig gehalten. Außerdem sei gesagt, dass unser jetziges Leben günstiger ist als daheim. Das Problem liegt bei Mitteleuropäern eher an der Angst sich ihre Träume zu erfüllen und aus dem Alltagstrott auszubrechen. Wer Ausreden sucht wird sie auch finden jedoch Geld ist in den seltensten Fällen das Problem.
Barbara und ich möchten uns wirklich recht herzlich für das viele Interesse von euch bedanken denn es ist viel schöner, Erlebnisse zu teilen als sie einsam herumzutragen! Wir hoffen mal von euch zu lesen oder zu hören.
Und weil das Fünfjahresjubiläum ein guter Zeitpunkt ist möchten wir unserem Administrator Johnny danken, ohne dessen Eingreifen der Blog wohl kaum fünf Jahre lang lauffähig gehalten werden konnte. Unserem Dank gilt auch Andi, Wolfgang, Karin, Werner, … und den vielen anderen, die uns immer mit Rat und Tat beiseite gestanden sind und unermüdlich Ersatzteile, Informationen oder Material besorgt und geschickt haben. Sowie natürlich der Segelschule Wien, die ebenfalls Materialbesorgungen für uns erledigt hat und uns bei den Multimedia-Shows ihren Saal zur Verfügung stellte. Dem IFT möchten wir danken, für die Möglichkeit die Rechner zum Rändern der Bilder benutzen zu können, sowie für die Hilfe vieler Mitarbeiter.
Ganz besonders möchten wir den unzähligen Personen danken die uns nach Babsi´s Unfall mehr als hilfreich (ob psychisch, beratend oder finanziell) unter die Arme gegriffen haben.
Dank gebührt natürlich auch Barbara`s Eltern für die Unterstützung.
Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Mutter und Alexander, welche uns all die Jahre die oft nervenaufreibenden Wege durch die österreichische Bürokratie abgenommen haben, sich um unsere Finanzangelegenheiten und unsere Wohnung kümmern und all die Kleinigkeiten, daheim erledigen die von der Ferne nur schwer durchführbar wären. Vielen Dank unserem Stützpunkt in der Heimat!
So. 08.03.2015 – Kapstadt und Umgebung
Oh je, unser Visum ist abgelaufen und wir müssen notgedrungen weiter, aber es gefällt uns doch hier so gut. Na gut, einen Tag können wir ja doch noch raus schinden und fahren eben erst morgen ganz in der Früh los (ist auch besser, denn da gibt es noch keine Fallwinde vom Tafelberg). Abgesehen davon findet heute, so wie an jedem ersten Sonntag im Monat im RCYC, ein Jazz-Frühschoppen statt und diesen können wir uns doch nicht entgehen lassen. Wir haben bereits vor ein paar Tagen Gerhard, ein langjähriges Clubmitglied kennengelernt und er hat uns an seinen Tisch eingeladen. Viel sitzen können wir trotzdem nicht, denn die Band ist richtig gut und unsere Tanzbeine zucken. So ein bisschen Bewegung kann ja nicht schaden, bevor wir wieder für einige Tage am Schiff hocken.
Generell ist uns die Zeit hier in der Kapregion wirklich zu kurz geworden, denn es gibt unendlich viel zu sehen. Anfangs hatten wir Probleme einen Mietwagen zu bekommen, da reservierst du über Internet bei AVIS, kommst am nächsten Tag dort hin und dann haben die einfach kein Fahrzeug frei bzw. nur um den doppelten Preis – so etwas ist uns bisher noch nie vorgekommen. Na gut, dann machen wir eben einen Stadtrundgang und versuchen es für morgen bei einer anderen Company. Kapstadt ist eine interessante Mischung aus Kolonialbauten wie in der Long Street und am Bo-Kaap und sehr moderner Architektur im Banken- und Regierungsviertel. Generell sieht man hier mehr helle Südafrikaner als im Rest des Landes.
So schlendern wir über den Green Market Square mit seinen unzähligen Straßenständen, Restaurants und bettelnden Kindern. Da heißt es Geldbörse gut festhalten. Interessant ist es, dass es hier auch eine Obdachlosenzeitung gibt, so wie den Augustin in Wien. Uns quatscht Bennet in fast perfektem Deutsch an und natürlich kaufen wir ihm ein Exemplar des „The Big Issue“ ab. Die Artikel in dieser Zeitschrift sind gar nicht mal so uninteressant und außerdem dient es ja einem guten Zweck. Wir wandern weiter vorbei an der St. George Cathedral mit seinem Jazzclub in der Krypta (endlich mal eine sinnvolle Raumnutzung) bis in den Company´s Gardens mit seinen schattigen Bäumen. Dort machen wir erst mal eine Pause, denn untertags wird es schon ordentlich warm hier und legen uns in eins der Nestchen. Ja, sie haben hier verschiedene Vogelnester nachgebildet und man kann sogar in passende Webervögel-Behausungen schlüpfen. Wir liegen jedoch lieber in einem großen freischwingenden Turkannest unter einer gigantischen Eiche und lassen die Seele baumeln.
Langsam kommt jedoch ein gewisses Wüstenfeeling in der Kehle auf und da bietet sich einer der unzähligen Pubs in der Long Street mit seinen süffigen Bieren an. Frisch gestärkt streben wir dann der V & A Waterfront zu – dort ist eine sehr weitläufige Shopping-Mall, wo wir sogar zwei Bäckereien finden, die halbwegs dunkles Roggenbrot und bissfeste Weckerln führen. Die Bavarian Bakery hat sogar heißen Leberkäse in der Vitrine liegen – was für ein Festmahl! Wir haben dieser Dinge schon so lange entbehren müssen und genießen sie dafür jetzt umso mehr. Da man ja als Segler nie mit leeren Taschen heimgeht und unsere Vorräte immer wieder aufgestockt werden müssen, laden wir im großen Supermarkt noch unseren Wagen voll und fahren mit unserer Beute mit dem Taxi wieder zurück zum Schiff. Am nächsten Tag starten wir den nächsten Versuch in Sachen fahrbaren Untersatz.
Diesmal haben wir einen lokalen Mietwagenanbieter gewählt – Rent a Cheapie Car Hire – und was bekommen wir, einen echten Oldtimer! Einen VW Golf II mit Choker und 5-Gang-Getriebe, so etwas wird in Europa schon seit 20 Jahren nicht mehr produziert. Christoph ist begeistert, denn auch er hatte, als wir uns kennengelernt haben, so ein Auto.
Na gut, er kann ja leicht begeistert sein, denn er muss ja dieses bockige Ding auch nicht fahren. Da sein Führerschein ja auch mit gestohlen wurde, bleibt es an mir hängen. So eine Sch…, denn eine Lenkerberechtigung im Ausland zu bekommen ist fast unmöglich und ich fahre eigentlich nicht so leidenschaftlich gerne Auto. Aber was soll`s, wir wollen ja was sehen und alles zu Fuß oder mit dem Bus ist nicht möglich. Für ein paar Tage fahren wir durch die Weinregion, schrauben uns über die Bergpässe nach Stellenbosch, Paarl und Franschhoek und verkosten ein paar der leckeren Weine (ist auch mit ein Grund warum ich nicht fahren will, ich will doch auch kosten!).
Eine andere Tour führt uns über die Hout Bay und den Chapman`s Peak Drive raus zum Kap der guten Hoffnung. Wir klettern am Cape Point rauf zum alten Leuchtturm, stehen auf den 200m hohen Klippen und schauen über die tosende See. Faule Leute können dort sogar mit einer Standseilbahn rauffahren, wie wir zu unserer Verwunderung feststellen durften. Es ist schon faszinierend wenn man von dort oben sieht wie sich der kalte Benguela-Strom von der Westküste mit dem warmen Agulhas-Strom der Ostküste mischt. Hier trifft der Atlantische auf den Indischen Ozean und man kann es richtig an der Farbe des Wassers erkennen.
Ein Stückchen weiter kommen wir dann an das wirkliche Kap der guten Hoffnung, es ist zwar nicht wirklich der südlichste Punkt Afrikas, denn das ist ja richtigerweise das Kap Agulhas ca. 230 km östlich davon, aber dieser Felsen ist eben bekannter und viel eindrucksvoller. Wir erklimmen diese Felsen, sitzen dort oben in Mitten von Klippschliefern (dassies)und denken uns “Mann, was hatten wir doch für ein Glück mit dem Wetter“, denn wir hatten nette 15 Knoten achterlichen Wind und relativ ruhige See.
Kein Wunder das diese Gegend auch Kap der Stürme heißt, denn heute ist ein typischer Kaptag, es bläst, dass man sich fast nicht auf den Beinen halten kann, die Wellen brechen sich schon auf offener See und eine Windhose jagt die nächste. Da bekommt man wirklich Ehrfurcht! Die Vegetation direkt am Kap ist wie man es erwartet, Krupp und niedrige Büsche, denn mehr kann und will hier nicht wachsen, alles was nicht in Deckung geht, fliegt davon. Als wir dann Richtung Simons Town fahren, sehen wir dicke schwarze Rauchwolken über den Bergen, da müssen gewaltige Buschbrände sein.
Noch ein kurzer Besuch bei den Pinguinen am Boulders Beach und dann zurück zum Schiff, denn am nächsten Tag steht der Tafelberg am Programm. Na hoffentlich hat er auch offen, denn die letzten drei Tage war aufgrund des Windes die Seilbahn die meiste Zeit außer Betrieb. Aber wir haben Glück, erstens ist die Warteschlage nicht zu lang und zweitens haben wir relativ wenig Wind und eine Traumsicht. Die Gondel ist interessant, denn sie dreht sich auf ihrer Fahrt einmal um die eigene Achse, sodass jeder Gast mal einen guten Fensterplatz hat. Wir wandern fast einen halben Tag auf dem Plateau herum, suchen uns dann ein gemütliches Picknickplätzchen an der Steilwand und genießen die unglaubliche Aussicht.
Von hier oben sieht man auch schön die Buschbrände, sie ziehen sich über mehrere Kilometer die Berghänge entlang. Ich frage einen Touristguide warum da nicht Löschflugzeuge oder ähnliches eingesetzt wird. Er meint nur, dass kommt jedes Jahr vor und man löscht nicht, sondern grenzt nur das Gebiet durch Rodung von Brandschneisen ein – na, auch eine Art der Problemlösung, aber furchteinflößend sieht es trotzdem aus.Den Nachmittag verbringen wir dann im Kirstenbosch Botanical Garden um unsere sonnengeschädigte Haut der “Hochebenen“ noch ein bisschen unter schattigen Bäumen erholen zu lassen.
Hier könnten wir tagelang herumwandern oder auf einer Picknickdecke im Schatten liegen, es ist Erholung pur und so ruhig. Nur ein paar freche Eichhörnchen oder Enten schauen vorbei ob es nicht was zum Abstauben gibt. Tja, alles hat irgendwann mal ein Ende, aber es warten ja immer neue Erlebnisse und Erfahrungen auf uns und auch Namibia wird uns bestimmt gefallen.
Do. 26.02.2015 – Kap der guten Hoffnung
Wir haben es geschafft, gestern um 09:20 UTC haben wir das Kap Agulhas, die südlichste Spitze Afrikas, passiert und sind jetzt wieder im Atlantik. Exakt vor vier Jahren und fünf Tagen hatten wir das Kap Hoorn gerundet und den Atlantik in Südamerika verlassen. Seit dem haben wir den gesamten Pazifik und Indischen Ozean gequert. Schon meilenweit hat uns das starke Leuchtfeuer vom Kap der guten Hoffnung geleitet, aber um 22:30 UTC hatten wir es dann querab und genau zum Sonnenaufgang sind wir an der beeindruckenden Bergkulisse rund um Kapstadt vorbeigefahren, die sich jedoch um diese Zeit noch recht züchtig unter einer dicken Wolkendecke bedeckt gehalten hat.
Aber wen interessiert das, wenn sich neben uns im Wasser Robben, Pinguine und Delphine tummeln. Als dann noch direkt neben uns Wale auftauchen ist unser Glück perfekt. Beim ersten Wal werfen wir noch das Ruder rum und fahren zurück um Fotos zu machen, aber dann sehen wir nach und nach auf unserem Weg immer wieder neugierige Meeresriesen auftauchen, die uns beäugen und lautstark ausblasen – dieses Schauspiel ist wirklich einzigartig. Ich sitze im Cockpit und schaue gerade im Laptop unseren weiteren Kurs an, als es plötzlich einen lauten Rumms macht.
Verdammt wir haben irgendetwas gerammt! Christoph schießt wie von der Tarantel gestochen von unten herauf in der Annahme, dass wir aufgelaufen sind, aber ich habe mich nicht vernavigiert. Jedoch sehen wir wie drei Wale hinter unserem Heck queren. Wir haben doch glatt einen von diesen süßen Meeressäugern gerammt, oder vielleicht er uns? Wer weiß das schon so genau, aber zum Glück ist weder ihm noch unserem Schiff etwas passiert. Er hat wahrscheinlich jetzt nur schreckliche Kopfweh oder Rückenschmerzen.
Generell ist die Tierwelt in kälteren Gewässern vielfältiger und reicher. Es umschwirren uns jetzt wieder Albatrosse, Sturmvögel und Seeschwalben und unser Speiseplan wird von frischen Bonitos und Thunfischen bereichert. Das ist wieder unser Meer. Kurz vor der Hafeneinfahrt steuert ein Gummischlapfen der Polizei uns an und weist uns darauf hin, dass hier ein Wal schwimmt und wir ausweichen sollen. Wir zeigen nur nach hinten und sagen ihnen, dass dort noch viel mehr davon sind, worauf sie uns nur entgeistert anstarren. Tja, man muss eben im Kleinen anfangen.
Wir fahren erst mal in den Royal Cape Yacht Club (RCYC) – sehr elitär und teuer, aber am A… der Welt. Auf jeden Fall müssen wir uns erst mal um ein Auto kümmern, denn die Kapregion will ja auch noch erkundet werden, aber das passiert sicher nicht mehr heute. Seit langem gelten die Gewässer vor Kap Hoorn als die furchtbarsten, in die es ein Segelschiff verschlagen kann. Wir sind nicht dieser Meinung, denn hier vor Südafrika kann der Agulhasstrom einem schon das Leben schwer machen. Er entsteht aus den nach Süden abfließenden Wassermassen des Indischen Ozeans und presst sich durch die Straße von Mosambik zwischen Madagaskar und Südafrika als ein schmaler, reißender, vom kalten Wasser deutlich abgegrenzter Strom weg vom Kap nach Süden und Westen, also direkt gegen das vorherrschende Westwindsystem der südlichen Meere. Wenn diese Weststürme oder plötzlichen Südstürme des Kaps gegen den Agulhasstrom anwüten, stehen Wind und Wasserströmung gegeneinander und sorgen so für heftige Turbulenzen, wie es sie sonst nirgendwo auf Erden gibt. Die Wellen können gewaltig steil, hoch und brechend sein und sogar für die Grosschifffahrt gefährlich werden. Uns hat der Agulhasstrom auf der 200m-Tiefenlinie parallel der Küste mit 3-5 Knoten sehr zum raschen Weiterkommen verholfen. Man muss aber sehr aufpassen, denn die chaotische Wechselhaftigkeit der Gewässer von Südafrika steht im Gegensatz zu den stabileren Verhältnissen vor Kap Hoorn. Nicht nur wir, sondern auch gestandene Seebären, haben gewaltigen Respekt vor der Rundung Südafrikas, denn hier treffen einen die Katastrophen völlig unerwartet. Wir waren auf jeden Fall superschnell – in nur 3 Etappen (Richards Bay-Durban-East London-Capetown) haben wir für die 935 Seemeilen nur insgesamt 6 Segeltage gebraucht – macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,5 kn!!!!!
Neun, zehn, elf,… Knoten, das Schiff zittert (grunzt) vor Vergnügen und die Windsteueranlage schafft es gerade noch so den Kurs zu halten. Von hinten rollen die mannshohen Wellen an und schieben uns zusätzlich zur Strömung noch an.Ok, es ist wie ein Ritt auf einem Rodeopferd, denn die Wellen kommen nicht nur von hinten sondern auch von der offenen See, also seitlich. Es macht trotzdem Spaß wieder auf See zu sein. Ein sehr gutes, langes Wetterfenster haben wir Mitte Jänner leider verpasst, weil unser Schiff noch nicht ganz fertig war und seit dem jagt eine Störung die nächste. Mal von Madagaskar, dann wieder vom Kap kommend – wir sitzen so richtig in der Mitte drinnen und bekommen die Ohrfeigen ab. Fast drei Wochen hocken wir jeden Tag über den Wetterkarten und versuchen die richtige Taktik auszuknobeln, aber permanent verschieben sich die Wetterfenster oder sind einfach zu kurz. Am 9.2. haben wir endlich den Mut gefasst, alle Behördenwege erledigt (die sind hier viele) und stechen gegen Mittag in See. Von Richards Bay bis Durban sind es ja nur 90 Meilen und wir hoffen mit einem 24-Stunden-Fenster auszukommen. Im Hafen Null-Wind und Welle, aber dann draußen. Es schüttelt uns so richtig durch, aber dafür sind wir schnell. Nach nur 15 Stunden stehen wir im Morgengrauen vor der Skyline von Durban mit seinen langen Stränden, dem imposanten Stadion und den vielen Hochhäusern. Erst noch bei der Harbour Authority um Einfahrtserlaubnis angefragt (es ist einer der größten Handelshäfen Südafrikas) werden wir auch schon von einem Boot der Marina abgeholt und in den sicheren Hafen begleitet. Gut so, denn nur ein paar Stunden später hat der Wind bereits um 180 Grad auf Süd gedreht und hätte uns so genau auf die Nase geblasen und das heißt hier beidrehen oder zurückfahren, denn gegen an ist unmöglich.
Hier treffen wir wieder Ingolf und Susi von der Aspasia II die derzeit hier mit einem Motorschaden liegen und versuchen es reparieren zu lassen. Siehe da, in der Marina liegt auch die Alumni, nur sind leider nur die House(boat)keeper an Bord und putzen und wienern wie die Bösen. Stimmt Sylvia und Hansgeorg wollten Mitte Februar ja wieder auf´s Schiff zurück kommen. Abends sitzen wir gerade gemütlich beim Bier, als wir stürmisch begrüsst und umarmt werden. Die Beiden hatten wir das letzte Mal vor knapp 2 Jahren in Vanuatu getroffen und einige nette Abende gemeinsam verbracht bis sich schließlich unsere Wege getrennt haben.
Umso schöner ist dieses Wiedersehen und hoffentlich segeln wir noch eine Zeitlang einen gemeinsamen Weg. Lange wollen und können wir nicht in Durban bleiben, nur bis zum nächsten Wetterfenster mit NO-Wind, denn unser Visum läuft bereits in drei Wochen aus und es ist noch ein langer und nicht unproblematischer Weg bis ums Kap. Wir wären ja gerne noch ein paar Tage in die Drakensberge gefahren, aber die Wetterfenster um weiterzukommen werden immer rarer und kürzer und so sitzen wir eben permanent am Sprung. Bei allen Seglern sieht man derzeit die Fragezeichen und Rauchwölkchen über den Köpfen schweben, wenn sie über den Wetterprognosen brüten ob und wann es weitergehen kann.
Aber zumindest einen Tag gönnen wir uns in der uShaka Marine World, einem großartigen Aquarium mit Delphinshow und anschließendem Water-Funpark mit 18 Wasserrutschen!!!! Wir lassen uns gemeinsam in großen Schwimmreifen romantisch durch die Kanäle treiben oder rutschen todesmutig den Kamikaze, eine fast senkrechte 18m hohe Wasserrutsche hinunter. Soviel Spaß und Wassereinläufe hatten wir schon lange nichtmehr. Nach sechs Tagen sehr wechselhaftem Wetter bietet sich endlich das nächste, jedoch sehr knappe Wetterfenster an.Für 260 sm nur etwa 40 Stunden, das wird eng.
Nachdem wir wieder mal von Hafenmeister zum Zoll, dann zur Einwanderungsbehörde, der Polizei und dann wieder der Hafenbehörde gewandert sind, dürfen wir noch zwei Stunden vor Abfahrt die Immigration anrufen, die dann auch noch am Schiff vorbeikommen will. So rufen wir wunschgemäß um 1 Uhr Nachts an und warten uns dann geschlagene drei Stunden. Wutentbrannt rufe ich dort nochmals an und man erklärt mir, dass der Officer uns am Steg nicht gefunden hat. Na wie viele Schiffe haben wohl um 3 Uhr nachts volle Beleuchtung an – ihr Armleuchter!? Christoph findet ihn dann am Tor, aber schlussendlich traut er sich nichtmehr in meine Nähe und wir dürfen, ohne dass er das Schiff gesehen hat, mit seinem Segen ablegen. Tja, die Bürokratie erlebt hier ihre Hochblüte und nun wissen wir auch warum über hunderte Kilometer riesige Baumplantagen sind, denn so viel Papier wie hier verbraucht wird muss man erst mal erzeugen. Wir machen das Beste draus und kommen genau zum Sonnenaufgang aus dem Hafen. Erst müssen wir noch die Maschine mitlaufen lassen, damit wir die erforderliche Geschwindigkeit von mindestens 8 Kn erreichen, aber schon bald setzt der Wind entsprechend ein und wir düsen mit 10-11 Knoten dahin. Bereits am nächsten Nachmittag laufen wir in East London ein – 266 Seemeilen in 33 Stunden das ist nicht schlecht und wieder mal gerade noch so geschafft.
Bereits am Abend schlägt der Wind um, es regnet und stürmt und riesige Brecher rollen über die Hafenmauer, aber wir liegen gut geschützt dahinter an einer Mooring und gehen genüsslich erst in die heiße Dusche und dann auf ein kaltes Bier in den Yachtclub. Bis Sonntag sollte sich dann die Naturgewalten ausgetobt haben und das nächste Wetterfenster für die Weiterfahrt öffnen – na schauen wir mal!
Mo. 02.02.2015 – Wilde Kreaturen
So wieder ein bisschen was am Schiff erledigt und nun geht es wieder auf die Pirsch. Die neuen Kredit- und Bankkarten sind angekommen und die Ersatzkamera ist geladen und schussbereit. Bevor wir jetzt endgültig dieses Eckchen Südafrikas verlassen, gönnen wir uns noch für ein paar Tage eine Mietkutsche und erkunden noch etwas die Umgebung.
Einer unserer Ausflüge führt uns nach Durban, der drittgrößten Stadt Südafrikas. Es ist eine Mischung aus alten Kolonialbauten und hässlichen heruntergekommenen Ostblock-Bunkern, die Straßen sind überfüllt mit dunklen Menschen und dazwischen blitzen immer wieder die bunten Saris der Inderinnen hervor, denn in Durban gibt es mit die höchste Population an Indern in gesamt Südafrika. Angeblich gibt es einen tollen Strand mit Uferpromenade, waren wir aber nicht da es regnerisch-trüb war.
Wir suchen jedoch den Segelladen hier und werden auch fündig. Beladen mit einigen “unentbehrlichen“ Dingen und 50m neuer Ankerkette verlassen wir dann das Geschäft und begeben uns wieder auf den Heimweg. Auf der Autobahn werden wir von der Traffic Control aufgehalten, wir sind uns jedoch keiner Verkehrsübertretung bewusst. Der Officer quatscht uns an und wir verstehen erst mal Garnichts. Nach einer kurzen Atempause fragt es uns auf Englisch, ob wir kein Zulu verstehen.
Daraufhin frage ich ihn, ob der deutsch kann. Im Endeffekt haben wir uns auf Englisch geeinigt. Er verlangt nach dem Führerschein und schaut wichtig ums Auto herum, klopft auf die Reifen, findet jedoch nichts zum beanstanden. Ich meine noch zu ihm, dass dies ein Mietauto ist und alles in Ordnung sein sollte. Er plaudert noch ein bisschen mit uns und lässt uns dann weiterfahren.
Generell hält sich hier kaum jemand an Verkehrsregeln und Schilder oder Straßenmarkierungen sind reine Dekoration. Wie wir im Nachhinein erfahren haben ist es hier üblich, dass man bei einer Verkehrskontrolle eine nette Banknote dem Führerschein beilegt und dann gleich weitergewunken wird. Wir als dumme Ausländer halten uns schon wieder mal nicht an Traditionen und da soll man akzeptiert werden?!? Bevor wir am nächsten Morgen in den Nationalpark aufbrechen, schneidet Christoph noch den kaputten Kettenteil heraus und schweißt dann die Neue dazu.
Eigentlich wollten wir ja hier unsere Kette verzinken lassen, aber keine Kompanie hier hat die Kapazität mehr als 20m Kette auf einmal in die Schleudertrommel zu bringen und wir wollen unsere Kette aber nicht zerstückeln, also ist uns nur die Möglichkeit einer Neuanschaffung geblieben. Teile unserer Kette haben sich nämlich durch das permanente scheuern an Steinen oder Korallenschrott im Lauf der Zeit von ihrer Zinkpatina befreit und rosten fröhlich dahin.
Manche fahren natürlich auch mit rostiger Kette weiter und haben dann die hässlichen Rostnasen am Deck, aber für uns ist es genauso eine Frage der Sicherheit, denn dort wird der Stahl immer dünner und irgendwann kann dann die Kette dort brechen(und dies mit Sicherheit nicht bei ruhigem Wetter). Endlich ist es dann losgegangen, wir sind wieder in den Imfolozi Park gefahren und haben auch diesmal wieder viele, viele Tiere gesehen.
Angefangen von den Pavianen und anderen Klettertieren über die verschiedenen Paarhufer bis zu den Plattfüßern wie Elefanten, Nashörnern und Nilpferden. Übernachtet haben wir im Zelt direkt im Mpila-Camp. Die Camps haben zwar Elektrodrähte gegen die alles zerstörenden Elefanten, aber alles andere an Getier kann ohne Zäune dort problemlos herumspazieren.
So grasen regelmäßig Buschböcke und Nyalas zwischen den Häusern und Warzenschweine graben nach Käfern und Würmern in der Nähe der Zelte. Wir sitzen am Abend gemütlich vor dem Zelt mit einem Glas Wein und lassen den Tag Revue passieren als plötzlich lautlos eine große Hyäne in den Lichtschein tritt. Sie war nur ca. 2 m von uns entfernt und wir haben uns doch sehr erschrocken.
Da wir aber nur kalt gegessen haben und unsere Nachbarn den Griller angeworfen hatten, ist sie dann scheinbar doch lieber dorthin gegangen, denn kurz drauf haben wir von dort lautes Geschrei gehört. Sie ist dann nachher nochmal bei uns vorbei gekommen und da hatten wir natürlich den Fotoapparat schon schussbereit neben uns liegen. Die restliche Nacht war erfüllt von verschiedenartigen Tiergeräuschen. Am nächsten Tag haben wir dann die Hluhluwe-Seite abgefahren.
Bereits in der Früh große Herden von Giraffen, Zebras, Kaffernbüffeln und vielen anderen Tieren, aber leider wieder keine Katzen. So sehr wir auch gucken, das Glück verfolgt uns dahingehend leider nicht. Am Vormittag kommt uns ein Safari-Jeep entgegen und der Fahrer meint, dass eine Kurve weiter ein paar Elefantenbullen stehen.
Wir fahren zwei Kurven weiter und richtig, da stehen ein richtig großer Bulle und mehrere halbstarke Bullen mitten auf der Straße und rangeln herum. Der Große Bulle dürfte aber schlechte Laune gehabt haben, denn er ist mit abstehenden Ohren und gehobenen Rüssel trötend auf uns zu gekommen. Da legt man nur mehr den Rückwärtsgang ein und schaut, dass man aus der Gefahrenzone kommt. Der Elefantenbulle dürfte das aber recht spaßig gefunden haben und hat uns eine ganze Zeit die Straße entlang gejagt. Die Straße ist leider nicht sehr breit und ich hasse rückwärtsfahren.
Irgendwann ist er aber dann doch seitlich ins Dickicht abgetaucht und wir haben passieren können. Ja, mit so einem Dickhäuter sollte man sich nicht anlegen, das ist schwer der Fahrzeugversicherung zu erklären. Wenn Weibchen mit in der Gruppe sind, ist es kein Problem, aber nur die Testosteron gesteuerten Männchen versuchen halt immer ihre Machtspielchen (wie überall). Da es die letzten Tage doch einiges geregnet hat, waren die Furten gut gefüllt und wir haben diesmal nur einen kleinen Chevrolet Spark mit wenig Bodenfreiheit.
So geht bei einer “Flussdurchquerung“ immer einer von uns vorher durch und schaut wie tief es wirklich ist. Man sollte aber gut schauen, denn manchmal liegen unmotiviert kleine Rettungsboote von Lacoste herum und die können sich schon mal im Wadl verbeißen (eigentlich darf man ja gar nicht aussteigen, aber bevor unser Autochen im Fluss verreckt).
Flusspferde sieht man ja zum Glück, sind ja auch ein bisschen größer und dicker. Es war noch ein krönender Abschluss unseres Aufenthaltes an der Ostküste Südafrikas, denn jetzt kommt unser Schiff wieder ins Wasser und dann müssen wir auf Richtung Kapstadt aufbrechen. Unser Visum läuft nämlich ein einem Monat aus und es ist noch ein langer Weg.
Nachdem die gröbsten Arbeiten am Schiff erledigt und wir Weihnachten und Silvester gut hinter uns gebracht hatten, haben wir uns endlich unsere “Safari“ verdient. Gemeinsam mit Susi und Ingolf ging es dann auf große Fahrt. Erster Zwischenstopp war in St. Lucia, wo am Abend noch eine Bootsfahrt in der Flussmündung des Lake St. Lucia zu den Hippos und Crocs auf dem Plan gestanden ist.
Die Nilpferde sind ja wirklich süß, wenn sie ihre dicken Nasen aus dem Wasser strecken, schnauben und einem neugierig beäugen. Sie sehen total gemütlich aus, sollen aber recht leicht reizbar und unwahrscheinlich schnell sein (55 km/h) – so sehen diese Dickhäuter gar nicht aus.
Sogar ein paar Nilkrokodile haben wir im Uferschlamm liegen gesehen, sind aber viel kleiner als ihre Salzwasser-Kollegen in Australien und natürlich viele Vögel. Neben Goliathreihern, verschiedenen Enten- und Ibisarten hat sich sogar ein Schrei-Seeadler herabgelassen und ist in mehreren Schleifen majestätisch über uns geschwebt. Unsere Lieblinge sind jedoch die putzigen gelben Webervögeln, die in ihren filigranen hängenden Nestern ein- und ausfliegen.
Überall gibt es Schilder mit der Warnung vor nachtaktiven Dickhäutern und wirklich kurz nach Einbruch der Dunkelheit spazieren doch glatt zwei Hippos die Straße entlang und grasen in aller Ruhe im Kreisverkehr. Der gesamte Verkehr steht still und jeder fotografiert oder beobachtet diese Kolosse, bis sie sich dazu entschließen doch wieder in ihr angestammtes Metier für die Nachtruhe zurückzukehren.
So wie wir, denn wir wollen bereits früh morgens im iSimangaliso-Wetland-NP sein um die Tiere bei ihrer Morgentoilette zu beobachten. Und belohnt wird unser frühes Aufstehen, denn wir sehen einige Herden von Impalas, Kudus, Wasserböcken, Kaffernbüffeln und Warzenschweinen bei den Wasserlöchern. Im Laufe des Tages gesellen sich noch Giraffen, Black Rhinos (Spitzmaul-Nashörner) und Zebras dazu.
Wir sind absolut zufrieden mit unserer “ersten Ausbeute“, als sich dann am Abend noch die Hornvögel im Baum über uns niederlassen und ihren kehligen Ruf erschallen lassen ist der Tag einfach perfekt. Am nächsten Morgen passiert uns das erste Missgeschick dieser Reise, beim Bankomaten bleibt unsere Karte stecken.
Normalerweise heben wir nur bei Geldautomaten direkt in einer Bank ab, aber hier gibt es im weiten Umkreis kein Geldinstitut und wir brauchen Cash. Natascha von der hiesigen Hertz-Vertretung ist jedoch sehr hilfreich und ruft für uns die Bank an und meint, dass dieser Bankomat schon immer gerne Karten frisst. Zur Sicherheit bleibt die ganze Zeit über einer von uns beim ATM stehen und passt auf, dass niemand unsere Karte missbräuchlich ent- oder verwendet.
Die Bank meint jedoch, dass nichts passieren kann, aber sie erst morgen gegen Mittag jemanden vorbeischicken können, der informiert ist und die Maschine öffnen kann. Sehr toll, denn eigentlich wollten wir weiter in den iMfolozi-NP fahren. So bleiben wir eben noch zwei Tage länger hier und fahren noch die südliche Route durch den St.Lucia Wetland-NP und machen uns ansonsten einen faulen Tag am Pool. Am nächsten Tag liegen wir schon vormittags auf der Lauer um ja nicht den Geldtransporter von der Bank zu verpassen. Als die schwerbewaffneten Jungs endlich kommen, hat ihnen niemand unser Problem mitgeteilt. Sie ziehen ca. 15 Karten aus der Maschine, unsere ist jedoch nicht dabei.
Schwer beunruhigt überlegen wir was nun zu tun ist, als plötzlich eine Verkäuferin aus diesem Geschäft uns fragt ob wir etwas vermissen. Wir stehen ja erst seit drei Stunden vor dem Geschäft und gemeinsam mit den Bankomat-Jungs eine halbe Stunde drinnen bis sie uns mitteilt, dass bereits gestern jemand die Karte bei ihnen abgegeben hat, weil sie gemeinsam mit seiner herausgekommen ist. Überglücklich fragen wir uns jetzt nicht warum sie so lange zum kombinieren gebraucht hat, dass eine ausländische Bankkarte vielleicht diesen Touristen gehören könnte – ist auch egal, wir sind eben in Afrika. So bringen wir ihr und auch Natascha Schokolade als Dankeschön für ihre Hilfe und können endlich weiterfahren zum Hluhluwe/iMfolozi -NP.
Gleich früh morgens sehen wir auf einer Anhöhe eine Menge Hyänen und Geier rund um einen in der Nacht von Löwen geschlagenen Kaffernbüffel und natürlich Unmengen von Autos die dieses Spektakel nicht versäumen wollen. Die Löwen hatten sich bereits vorher schon satt gefressen und lagen bestimmt bereits irgendwo im Schatten einer großen Schirmakazie und träumten von der letzen Jagd – auf jeden Fall waren sie für uns nicht mehr zu sehen.
Etwas später sehen wir dann in weiter Ferne eine ganze Elefantensippe durch den Busch traben und hoffen mit diesen “Tierchen“ noch näheren Kontakt zu bekommen. Dieser Wunsch erfüllt sich jedoch erst gegen Abend, denn da stehen sie doch direkt neben dem Ausgang und ein Bulle spaziert doch glatt auf der Autobahn herum. Ist hier aber kein Problem, die Straßen sind breit genug und irgendein Ranger wird ihn schon wieder zurücktreiben.
Wir bleiben zwei Tage in diesem Park, denn er ist größer als man denkt und man sieht jeden Tag andere Tiere. Eigentlich könnte man hier auch eine Woche bleiben und es würde einem nicht fad werden. Uns zieht es jedoch unbändig in den wohl berühmtesten Park von allen – den Krüger Nationalpark. Wir sind überwältigt von der Vielfalt und Menge an Tieren, immer wieder sieht man die langen Hälse der Giraffen zwischen den Schirmakazien oder ganze Gruppen von Antilopen, Kudus, Impalas, Gnus, …. grasen oder die entzückenden Buschschweine oder Warthogs (Warzenschweine) mit ihren Frischlingen in den Schlammlöchern suhlen.
Gelegentlich probiert auch ein Elefantenbulle seine Kraft an einem Baum aus und wirft sich mit voller Kraft dagegen bis der Baum entwurzelt ist. Dann wieder stehen wiederkäuend die Kaffernbüffel am Wegrand und glotzen uns in unseren Blechdosen blöde an. Die Tiere sind die Autos gewöhnt und es stört sie scheinbar auch nicht. Aussteigen oder auch nur die Tür öffnen ist jedoch verboten und auch nicht anzuraten, denn dann verschwinden die Tiere sofort. Am Vormittag gibt es einen Verkehrsstau weil angeblich dort im Gebüsch Löwen sein sollen, wir sehen jedoch keine und sind etwas enttäuscht.
Jedoch stehen wir dann am Nachmittag bei einem Wasserloch und beobachten gerade einige Nilpferde mit Jungen bei ihrem Bad, als ich plötzlich im Augenwinkel eine Bewegung sehe. Da spaziert doch glatt ein junges Löwenpärchen über die Straße und lässt sich unter einem Baum nieder und kein anderes Auto ist in Sicht (was sich aber binnen Minuten geändert hat). Lange machen die Beiden das Spektakel um sie aber nicht mit und sie verschwinden wieder im Dickicht.
Bei dieser Menge an Tieren läuft unser Fotoapparat fast heiß, über 2000 Fotos und Filme haben wir die letzten Tage geschossen. Nicht nur die großen Tiere sondern auch viel Kleinvieh ist uns vor die Linse gekommen. Geplant waren einige Tage im Kruger-Park, aber leider ist uns ja unsere gesamte Foto- u. Elektronik-Ausstattung in der Nacht abhanden gekommen und daher gibt es auch kaum Bilder. Nur die, die wir noch am Abend von Ingolf`s u. Susi´s Kamera auf einen USB-Stick kopiert hatten, den hatten die Diebe nicht gefunden unsere Festplatte leider schon.
Wie schon berichtet waren wir dann die nächsten Tage anderwärtig beschäftigt und unsere Motivation ohne Kamera auf Safari zu gehen hat sich in Grenzen gehalten. Wir sind dann zwar noch einen Tag die Panoramaroute in den Drakensbergen über Sabie, Graskop, Pilgrim`s Rest zu den Wasserfällen, ausgedehnten für kommerzielle Zwecke gepflanzten Wäldern und Goldgräberstädten abgefahren bis wir uns dann auf die Heimfahrt gemacht haben.
Für zwei Tage haben wir dann doch noch eine Pause eingelegt und waren in der nicht so bekannten uMkhuze Game Reserve. Es ist mehr für seine Vogelvielfalt bekannt, aber hier haben wir bei der Morgenpirsch mehr Tiere als irgendwo anders beim Wasserloch erlebt. Neben White Rhinos (Breitmaul-Nashörnern) haben sich große Gruppen Kudus, Nyalas, Gnus, Zebras und Warzenschweine eingefunden. Wir hätten noch Stunden hier sitzen können, wenn uns nicht unser knurrender Magen an unseren fehlenden Morgenkaffee erinnert hätte.
Etwas früher als geplant waren wir dann wieder zurück in Richards Bay, denn auch unsere Bankkarten und die Kreditkarte ist bei dem nächtlichen Raub (versehentlich) mitgenommen worden und dafür brauchen wir ja schließlich Ersatz der aus der Heimat bestellt werden muss. Im Großen und Ganzen war es trotzdem eine interessante und wunderschöne Reise und vielleicht kommen wir nochmal dazu in einem der Game Parks zu fahren und den letzten der Big 5 zu sehen – den Leoparden
Sa. 17.01.2015 – Von allem “Tand“ befreit
Eigentlich sollte ja jetzt hier ein Bericht über die Schönheit und Artenvielfalt Südafrikas (die es zweifellos gibt) stehen. Er war auch schon vor einer Woche mit vielen wunderbaren Bildern von den verschiedenen Nationalparks fertig um in die Homepage zu kommen, aber leider war ich bzw. das Internet zu langsam und nun ist er mit allen Daten verloren. Im Augenblick ist mir sowieso mehr danach von unseren aktuellen Erlebnissen und Eindrücken zu berichten. Gemeinsam mit Ingolf und Susi haben wir uns binnen einer Woche bis nach Hazyview („nebelige Aussicht“) durch die Game Parks und National Reserves hochgearbeitet bis wir am eigenen Leib erfahren mussten, wie gefährlich Südafrika wirklich ist und selbst Gitter und dicke Schlösser hier nichts nützen. Nach einem sehr eindrucksvollen ersten Tag im Krüger-NP mit unglaublich vielen Tieren und einem leckeren abendlichen Braai (Grill) auf unserer Terrasse sind wir gegen 23 Uhr ins Bett gefallen, da wir am nächsten Morgen ja bereits in aller Herrgottsfrühe wieder auf Wildpirsch gehen wollten. Einquartiert hatten wir uns auf Lories Farm in einer gemütlichen kleinen Wohneinheit mit Gittern vor den Fenstern und Türen und dicken Schlössern und haben uns ziemlich geschützt gefühlt. In der Früh werde ich munter und wundere mich etwas, dass es schon hell ist und unsere Zimmertüre offen steht, aber das mein Handy (dient als Wecker) nicht geläutet und die Handtasche nicht auf dem Nachttisch neben meinem Kopf liegen macht mich doch stutzig. Als ich aus dem Zimmer gehe sehe ich die ganze Misere – in der Nacht wurde bei uns eingebrochen und alles gestohlen. Nicht nur das Handy ist weg, sondern natürlich auch Geld, Kreditkarten, all unsere Kameras, der Laptop, der E-Book-Reader (als Reiseführer), das Tablet (hatte Christoph erst zu Weihnachten bekommen). Nur unsere Pässe haben sie uns da gelassen und fein säuberlich auf den Tisch gelegt. Sogar einiges an Gewand wie Gürtel, Shorts, ein BH, Flip-Flops und der gesamte Inhalt des Kühlschrankes und der Küche haben sie mitgehen lassen sowie alle elektrischen Geräte und den Fernseher. Normalerweise habe ich einen sehr leichten Schlaf, aber in dieser Nacht haben wir alle wie tot geschlafen (war aber nicht das Bier oder der Wein). Scheinbar müssen die Diebe uns vorher betäubt haben, denn sogar die Kakerlaken in der Küche sind in der Früh am Rücken gelegen (kein Scherz!!), bevor sie das Wohnzimmerfenster eingeschlagen und mit roher Gewalt die Fenstergitter herausgerissen haben. Dann haben sie scheinbar in aller Ruhe das Haus nach brauchbaren Dingen durchsucht, waren in unseren Zimmern und haben die Nachttische geplündert und die Taschen durchwühlt, dann die Haustüre von innen aufgesperrt und sind vollbepackt einfach hinausmarschiert. Wir können nur von Glück sagen, dass sie uns nichts getan haben, denn wie wir von der Polizei gehört haben, ist der Nachbar erst letztes Jahr von Einbrechern erschossen worden. Unser Tag war erst mal gelaufen, denn zuerst wurde von den ersten Beamten das Protokoll aufgenommen und alles am Tatort angetatscht. Christoph und ich sind dann losgezogen um unsere abhanden gekommene Kreditkarte zu sperren. Eine Stunde später ist die Spurensicherung vier Mann hoch eingerückt, die zwar wichtigtuerisch auf die kaputte Scheibe gestarrt haben, jedoch keine Fingerabdrücke abgenommen haben, das verbogene Gitter und die herausgebrochene Stange nicht beachtenswert fanden und scheinbar Tatortfotos für neumodischen Unsinn halten. Die Vermieterin war auch kurz da, hat uns ein “sicheres“ Zimmer mit Alarmanlage und Securitymann für die nächsten Nächte zugesichert und sich aber relativ schnell wieder verdrückt (wir haben den schwer bewaffneten Mann zwar am Abend kommen sehen, aber die Nacht über hat er mehr ihr Haus bewacht als Unseres). Wir standen nun alleine da in unserer Misere. Um unsere Unruhe zu besänftigen, haben wir uns eben selbst als Detektive betätigt. In der Wiese vor dem Haus haben wir noch ein paar verlorene Habseligkeiten und Reifenspuren gefunden, aber das hat niemanden interessiert. Am Nachmittag sind wir dann zur Polizeistation gefahren um eine Bestätigung für den geklauten Führerschein und eine Abschrift des Vernehmungsprotokolls zu bekommen. Zufälligerweise treffen wir dort den “Oberkommissar“ und ich frage ihn ob er nicht eine Beschreibung der gestohlenen Dinge von uns braucht, so wie es in Europa und dem Rest der Welt üblich ist. Er hat ganz verwundert meine Liste angestarrt und auch die Anzeigenbestätigung mussten wir uns daraufhin selbst ausfüllen (vielleicht ist Schreibkenntnis hier kein Einstellungskriterium?!?). So ganz ohne Fotoapparat kann man ja in den Nationalparks nicht herumfahren und so haben Susi und Ingolf versucht sich eine kleine Kamera zu kaufen (wir haben noch eine Ersatzkamera an Bord). Der Krüger Nationalpark ist das älteste Reservat in Südafrika und Hazyview das Eingangstor dorthin. Jährlich kommen mehrere hunderttausend Touristen hier her, aber es gibt keinen Elektronikladen oder Fotohändler. Angeblich erst in Nelspruit, das ist aber 60 km entfernt. Es gibt jedoch ein paar “Pakistani-Läden“ die alles verkaufen, u.a. auch Geräte ohne Beschreibung, Garantie und Überkarton – wo sie die bloß herhaben? Wir fahren so ein bisschen herum, denn ein paar Tage müssen und wollen wir noch warten ob sich doch etwas tut, aber so rechte Lust und Laune kommt bei uns vieren nicht mehr auf. Bevor wir dann nach vier Tagen Richtung “Heimat“ aufbrechen statten wir der Polizei noch einen letzten Besuch ab und fragen ob zumindest Christophs Führerschein gefunden wurde (wir sind eben Optimisten – nein, das ist nicht richtig, aber es ist unmöglich an eine neue Fahrerlaubnis im Ausland zu kommen). Eine Beamtin bringt uns daraufhin einen zerfetzten Karton in dem zirka 150 Ausweise, Führerscheine und Reisepässe liegen, aber leider keiner von uns. Hier findet es keiner wert, offensichtliche Dinge seinen Eigentümern zurückzugeben oder es dem Anzeigenfall zuzuordnen. Auch eine Protokollabschrift war bis heute nicht erhältlich und wird es wahrscheinlich auch nicht werden. Es war uns schon vorher klar, dass unsere Chancen sehr gering sind, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zu letzt. Am meisten tut natürlich der Verlust der zirka 2000 genialen Fotos der letzten Tage weh und der Verlust des Führerscheines, der Rest ist fast zu verschmerzen. Eines ist jedoch ganz gewiss – Südafrika ist und wird nicht unser Lieblings(urlaubs)land!!!!
Sa. 20.12.2014 – frisch an die Arbeit
Die ersten Tage sind immer sehr anstrengend, erstens müssen wir wieder alles erkunden, uns orientieren und organisieren. Abgesehen davon haben wir auf die Dame von der Immigration zwei Tage gewartet damit wir unseren Stempel in den Pass bekommen, der junge Mann vom Customs hat uns gar drei Tage schmoren lassen (andere haben bis zu sechs Tage gewartet) damit wir unsere Papiere bekommen. So lernen wir gleich das richtige Feeling für dieses Land kennen. Richards Bay ist keine gewachsene Stadt wie in Europa oder dem Rest der Welt, es ist eigentlich nur eine riesige Shopping-Mall, wo man zwar fast alles bekommt, die aber etwa 15 km vom Hafen entfernt ist. Verstreut gibt es einige Ansiedlungen mit sehr hohen Mauern und Stacheldraht rundherum. Um irgendwo hin zu kommen braucht man auf jeden Fall ein Auto oder Taxi.
An der Waterfront, wo wir liegen, gibt es nur ein paar Lokale, einen Bottle-Shop, einen Kiosk wo man Zeitungen und Brot bekommt, ein paar kleine Boutiquen und eine Wäscherei. Es ist so ganz anders als wir bisher gewachsene Hafenstädte mit mehr oder weniger Flair gewohnt sind. Wir haben zwar erst im Mai in den Salomonen/Liapari Island unser Antifouling am Rumpf neu gemacht, aber leider haben wir damals den falschen Primer zum Ausbessern bekommen und dieser löst sich jetzt am Wasserpass in großen Blasen ab und es beginnt langsam dort zu rosten – d.h. wieder ab in die Marina!
Nach einer Woche haben wir alles soweit vereinbart und vorbereitet und bekommen für Montag für 8 Uhr einen Krantermin und Landliegeplatz. Bereits am Sonntag verlegen wir uns in den Zululand-Yachtclub, da die Einfahrt dort versandet und sehr flach ist kann man nur bei Hochwasser zufahren und wir wollen rechtzeitig Montagfrüh da stehen. Wie wir schon geahnt haben dauert alles mal wieder viel länger, um 6 Uhr wäre Hochwasser, aber vor 9 Uhr ist noch niemand arbeitslustig. Dann muss zuerst noch ein anderes Schiff ins Wasser und sitzt natürlich auf, da das Wasser ja bereits wieder fällt. Bis wir dann endlich an der Reihe sind, geht es sich vom Wasserstand gerade noch so aus, dass wir nur 1x aufsitzen. Nach mehreren Stunden (die Pausen müssen ja schließlich eingehalten werden) stehen wir dann am späten Nachmittag endlich auf unserem Platz.
Jetzt ist es natürlich bereits Zeit zum Heimgehen und dass das Schiff eventuell von Muscheln, Algen und sonstigen Gewächsen gereinigt werden sollte bevor alles eintrocknet, ist hier den Leuten vollkommen egal. Es wundert einem auch nicht, denn die schwarzen Arbeiter bekommen pro Arbeitstag (nicht Stunde!) ganze 150 Rand = ca. 12 € und da würden wir auch keinen großen Arbeitseifer an den Tag legen. Da schnappen wir uns eben selbst die Lanze und putzen in Eigenregie. Am Dienstag und Mittwoch hat es geregnet und wir haben nur kleine Vorarbeiten machen können, denn zum Sandstrahlen brauchen wir möglichst trockenes Wetter. Donnerstag wäre ein perfekter Tag gewesen, aber da war die bestellte Farbe natürlich nicht da (obwohl wir vorher bestellt hatten und es geheißen hat das alles lagernd ist). Tja, da darf man eben den Mut nicht verlieren und muss doch mal den Leuten ein bisschen Zuckerbrot und Peitsche andienen lassen (ganz darf man es sich halt auch nicht verscherzen). Freitagabend war es dann soweit, Primer, Farbe, Korund, Sandstrahlgebläse und Kompressor stehen bereit und wir fangen frohen Mutes an.
Eigentlich wäre ja sogar ein Arbeiter beim Preis dabei, aber auf diesen “Service“ verzichten wir dankend, denn bei deren Arbeitsauffassung und –tempo würden wir die Nerven schmeißen und wenn man selbst Fehler macht, weiß man dann wenigstens auf wen man schimpfen darf. So sieht also unsere Vorweihnachtszeit aus, keine Maroni oder heißer Glühwein vor dem Ofen sondern selbst im Backofen braten bei staubiger Beschäftigung – FROHE WEIHNACHTEN!