Wir hatten Fritz die letzten Tage geholfen seine Terrasse zu betonieren, haben Maschinen repariert, Überzüge für seine Couch genäht und auch noch einiges mehr. Nun wollten wir eigentlich zu irgendeiner der nördlichen Inseln fahren und dort in trauter Zweisamkeit die Feiertage bis Silvester verbringen.
Vorgestern Nachmittag sind jedoch die beiden französischen Schiffe Objectif lune und Chtimagine III von ihrer Inseltour durch die nördlichen Motus zurückgekehrt und Hugo hat uns gefragt, ob wir nicht beim weihnachtlichen Spanferkel mitmachen wollen. Da diese Option sehr verlockend war haben wir zugesagt und sind zur Insel Taravai gefahren, wo dieses Fressgelage im Haus von Edouard abgehalten werden soll. In der herrlichen Lagune hatte auch bereits das ebenfalls französische Schiff Mangaia geankert, das wir schon in Puerto Eden und auf der Osterinsel getroffen hatten. Bei einem gemütlichen Kaffee haben wir die letzten Erfahrungen ausgetauscht und dann sind auch schon die beiden anderen Schiffe angekommen, die noch in Rikitea ihre Vorräte wieder aufgefüllt hatten (beide haben je zwei immer hungrige Teenager an Bord – also Raubtierfütterung).
Gestern sind die Männer mit Harpunen bewaffnet ausgezogen um unser Abendessen zu jagen. Christoph war sehr erfolgreich mit zwei richtig schönen Doktorfischen (sind fast die Einzigen, die man hier ohne Ciguateragefahr essen kann) und am Abend haben wir gemeinsam unsere Ausbeute gegrillt und vernichtet, dabei wurde der Schlachtplan für heute entworfen. Hugo, Pierre und Edouardo waren auserkoren das Schweinchen zu jagen, Christoph und Pierre sollten das Feuerholz besorgen und die Damen haben sich um den Rest des festlichen Mahles gekümmert (wie in Urzeiten). So hat es bald aus allen Kochtöpfen und Pfannen geraucht und der Wind hat die leckeren Düfte von Schiff zu Schiff getragen.
Ich hatte bereits früh morgens einen kreativen Anfall und habe noch auf die Schnelle aus Schokoladenpapier, alten Chipssackerln und Kaffeetüten Recyclingschmuck gebastelt, der dann am Abend unter viel Gelächter an unserem Weihnachtsbusch illuminiert wurde. Aber zuerst musste ja der Hauptakteur ins Spiel geholt werden und zum Glück waren unsere Jäger auch erfolgreich und haben ein 25 kg-Ferkelchen erwischt. Unter viel Quietschen und Schreien wurde es herangeschafft, aber das Töten ist dann zum Glück recht professionell, schnell und ohne große Gegenwehr geschehen. Christoph und ich hatten als Großstadtkinder noch niemals unseren Weihnachtsbraten selbst erlegen müssen – war daher für uns ein ganz „besonderes“ Erlebnis.
Pierre und Edouard sind es mit viel Erfahrung und Routine angegangen, so wurde das bereits betäubte Tierchen mit einem beherzten Stich ins Jenseits befördert und dann mit viel kochendem Wasser und noch mehr Handarbeit von den Borsten befreit. Bis es dann fertig ausgenommen und gesäubert war, war auch der Umukai (Erdofen) soweit bereit und nun hieß es nur mehr ein paar Stunden warten. Die Zeit haben wir uns mit Aquavolleyball und Boule, dem Nationalsport der Franzosen, vertrieben oder sind einfach faul im Schatten gelegen. Bei Einbruch der Dunkelheit war dann auch unser Schweinchen gar und wurde wieder ausgegraben. Die lange Tafel hat sich unter den Köstlichkeiten gebogen, nicht nur das Ferkelchen ist auf der Zunge zergangen, auch die Beilagen waren sehr vielfältig.
Vom Budin, der mit viel Gewürzen und Zwiebeln aus dem frischen Blut gekocht wurde über sahniges Kartoffel-Gratin, Pain de Coco in Bananenblättern, Potiron bis zum guten alten Kartoffelsalat war alles da (eigentlich wollte ich ja etwas anderes machen, aber der hat ihnen gestern so gut zum Fisch geschmeckt, dass ich ihn wieder machen sollte) . Danach haben wir ein paar Runden Nacht-Boule gespielt (ist eine richtige Herausforderung, da man die Entfernungen nur schwer schätzen kann) bevor wir über das Nachspeisenbuffet hergefallen sind. Eigentlich waren wir ja alle schon überfressen, aber ein kleines Stückchen Bananenkuchen, Zitronentorte, ein Schokopilzchen oder Griessoufflé mit Guavemus geht noch allemal rein. Inzwischen haben wir aber ins Haus flüchten müssen, denn der nächtliche Regenguss hat auch heute nicht ausgelassen.
Jeder hat sich in ein Eck gelümmelt und Hugo und Tom haben uns noch ein wenig mit ihren Gitarren unterhalten bis sich dann alle mit ihren Beibooten durch die Korallenriffe zu ihren Schiffen aufgemacht haben. Morgen geht es dann weiter, denn es sind noch riesige Mengen übrig geblieben und die werden wir hoffentlich morgen vertilgen können – na denn joyeux Noel!
sytaurus hat am Januar 3rd, 2012 20:55 geantwortet:
es ist schon ein Unterschied zwischen Spanferkel und Erdferkel – wenn wir zurück sind können wir es ja mal ausprobieren. Bis dahin wünschen wir euch noch eine glückliche und harmonische Zeit und dass das Jahr 2012 euch das bringt was ihr euch wünscht. Übrigens zu spät kommt ihr nicht, denn wir feiern erst 10 Stunden später als ihr.