Jetzt knallen die Korken! – 032° 56,7´ Länge, 07° 07,7´ Breite – heute haben wir einen der außergewöhnlichsten Punkte unserer Reise erreicht!
Aber was macht diesen unscheinbaren Punkt, knapp 120 Meilen vor der brasilianischen Küste, für uns eigentlich so besonders? Eigentlich nur die Tatsache, dass wir schon mal hier waren, nämlich genau vor 4 Jahren, 10 Monaten und 18 Tagen – wir haben damit unser Kurslinie gekreuzt und die Erde wirklich umrundet. Dazwischen liegen zwei legendäre Kaps, 29 unvergessliche Länder, unzählige wundervolle Inseln und ca. 36.000 Seemeilen unendliche Weite mit vielen Eindrücken und Erinnerungen. Am Anfang einer solchen Reise braucht man natürlich erst mal handfeste Ziele. Wir hatten uns vorgenommen einmal um die Welt über die Kaps zu segeln.Doch wie auch bei den anderen Seglern ändern sich die Prioritäten und somit die ausgewählten Routen mit zunehmender Zeit und Erfahrung. Viele bleiben einfach ein paar Jahre in der Karibik oder sie verkaufen ihr Schiff im Westen des traumhaften Pazifiks um sich die beschwerliche Heimreise rund um Afrika zu ersparen, frei nach der Devise „Man soll aufhören wenn es am Schönsten ist“.
Natürlich können auch familiäre oder gesundheitliche Probleme dazu führen die anfänglich gesteckten Ziele aufgeben zu müssen, wie es bei uns fast der Fall gewesen wäre. Auf jeden Fall haben wir für uns gelernt, dass es das Zusammentreffen mit unterschiedlichen Kulturen und natürlich Menschen ist, was uns weitertreibt. Es gibt einfach noch so viel zu sehen und zu erleben für uns. Obwohl wir bereits seit über fünf Jahren unterwegs sind, sitzen wir oft am Abend zusammen und hören uns von neuen Orten reden, die wir noch „unbedingt“ besuchen müssen.Leider sind wir aber schon auf dem Heimweg und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir wieder vom grauen Alltagstrott eingefangen und an die unendliche Freiheit, die wir jetzt genießen, zurückdenken werden. Aber das ist auch ok, denn eigentlich sind wir nicht unglücklich darüber, sondern dankbar für das Privileg eine solche Reise gemacht haben zu können (und sie ist ja noch nicht zu Ende!) die unsere Sichtweise und Prioritäten doch sehr verändert hat.Wir sind einfach glücklich für jeden Tag, jede Erfahrung und jeden Menschen den wir getroffen haben, denn dies ist etwas dass man uns nie wieder wegnehmen kann.
Nachtrag: Nach einigen Tagen Pause hatten wir gestern mal wieder die Angelleine ausgelegt. Wir sitzen im geschützten Cockpit, rund um uns dunkle Gewittertürme, als die Angelschnur mit lautem Ratschen plötzlich ausläuft. Beim Hereinkurbeln haben wir noch gerätselt, was für einen wundervollen saphirblauen Fisch mit riesigen flügelähnlichen Flossen wir gefangen haben, aber dann haben wir das unverkennbare lange Horn gesehen. Unser erster Blue Marlin- na wenn das nicht ein Festtagsschmaus ist!
sytaurus hat am Juli 7th, 2015 04:27 geantwortet:
man merkt es kaum, aber plötzlich fährst du über deine eigene Heckwelle von vor fast fünf Jahren und dann weisst du irgendetwas ist faul an der Sache. Kuchen backen war nicht, der wäre auch sehr schief geworden.