Die Uhr zeigt 7 Uhr morgens, die Sonne kitzelt unsere Nasen durch die offene Luke, das Thermometer kratzt bereits die 30° C Marke – wir sind zu Hause! Mit einer Tasse Kaffee in der Hand klettern wir ins Cockpit, ribbeln uns den Schlaf aus den Augen und genießen erstmal den Morgen bevor wir uns wieder in die Arbeit stürzen. Erfreulicherweise gibt es Dank Volkers und Michaelas (unsere Freunde von der La Gitana) guter Vorsorge und Einmottung all unserer Dinge und Lebensmittel kaum Ausfälle oder Schäden. Keine einzige Dose ist explodiert und auch die Insekten und Kakerlaken haben keine wilden Partys gefeiert – ok, natürlich ist in den sechs Monaten unserer Abwesenheit bei einigen Lebensmitteln das Ablaufdatum überschritten worden, aber das ist im Rahmen des erträglichen. Der Außenborder, die Maschine, der Kompressor, der Generator,… sind alle spätestens beim zweiten Anreißen problemlos gestartet (da sieht man wieder was gute Wartung ausmacht).
Noel, der Besitzer der Liapari Werft, hat regelmäßig unser Schiff gelüftet und so hat sich sogar während der Regenzeit kaum Schimmel oder Moder irgendwo angesetzt. Trotzdem wird erst mal alles einer gründlichen Inspektion und Reinigung unterzogen. Tagelang krieche ich bei der Hitze unter Deck durch die Schapps und Fächer und miste bei der Gelegenheit auch gleichmal ein bisschen aus. Immer wenn wir etwas zur Mülltonne bringen, werden wir schon beobachtet und keine drei Minuten später sind die Dinge auch schon weg. So finden Christophs alte, schon ganz kaputte und harte Segelstiefel noch einen neuen glücklichen Besitzer und meine ausgemisteten Marmeladengläser und Flaschen zieren noch so manchen Haushalt. Wir in unserer Überschusszivilisation haben oft schon vergessen wie wertvoll unsere Rohstoffe sind und wenn man nichts hat oder kaufen kann, wie man sich über „abgetragene Dinge“ freut. Noel und Rosie lachen nur und meinen, dass die lokalen Familien sich regelrecht um den „Müll“ der Yachties streiten, denn jedes Schiff mistet hin und wieder aus und meistens noch ganz brauchbare Sachen, da der Platz an Bord ja doch nur sehr beschränkt ist.
Gestohlen wird hier nichts, die Arbeitshosen die wir am Steg liegengelassen haben als wir auf den Hardstand zum Reinigen und Streichen des Unterwasserschiffs gekommen sind, waren nach drei Tagen noch immer auf der selben Stelle. Die Melanesier sind eher reservierter als die Polynesier, aber langsam tauen sie auf und wir haben schon wieder nette Kontakte. Die Kinder umlagern uns und erzählen uns auf Bislama ihre Geschichten (die wir kaum verstehen), aber dafür schmeißt Onkel Christoph gelegentlich eine Lage Lollies für alle und auch die einheimischen Frauen kommen inzwischen mit ihren Kanus und verkaufen uns ihr selbstangebautes Gemüse und fragen nach Kochrezepten oder Tipps.
Trotzdem wollen wir bis Ende der Woche aufbrechen, denn sonst sind wir blutleer gesaugt von den unzähligen Moskitos. Zum Glück hat sich auch unsere verlorene Tasche wieder eingefunden und die Welt ist durch Mannerschnitten und Schwarzbrot wieder gerettet (man muss Prioritäten setzen – die Ersatzteile sind da nicht so wichtig). Aber nicht alles ist nur Sonnenschein, denn drei Tage nach unserer Abreise wurde bei Christophs Mutter eingebrochen und mein gesamter Schmuck und die Geldkassette mit den Münzen wurden gestohlen. So sitzen wir nun am anderen Ende der Welt ohne Internet- oder Telefonverbindung und können fast nichts machen. Große Hoffnung, dass ich meinen Schmuck jemals wieder bekomme habe ich nicht, so kann ich halt nurmehr in Erinnerungen an „schöne Zeiten“ schwelgen.
sytaurus hat am Mai 18th, 2014 02:16 geantwortet:
wir sind mit unseren Arbeiten fertig und werden uns langsam am Weg machen. Viel Spass bei unserer Reisebegleitung. Wir werden jetzt für die nächsten 3 Monate wieder komplett außerhalb der Zivilisation sein (kein Telefon, kein Internet, kein Supermarkt oder sonstiges modernes Zeug)