Die letzte Nacht hat uns der Wind dann doch noch im Stich gelassen und wir haben die “eiserne Genua“ (für Nichtsegler – den Motor) gestartet, weil wir bereits das Land gerochen haben und endlich ankommen wollten.
Der Schiffsverkehr ist, je näher wir der südafrikanischen Küste gekommen sind, immer dichter geworden und unser AIS wurde schon langsam heiser vom vielen piepsen. Zwischen den riesigen Pötten dahin zu schwappen ist nämlich auch nicht so ungefährlich, denn nicht jeder nimmt Rücksicht auf so eine kleine Keksdose wie unsere. Viele Rudergänger der gigantischen Container- oder Tankschiffe sind ja sehr nett und nehmen Kontakt mit uns auf wenn es manchmal knapp wird, wie wir an einander vorbeifahren können. Einige denen fad bei der Wache ist, plaudern dann auch mit uns, aber manche sind einfach nur stur.
So hatten wir z.B. einen riesigen Tanker, der in Frontalkurs auf uns zugefahren ist, ich habe ihn mehrmals über Kanal 16 angefunkt, aber keine Antwort erhalten. Bis es mir dann zu blöd geworden ist und ich ihn über AIS-Safety-Ruf angepreit habe – da muss er antworten, denn sonst piepst sein Gerät unerbittlich. Etwas verstimmt hat er gemeint, dass er seinen Kurs nicht ändern will und kann. Auch auf meine Bitte hin nur etwa 5° auszuweichen, da wir ein Segelschiff unter Segeln sind und in der starken Strömung kaum unseren Kurs halten können, hat ihn nicht interessiert.
Er hat dann rot –weiß – rot aufgezogen (Manövrierbehindert) und ich habe bei mir nur gedacht „Junge – unter dieser Flagge fahren wir doch die ganze Zeit und haben uns auch nicht so“. Mit nur etwa 200m Entfernung haben wir uns dann passiert – zum Glück sind solche Miesmuffeln nicht so häufig. Ausnahmsweise haben wir mal Vollmond bei unserer Überfahrt und da ist es echt angenehm zu segeln. Bereits in der Nacht ist der Himmel nicht nur vom Mond erhellt sondern auch der Lichtkegel von Richards Bay, einem der größten Häfen Südafrikas, ist schon gut sichtbar. Bei Sonnenaufgang hat sich dann die Küste dieses neuen Kontinents in voller Schönheit vor uns ausgebreitet.
Eine leicht hügelige Küstenlinie, im Hintergrund die hohen Berge, viel Sand und niedrige Buschlandschaft, aber wir hören noch keine Löwen brüllen oder Elefanten tröten. Vor der Hafeneinfahrt ankern 26! Großschiffe und genau in der Einfahrt wird gerade ein Wrack zerlegt, das im August 2013 dort gestrandet ist. Als wir die Einfahrt langzuckeln, sehen und riechen wir schon die Lieblingsbeschäftigung der Südafrikaner – Braai – das allgegenwärtige grillen.
Nach 1.500 sm in nur 12 Tagen machen wir erstmal in der Tuzi Gazi-Marina am Immigration-Pier fest. Nachdem wir den ganzen Tag erfolglos auf die Offiziellen gewartet haben, gönnen wir uns zur Feier unserer glücklichen Ankunft ein riesiges Steak im Restaurant und fallen nach einigen Bierchen todmüde in die Falle – Morgen ist auch noch ein Tag und da kommen dann hoffentlich auch die ganzen Beamten!