Noch immer bin ich in den Fittichen der Medizin gefangen und darf die Feiertage höchstwahrscheinlich im Kreise der Ärzte und Schwestern des SMZ-Ost verbringen – so wie man sich eben besinnliche Weihnachten vorstellt.
Seit drei Wochen werde ich nun schon durchleuchtet, besichtigt, gepikst und getestet und den Damen und Herren Doktoren gebe ich ordentlich was zu knabbern, denn meine Symptome sind nicht richtig typisch für einen Tauchunfall oder Schlaganfall. Tagelang brüten die Gelehrten über meinen Untersuchungsergebnissen und die Hygieneabteilung und Bakteriologie hat mein Blut und Liquor auf alles Mögliche und Exotische untersucht und siehe da, sie haben am letzten Freitag einen seltenen Parasiten in meiner Gehirnflüssigkeit gefunden. Ist zwar nicht angenehm zu wissen, dass da gefährliche Amöben in mir herumgeistern, aber nun kristallisiert sich hoffentlich ein Heilungsweg heraus. Um Erfahrungswerte auszutauschen werden aber auch noch international die Kollegen konsultiert (weltweit gibt es nämlich nur ein paar hundert dokumentierte Fälle) was sich natürlich so kurz vor Weihnachten etwas schwierig gestaltet – tja, ich bin halt immer für Überraschungen gut.
Christoph hat nur gemeint, man sollte auf der “Großwildjagd“ den Wirt möglichst nicht umbringen, denn er hat sich schon so sehr an mich gewöhnt. Wenn Charly (jeder Mitbewohner hat schließlich einen Namen) mich bisher nicht umgebracht hat, sind meine Überlebens- und Heilungschancen aber relativ groß, es dauert halt nur seine Zeit. Bevor mich der Lagerkoller ganz übermannt hat, bin ich das letzte Wochenende auf Revers ausgebüchst und habe nach fast vier Jahren erstmals wieder unsere Wohnung betreten. Es war einfach herrlich mal durch einen großen Supermarkt zu schlendern, vom Cobenzl aus Wien zu betrachten oder ein weihnachtliches Konzert zu hören
– all das hatten wir die letzen Jahre nicht und es hat mich gestärkt für das was mich die nächsten Wochen erwarten wird. Montag bin ich mit frischer Kraft und neuem Mut wieder auf der Matte der neurologischen Abteilung gestanden und hoffe nun psychisch den Schleudergang der Medizin zu überstehen. Zum Glück besuchen mich relativ viele Freunde und verschönen mir damit den tristen Krankenhausaufenthalt.
Erst jetzt gewährt mir mein heißgeliebter Ehemann volle Einsicht in das Ausmaß der ganzen Misere. Bisher hat es meistens nur geheißen: „kümmer dich nicht drum, schau nur das du wieder ganz gesund wirst, den Rest erledige ich“ – ist zwar sehr angenehm, aber befriedigt meine Neugierde nicht. Ich möchte mich nochmals bei allen für die Hilfsbereitschaft bedanken, die wir von allen Seiten zuteil geworden ist.
Es war schier unglaublich, das hat angefangen beim Honorarkonsul in Honiara, Hr. Gerald Stenzel über die Mitarbeiter in der Botschaft in Canberra, die relativ rasch und unbürokratisch eine Zahlungsgarantie für den Medi-flight übernommen hätten (den wir dann zum Glück nicht gebraucht haben) über unsere Freunde und Eltern, die sich unglaublich engagiert haben. Ebenso die vielen guten Ratschläge und medizinischen Tipps und Prognosen, aus denen wir wählen konnten (nicht böse sein, aber wir konnten nicht alle befolgen). Zu guter letzt die vielen Freunde und Leser die sofort finanziell geholfen haben, ohne viel nachzufragen. WIR DANKEN EUCH ALLEN !!!!!! und werden euch bei Zeiten (nach meiner Krankenhausentlassung) für ein gemütliches Zusammentreffen einladen. Bis dahin wünschen wir besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2014!
sytaurus hat am Dezember 26th, 2013 15:07 geantwortet:
ja unsere Ärzte sind sehr bemüht und versuchen alles nur Mögliche und Unmögliche, aber ich bin ja auch kein alltäglicher Fall und somit sehr interessant. Mal schauen was die Damen und Herren sich noch einfallen lassen. Frohe Feiertage !